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Engelslieder

Engelslieder

Titel: Engelslieder
Autoren: Kat Martin
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ihrer Wohnung war, hinterließ sie Joe eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Er arbeitete zwar im Kommissariat Einbruch und Diebstahl, doch sie ging davon aus, dass er ihr trotzdem helfen könnte. Sie wollte ihn bitten, ihr Einblick in die Liste der registrierten Pädophilen aus dem Raum Seattle zu gewähren. Vielleicht würde sie den blonden Mann aus ihrem Traum wiedererkennen.
    Sie dachte gerade darüber nach, wie sie ihm ihr Anliegen erklären sollte, ohne den Traum zu erwähnen, als das Telefon klingelte.
    Es war Joe. “Hey, Süße, was gibt’s?”
    “Du musst mir einen Gefallen tun, Joe.” Jetzt kam die Notlüge, die sie mehr schlecht als recht hervorbrachte. “Äh … kurz vor den Sommerferien habe ich in der Nähe des Schulhofs einen Mann herumlungern sehen. Damals dachte ich mir nichts dabei, aber inzwischen frage ich mich, ob ich wohl mal in eure Akten schauen könnte … Du weißt schon, die mit den Fotos der bekannten Pädophilen aus dieser Gegend. Ich will nur sichergehen, dass er keiner von ihnen ist.”
    “Klar. Ich sage dem Sergeant, dass du einen Blick in die Verbrecherkartei werfen möchtest. Wann willst du herkommen?”
    “Wie wär’s mit heute Nachmittag?”
    “Geht klar. Komm einfach nach … sagen wir nach vierzehn Uhr vorbei. Bis dahin müssten die Jungs alles vorbereitet haben.”
    Um Viertel nach zwei betrat sie das moderne Gebäude in der Virginia Street, in dem die für den westlichen Bezirk zuständige Abteilung des Seattle Police Department untergebracht war. Sie nannte dem diensthabenden Sergeant Joes Namen und wurde den Flur hinuntergeschickt. Joe, ein dunkelhaariger Mann mit rotem Gesicht, der behauptete, mindestens zur Hälfte Ire zu sein, erwartete sie bereits.
    “Hey, Autumn, schön, dich zu sehen.”
    “Finde ich auch, Joe.”
    “Das fällt zwar nicht in meinen Bereich, aber einer der Jungs hat die Sachen zusammengestellt. Heutzutage geben wir ja alles in den Computer ein, aber wir haben auch noch Fotos – damit tun sich Laien nicht so schwer.” Joe führte sie in ein Zimmer, und sie nahm an einem Tisch Platz, auf dem sich mehrere Alben stapelten. Sie schlug das erste auf und fing an, durch die Seiten voller Bilder zu blättern. Einige Männer sahen sehr rüde aus – mit Ohrringen, lange Bärten und strähnigem Haar –, andere hingegen wirkten vollkommen harmlos. Das waren vermutlich jene, vor denen man sich besonders hüten musste.
    Sie verbrachte fast zwei Stunden damit, sich durch die Fotoalben zu wühlen, doch keins der Gesichter kam ihr auch nur im Entferntesten bekannt vor. Das ist nun schon der zweite gescheiterte Versuch, dachte sie auf dem Weg aus dem Gebäude.
    Doch irgendwie war sie auch froh.
    Es ist nur ein Traum, sonst nichts. Und selbst wenn nicht, du hast alles getan, um die Geschehnisse zu verhindern.
    Sie versuchte, sich davon zu überzeugen, aber der Zweifel nagte weiter an ihr. Am Abend nahm sie eine Schlaftablette und schlief tief und fest bis zum nächsten Morgen.
    Zum ersten Mal seit Tagen erwachte Autumn erholt und ausgeschlafen. Sie bedankte sich bei der kleinen Pille, die den Albtraum abgewehrt hatte, und betete, er möge niemals wiederkommen. Sie beschloss, ihr Morgentraining ausnahmsweise einmal ausfallen zu lassen, kuschelte sich in die Kissen und gönnte sich noch ein wenig Schlaf.
    Heute müsste sie den Klettergrundkurs und ein paar Einzelstunden am Nachmittag geben – die brachten zusätzliches Geld. Später, sobald Terri Feierabend hätte, würde sie sich mit ihr im Fitnessclub treffen. Ihre Freundin war zwar kein Mitglied bei Pike’s Gym, nutzte gelegentlich jedoch einen der Gästepässe, die Autumn im Rahmen ihrer Trainertätigkeit erhielt. Allerdings trainierte sie nicht gerade besonders intensiv, sondern sah sich lieber die Männer an.
    Um sechs Uhr machte sich Autumn auf den Weg zum Studio. Sie hoffte, vor Terris Ankunft noch ein paar ernsthafte Übungen zu schaffen. Denn sobald sie da wäre, säßen sie nur noch an einem der Tische in der Health Bar und tränken Smoothies.
    Sie hatte gerade ihre Oberschenkelmuskulatur geschunden – Muskeln, die fürs Klettern enorm wichtig waren –, als sie ihre Freundin erspähte. Terri trug einen engen schwarzen Gymnastikanzug und ein pink-schwarzes, in der Taille gebundenes Top. Sie sah atemberaubend aus. Wann immer sich die Gelegenheit bot, trug sie ihren wohlproportionierten Körper mit Vergnügen zur Schau.
    “Hallo z’samma!” Terri winkte und kam auf sie zu. In Virginia geboren
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