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Engelslicht

Engelslicht

Titel: Engelslicht
Autoren: Lauren Kate
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nichts mir dir zu tun. Es tut mir leid, dass ich nicht weiß, wie ich mich genauer ausdrücken kann, aber ich habe dich vermisst. So sehr.«
    Callies Schultern spannten sich an. »Früher hast du mir alles erzählt.« Doch der Blick, den sie tauschten, sagte, dass beide Mädchen wussten, dass das nicht länger möglich war.
    Vor dem Haus schlug eine Autotür zu.
    Durch die offene Jalousie sah Luce, wie Daniel auf das Haus zukam. Und obwohl noch keine Stunde vergangen war, seit er sie abgesetzt hatte, beschleunigte sich ihr Herzschlag und ihre Wangen röteten sich bei seinem Anblick. Er ging langsam, als würde er schweben, und sein roter Schal flatterte hinter ihm im Wind. Selbst Callies Augen folgten ihm.
    Sie standen mit ihren Eltern am Eingang. Luce schloss jeden lange in die Arme – zuerst ihren Dad, dann ihre Mom, dann Callie, die ihre Umarmung erwiderte und flüsterte: »Was ich gestern Abend gesehen habe – wie du in diesen … diesen Schatten getreten bist – das war wunderschön. Ich will nur, dass du das weißt.«
    Luce spürte, dass ihre Augen erneut zu brennen anfingen. Sie drückte Callie noch einmal und flüsterte: »Danke.«
    Dann lief sie den Weg hinunter und in Daniels Arme.

    »Da seid ihr ja, ihr Turteltäubchen, Kropf an Kropf und Haut an Häutchen«, sang Arriane und steckte den Kopf hinter einem langen Bücherregal hervor. Sie saß in Overall und Springerstiefeln, das dunkle Haar zu kleinen Rattenschwänzchen geflochten, im Schneidersitz auf einem Bibliotheksstuhl und spielte mit ihren Rastabällen.
    Luce war nicht gerade glücklich, wieder in der Bibliothek der Sword & Cross zu sein. Sie war renoviert worden, seit das Feuer sie zerstört hatte, aber es roch immer noch so, als habe hier etwas Großes und Hässliches gebrannt. Offiziell war der Brand als kleiner Zwischenfall abgetan worden, obwohl er ein Todesopfer gefordert hatte – Todd, einen stillen Schüler, den Luce bis zur Nacht seines Todes kaum gekannt hatte. Luce wusste, dass irgendetwas Dunkles hinter diesem Feuer steckte. Sie machte sich Vorwürfe. Das Ganze erinnerte sie zu sehr an Trevor, einen Jungen, in den sie einmal verknallt gewesen war und der in einem anderen unerklärlichen Feuer gestorben war.
    Als sie und Daniel nun um ein Bücherregal herum in den Gruppenarbeitsbereich kamen, sah Luce, dass Arriane nicht alleine war. Sie waren alle da: Gabbe, Roland, Cam, Molly, Annabelle – der langbeinige Engel mit dem pinkfarbenen Haar –, sogar Miles und Shelby, die aufgeregt winkten und völlig anders aussahen als die anderen Engel, aber auch nicht wie sterbliche Jugendliche.
    Miles und Shelby – hielten die beiden Händchen? Aber als Luce genauer hinsah, waren ihre Hände unter dem Tisch verschwunden, an dem sie alle saßen. Miles zog sich die Baseballkappe tiefer ins Gesicht. Shelby räusperte sich und beugte sich über ein Buch.
    »Dein Buch«, sagte Luce zu Daniel, sobald sie den dicken Band entdeckt hatte, aus dem unten am Buchrücken der braune Leim bröckelte. Auf dem verblichenen Einband stand: Das Wächteramt der Engel. Theologisch-philosophische Betrachtungen zur Welt- und Himmelsordnung von Daniel Grigori.
    Sie griff automatisch nach dem blassgrauen Band. Dann schloss sie die Augen, weil es sie an Penn erinnerte, die das Buch in Luces letzter Nacht als Schülerin an der Sword & Cross gefunden hatte, und weil das Foto, das in den Buchdeckel eingeklebt worden war, sie letztlich davon überzeugt hatte, dass ihre Geschichte, wie Daniel sie ihr erzählt hatte, vielleicht doch möglich sein konnte.
    Es war ein Foto, das in einem anderen Leben aufgenommen worden war, in Helston, England. Und obwohl es gar nicht hätte möglich sein können, bestand kein Zweifel: Die junge Frau auf dem Foto war sie.
    »Wo hast du es her?«, fragte Luce.
    Ihre Stimme musste etwas verraten haben, denn Shelby entgegnete: »Was ist so wichtig an diesem alten verstaubten Ding?«
    »Es ist kostbar. Es ist jetzt unser einziger Schlüssel«, sagte Gabbe. »Sophia hat einmal versucht, es zu verbrennen.«
    »Sophia?« Luce legte sich erschrocken die Hand aufs Herz. »Miss Sophia hat versucht – das Feuer in der Bibliothek? Das war sie?« Die anderen nickten. »Sie hat Todd auf dem Gewissen«, murmelte Luce benommen.
    Es war also nicht Luces Schuld gewesen. Ein weiteres Leben, das auf Sophias Konto ging. Luce fühlte sich dadurch nicht besser.
    »Und an dem Abend, als du es ihr gezeigt hast, wäre sie beinahe vor Schreck gestorben«, fuhr Roland
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