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Engelslicht

Engelslicht

Titel: Engelslicht
Autoren: Lauren Kate
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die Wange, dann legte er den Rückwärtsgang ein und fuhr aus dem nassen Wald auf eine zweispurige Straße. Ihr Auto war das einzige weit und breit.
    »Daniel?«, fragte Luce noch einmal. »Worüber sollte ich mir noch Gedanken machen?«
    Er warf einen Blick auf Luces Schlafanzug. »Kannst du dich gut krank stellen?«

    Der weiße Taurus stand im Leerlauf in der Gasse hinter dem Haus ihrer Eltern, als Luce sich an den drei Azaleen neben ihrem Schlafzimmerfenster vorbeischlich. Im Sommer würden Tomatenranken aus dem schwarzen Erdreich kriechen, aber im Winter sah es neben dem Haus kahl und trostlos und nicht besonders anheimelnd aus. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal hier draußen gestanden hatte. Sie hatte sich aus drei verschiedenen Internaten gestohlen, aber niemals aus dem Haus ihrer Eltern. Jetzt schlich sie sich hinein, und sie wusste nicht, wie ihr Fenster funktionierte. Luce ließ den Blick über die Häuser in ihrer Straße wandern, über die Morgenzeitung, die in einer beschlagenen Plastiktüte am Rand des Rasens ihrer Eltern lag, über den alten netzlosen Basketballkorb in der Einfahrt der Johnsons auf der anderen Straßenseite. Nichts hatte sich verändert, seit sie fort gewesen war. Nichts hatte sich verändert außer ihr selbst. Wenn Bill Erfolg hatte, würde diese Wohngegend dann auch verschwinden?
    Sie winkte Daniel im Auto ein letztes Mal zu, holte tief Luft und benutzte die Daumen, um das Fenster hochzustemmen.
    Es glitt mühelos nach oben. Innen hatte bereits jemand das Fenstergitter herausgenommen. Luce hielt erstaunt inne, als die weißen Vorhänge sich teilten und der halb blonde, halb schwarze Schopf ihrer einstigen Feindin Molly Zane den freien Raum ausfüllte.
    »Ey Hackepeter, was geht ab?«
    Luce stellten sich die Nackenhaare auf, als sie den Spitznamen hörte, den sie sich an ihrem ersten Tag in der Sword & Cross eingehandelt hatte. Hatten Daniel und Roland das gemeint, als sie sagten, sie würden sich daheim um alles kümmern?
    »Was machst du denn hier, Molly?«
    »Los, komm. Ich beiße nicht.« Molly streckte eine Hand aus. Ihre Nägel zierte abgeplatzter grüner Nagellack.
    Luce legte ihre Hand in Mollys, duckte sich und schob sich seitwärts, ein Bein nach dem anderen, durch das Fenster.
    Ihr Schlafzimmer sah klein und altmodisch aus, wie eine Zeitkapsel einer längst vergangenen Luce. An ihrer Tür hing das gerahmte Poster des Eiffelturms. Da war ihre Pinnwand mit Bändern vom Schwimmteam aus der Thunderbolt Elementary. Und dort, unter der grün-gelben Bettdecke mit Hawaiiprint, lag ihre beste Freundin, Callie.
    Callie kroch unter der Decke hervor, rannte um das Bett herum und warf sich Luce in die Arme. »Sie haben mir immer wieder gesagt, dass du okay sein würdest, aber weißt du, so, dass ich gleich wusste: Sie haben selber Schiss wie sonst was, aber sie verraten dir nichts. Hast du überhaupt eine Ahnung, wie absolut unheimlich das war? Es war, als seist du vom Erdboden verschwunden …«
    Luce umarmte sie fest.
    »Okay, ihr zwei«, knurrte Molly und zog Luce von Callie weg, »ihr könnt euch später noch mit ›Oh mein Gott!‹ verausgaben. Ich habe nicht die ganze Nacht mit dieser billigen Polyesterperücke in deinem Bett gelegen und Luce-mit-Magengrippe gespielt, damit ihr beiden jetzt unsere Tarnung auffliegen lassen könnt.« Sie verdrehte die Augen. »Amateure.«
    »Warte mal. Du hast was getan?«, fragte Luce.
    »Als du … verschwunden warst«, sagte Callie, »war doch eins klar. Das konnten wir deinen Eltern einfach nicht erklären. Ich konnte es ja selbst kaum fassen, obwohl ich es mit eigenen Augen gesehen hatte. Während Gabbe den Garten in Ordnung gebracht hat, habe ich deinen Eltern erzählt, dass dir übel sei und du ins Bett gegangen seist, und Molly hat so getan, als sei sie du, und …«
    »Ein Glück, dass ich das hier in deinem Schrank gefunden habe.« Molly zwirbelte eine kurze schwarze Lockenperücke um einen Finger. »Ein Überbleibsel von Halloween?«
    »Wonderwoman.« Luce zuckte zusammen und verfluchte ihr Halloweenkostüm aus der Mittelschule, und das nicht zum ersten Mal.
    »Nun, es hat funktioniert.«
    Es war seltsam, dass Molly – die einst mit Luzifer paktiert hatte – ihr half. Aber wie Cam und Roland wollte selbst Molly nicht noch einmal den Sturz erleben. Da waren sie nun also, ein Team, ein seltsames Gespann.
    »Du bist für mich eingesprungen? Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Danke.«
    »Na wenn schon.« Molly
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