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Engelskraut

Engelskraut

Titel: Engelskraut
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Schreibtisch.
    Inka Riese von der Abteilung Umweltdelikte gestikulierte lebhaft. Mit ihren 1,80 Metern Körpergröße und dem gewaltigen Busen, den sie unter wallenden Gewändern zu verstecken versuchte, machte sie ihrem Namen alle Ehre. Nicht selten war sie deshalb dem Spott von unverbesserlichen Machos ausgesetzt, die meinten, Bemerkungen über die Körperformen einer Frau loszuwerden, sei besonders lustig. Es fielen da Begriffe wie ›Ohrensessel‹ und ›phänomenaler Vorbau‹. Da Inka jedoch für diejenigen stets eine passende Antwort auf den Lippen hatte, begegnete man ihr gewöhnlich mit einem gewissen Respekt.
    »Der Vandalismus nimmt langsam überhand. Möchte wirklich mal wissen, was diese Typen davon haben.« Inkas Stimme klang empört.
    »Wovon sprecht ihr?«, wollte Franca wissen. Offenbar ging es diesmal nicht um Zuhälter und Kleinganoven.
    »Es gab schon wieder so einen merkwürdigen Giftanschlag. Diesmal hat man sich das Blumenbeet um den Obelisken vor dem Theater auserkoren.«
    Es hatte bereits zwei Anschläge dieser Art gegeben, allerdings innerhalb des abgesperrten BUGA-Geländes, wohingegen der Obelisk am Clemensplatz offen zugänglich war.
    »So groß ist doch dieses Beet gar nicht. Hat man sich da mit einer Nummer kleiner begnügt?«, wollte Franca wissen.
    In einem sehr schön angelegten Tulpenbeet oben auf dem Plateau der Festung Ehrenbreitstein, direkt vor der Seilbahnstation, war eine kreisrunde Fläche von circa zwei Metern Durchmesser mit aggressiven Pflanzenvernichtungsmitteln einfach weggeätzt worden. Besonders ärgerlich war ein ähnlich gearteter Anschlag in der begehbaren Krone vor dem Schloss, einem goldgelben Blütenmeer, das in Form einer Königskrone eine besondere Attraktion darstellte. Dass die Attacken so kurz vor der Eröffnung der Bundesgartenschau an markanten Stellen stattfanden, an denen viele Besucher vorbeikommen sollten, hatte offenbar Methode. Auf Bitten der BUGA-Leitung war eine Berichterstattung in der Zeitung vermieden worden, aber innerhalb des Präsidiums hatte die Nachricht jedes Mal schnell die Runde gemacht.
    »Es ist fast nichts mehr da von dem Beet. Da wurde eine ordentliche Ladung Herbizide reingekippt, genau wie bei den anderen Vorfällen. Deshalb gehen wir vom selben Täterkreis aus.«
    »Erinnert ihr euch an die Kornkreise?«, fragte Schröder. »Da hat auch keiner rausgefunden, was es damit auf sich hatte.«
    »Was heißt denn hier auch?« Inka verzog den Mund zu einem spöttischen Grinsen. »Wir werden den Fall selbstverständlich aufklären.«
    »Kornkreise?«, meldete sich Clarissa zu Wort. »Was ist das?«
    Dabei langte sie mit kunstvoll gefeilten und verzierten Fingernägeln in ein hohes Glas mit Süßigkeiten, das seit ihrem Eintritt in die Abteilung stets gut gefüllt auf Hinterhubers Schreibtisch stand. Franca beneidete sie, weil man dem Mädchen seinen beachtlichen Süßigkeitenkonsum überhaupt nicht ansah. »Das war in den 80er-Jahren in England«, erklärte Hinterhuber und löste seine Hände. »Da wurden überdimensionale kreisförmige Muster in Kornfelder gedrückt und zunächst konnte sich niemand so recht erklären, wie die dahingekommen sind.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und nahm spielerisch einen Bleistift in die Hand.
    Franca beobachtete, wie ihr Kollege die Praktikantin eingehend durch seine Goldrandbrille musterte, obwohl er sich viel Mühe mit seiner zur Schau getragenen Beiläufigkeit gab, aber sie sah genau, wie für Sekunden sein Blick in Clarissas – zugegebenermaßen ansehnlichem – Dekolleté haften blieb.
    »Die Sache ist übrigens aufgeklärt worden«, bemerkte er in Schröders Richtung. »Zwei Rentner haben zugegeben, dass sie dafür verantwortlich waren.«
    »Na, soweit ich mich erinnere, war das so klar nicht«, beharrte Schröder. Unter seinem Uniformhemd wölbte sich ein beachtlicher Bauch, der die Knöpfe fast zum Platzen brachte. »Diese Rentner wollten sich doch bloß aufspielen. Und wie sollen die das denn gemacht haben? Das waren ja riesige, schöne Kunstgebilde.«
    »Im Gegensatz zu unseren Kreisen.« Inka schnaubte. »Das sind wahrhaftig keine Kunstgebilde. Eine Verschandelung ist das. Und eine Respektlosigkeit obendrein.«
    »Ja, ist das denn alles so schlimm? Kann man nicht einfach neu pflanzen?«, fragte Clarissa.
    »Wenn das so einfach wäre«, meinte Inka Riese. »Da muss großflächig Erde ausgehoben und ersetzt werden. Dieses Giftzeugs ist nicht ohne. Da geht alles in der Umgebung
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