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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes
Autoren: Michael Marshall
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Dinge passieren. Ja, noch vor nicht gar zu langer Zeit hat man Klumpen von Bienenwachs im Sand gefunden und weiter landeinwärts sogar mehrere Tonnen davon. Manche Fundstücke schienen Symbole aufzuweisen, darunter solche chinesischen Ursprungs.
    Vieles von dem, was Zandt mir erzählt hatte, schien der Wahrheit zu entsprechen, aber den Rest kaufte ich ihm nicht ab. Theorien sind Gedanken, dahinter muss nicht unbedingt etwas Reales stecken.
    Wir wussten nicht, wo sich John jetzt aufhielt. In jener Nacht war er den größten Teil des Weges Patrice und Nina gefolgt, ohne irgendetwas zu sagen. Er hatte ihnen den Rücken freigehalten und sich damit als nützlich erwiesen. Gleichsam als Buße. Aber als sie sich der Zivilisation näherten, verschwand er. Nina rief gut zehn Minuten nach ihm, doch er antwortete nicht.
    Das war das Eigentümliche an diesem Mann, wie Nina später sagte: Er antwortete nicht auf die Rufe, die ihm galten.
    Ich verschwieg Nina, was der Mann mit den runden Brillengläsern über Johns Vorgehen im Fall Dravecky gesagt hatte. Wahrscheinlich entsprach es der Wahrheit, doch das schien mir nicht viel zu ändern. Gut möglich, dass Draveckys bald einen weiteren Besuch von John bekommen würde. John hätte niemals Peter Ferillo umbringen dürfen. Damit hatte er eine Grenze überschritten, und fortan gehörte er der anderen Seite an.
    Die restliche Fahrt dauerte noch vierzig Minuten. Die meiste Zeit saß Nina, die Füße auf dem Armaturenbrett, neben mir und schaute hinaus aufs Meer. Kurz hinter Nehalem klingelte ihr Handy. Sie schaute auf die Anzeige und nahm das Gespräch entgegen.
    »Doug«, sagte sie, als sie fertig war.
    »Und?«
    »Er hat es überlebt.«
    »Wen meint du?«
    »Beide. Der heroische Charles Monroe erholt sich und macht große Fortschritte in seiner Genesung. Ich habe diesen Mann unterschätzt.«
    »Nein, das hast du nicht«, widersprach ich. »Es ist noch nicht so weit, dass er vor den Vorhang gerufen wird.«
    Und doch war es eine gute Nachricht. Mit Monroe und Doug konnte alles wieder ins Reine kommen. Nina war stocksauer gewesen, als sie erfuhr, dass Doug hinter ihrem Rücken mit John einen Deal gemacht hatte, doch das stellte sich für uns nunmehr als Vorteil heraus. Unsere Beteiligung an den Ereignissen in den Wäldern nördlich von Sheffer war bereits gelöscht worden. Das hatten wir mit Connelly abgesprochen, ehe irgendjemand Wind davon bekäme. Wir verschwanden aus der Stadt, nachdem die Ärztin meine Schulter versorgt hatte. Nur Connelly und sein Kollege Phil seien in den Wald gegangen, so lautete die Übereinkunft. Der Hubschrauberpilot war Connellys Neffe, und der spielte mit. Connelly hatte unsere Schusswaffen an sich genommen, falls es Fragen zur Ballistik im Hinblick auf die beiden toten Killer und Paul gab. Im Auto der Straw Men wurde eine Pistole sichergestellt, die die Killer benutzt hatten. Daraus ließ sich sicherlich eine Verbindung des Schützen mit der runden Brille und dem Anschlag auf Charles Monroe herstellen. Patrice Anders stützte Connellys Version der Ereignisse. Sie ist zäh wie Leder. Wie ich mitbekommen habe, kümmerten sie und der Sheriff sich gemeinsam um etwas da draußen, wovon sonst niemand wusste. Daher hatte der Sheriff wohl auch keine Zweifel, welchen Weg er in der Wildnis gehen musste. Wie dem auch sei, ich lasse den Leuten ihre Geheimnisse.
    »Wo ist Paul?«
    »In Sicherheitsverwahrung in einem Krankenhaus in L.A. Die Ärzte wundern sich immer noch, wie er das überleben konnte.«
    Irgendwie hatte ich gewusst, dass er noch am Leben war. Ob er durchkommen würde oder nicht, lag nicht mehr in meiner Hand, und das war richtig so. »Gott kümmert sich um Kinder, Trinker und geistesgestörte Kriminelle.«
    Nina lächelte. »Ich glaube, Monroe verdankt seine Heilung dem Wissen, dass der Mann, den er den Botenjungen nennt, nun körperlich ein Wrack ist und in einer geschlossenen Anstalt verwahrt wird. Charles hat den Fall endlich gelöst, und damit haben seine Probleme ein Ende.«
    »Und du bist mit ihm quitt?«
    »Das wird sich zeigen.«
    Ihre Stimme klang gedämpft. Ich schaute auf die Straße vor mir und blickte dann zu ihr hinüber. »Sag«, ermunterte ich sie, »was ist los?«
    Sie wiegte nachdenklich den Kopf. »Ach, eigentlich nichts. Doug hat mir von einem Mädchen namens Jean berichtet, die ich vergangene Woche vernommen habe. Vorgestern Nacht war sie auf einer Party in einer Villa am Mulholland Drive. Jetzt liegt sie mit gebrochenem Jochbein und
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