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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes
Autoren: Michael Marshall
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brachen, und grüßten die Seevögel, die kühn durch das stürmische Chaos über uns segelten. Am Nachmittag blies der Wind so stark, dass man sich mit ausgebreiteten Armen an ihn lehnen konnte, ohne umzufallen. Während um uns Sand wirbelte, standen wir im Wind und vergaßen die übrige Welt.
    Dann begann es wieder zu regnen.
    Wir fanden eine geschützte Stelle am Fuß hoher Felsen, ließen uns, mit geringem Abstand voneinander, dort nieder und schauten aufs Meer hinaus. Mir ging plötzlich auf, warum wir uns angesprochen fühlen vom Geräusch anbrandender Wellen, vom Rauschen des Regens oder vom Pfeifen des Windes in den Bäumen. Weil diese Geräusche bedeutungslos sind. Sie haben mit uns nichts zu tun. Sie sind außerhalb unserer Verfügung. Sie erinnern uns an eine frühe Epoche unseres Lebens, als wir die Geräusche um uns herum noch nicht verstanden, sondern einfach als gegeben hinnahmen. Deshalb erlösen sie uns vorübergehend von unserem kümmerlichen Bemühen, die Welt in magische Handlungen oder einen Strom nicht abreißender Gedanken zu verwandeln. Angesichts unseres rastlosen Tatendrangs, unserer Suche nach Zusammenhängen und unseres Strebens nach Veränderung lieben wir gerade diese bedeutungslosen Geräusche. Mit dem zweckvollen Tun beginnt unser Menschsein und unser Unheil. Werkzeuggebrauch hat uns die Welt erschlossen und zugleich unserem Geist entfremdet.
    Eine Stunde lang taten wir nichts, zwei Menschen, die der Welt den Rücken kehrten. Als es dunkel wurde, wanderten wir zum Hotel zurück. Ich duschte, zog mich um und ging über den Brettersteg zu Ninas Tür.
    »Hallo«, grüßte sie.
    »Gehen wir etwas trinken?«
    Sie hob eine Augenbraue. »Soll das eine Anmache sein?«
    »Nein«, wehrte ich ab, »überhaupt nicht.«
    Ein paar Straßen weiter fanden wir eine Kneipe mit dem Namen »Red’s Tavern«, wo man gemütlich sitzen und selbst gebraute Starkbiere trinken konnte. Nach und nach füllte sich die Kneipe mit Einheimischen, von denen sich einige zu einer Band zusammenfanden. Ein paar Gitarren, darunter eine Lapsteel-Gitarre, eine Geige und ein Waschbrett. Die Band spielte mit wechselnder Besetzung, ganz nach Laune der mitwirkenden Gäste. Im warmen Licht der tief hängenden Lampen fiel mir zum ersten Mal auf, dass die Frau mir gegenüber rötlich schimmerndes Haar hatte. Wir hörten der Band zu, klatschten und sangen mit, wenn alle anderen es auch taten, und schauten zu den Kellnerinnen hinüber, die hinter der Theke Bier so klar wie Quellwasser einschenkten und sich dazu im Takt der Musik wiegten. Ich bestellte mir einen Teller Chili con carne und fand das Essen ganz vorzüglich.
    Die Band spielte immer noch, wenngleich geruhsamer, als wir schließlich aufbrachen. Wir gingen zum Hotel zurück und kauften unterwegs noch eine Flasche Wein. Wir machten in meinem Zimmer Feuer im Kamin und ließen das Fenster einen Spaltbreit offen. So hörten wir neben dem Knacken des brennenden Holzes auch noch das Meeresrauschen. Wir saßen, ans Bettende gelehnt, auf dem Fußboden und redeten bis tief in die Nacht hinein, ohne dass uns die Zeit lang wurde.
    Wir legten immer wieder nach, weil wir das Feuer nicht ausgehen lassen wollten. Am Ende war das Holz aufgebraucht, und das Zimmer lag in einem wohligen Dunkel, wo es keiner Worte mehr bedurfte.
    Sie machte den ersten Schritt.
    Sie ist so.

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    Danksagung
    E in großes Dankeschön an meine Lektorinnen, Susan Allison und Jane Johnson, für Rat und Tat und ihre Geduld, und an meine Literaturagenten Ralph Vicinanza und Jonny Geller in gleicher Hinsicht. Dank auch an meinen Verleger, der mir eine große Stütze war. Ich danke Lavie und Ariel für ausgiebige Internet-Recherche; Nick Marston und Bob Bookman für die Recherche im Film; und Phyllis Siefker, Frank Joseph, Melanie Nixon und Ella Clark, deren Sachkunde mir Hintergrundwissen und Inspiration verschafft haben (ich bitte um Nachsicht für das, was ich daraus gemacht habe).
    Schließlich und vor allem gilt mein Dank Paula: dafür, dass sie mich erträgt, wenn ich schreibe – und mehr noch, wenn ich nicht schreibe.

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Über Michael Marshall
    Michael Marshall, geboren 1965, Drehbuch- und Romanautor, eroberte mit dem Thriller
Der zweite Schöpfer
, dem Auftakt der Straw Men-Trilogie, weltweit die Bestsellerlisten. Mit seiner Familie lebt er im Norden von London.

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Über dieses Buch
    Tief in den Wäldern des Staates Washington stößt Ex-CIA-Agent Ward Hopkins auf eine Blockhütte voller
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