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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen
Autoren: Lee Linda Francis
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Vor ungefähr zwei Jahren hatten Howard und seine unübersehbare Ehefrau das alte DuPont-Haus neben
mir gekauft, was schon schlimm genug gewesen war. Aber kurz danach rissen sie es ab und setzten an die gleiche Stelle ein äußerst merkwürdig aussehendes, palastähnliches Haus, das die Nachbarschaft ziemlich in Rage versetzte.
    »Genug jetzt, meine Damen«, sagte Pilar und unterbrach das Getratsche, das zwischen uns ausgebrochen war. »Ich glaube, dass alle Projekte unsere Aufmerksamkeit verdienen, aber sie unterscheiden sich nicht wesentlich von dem, was wir bereits machen. Frede, ich möchte doch noch mal sämtliche Anträge durchgehen. Tatsächlich«, fügte sie, ohne selbstgefällig zu wirken, hinzu, »habe ich eine Idee, der wir nachgehen sollten.«
    Lizabeth und Gwen hielten den Atem an. Ich schwieg, während Pilar mich durch ihre Hornbrille ansah, aber ich wollte mich nicht von jemandem, der sich zu einem konservativen Bundesstaat bekannte, zugrunde richten lassen. Daher lächelte ich nur und reichte ihr den ganzen Stapel.
    »Du hast völlig recht, meine Liebe, dir die Unterlagen mal anzusehen.« Ich warf Pilar einen verständnisvollen Blick zu. »Ich bin sicher, du hast genügend Zeit, sowohl deine als auch meine Arbeit zu machen. Und ganz bestimmt hast du eine ausgezeichnete Idee.«
    Oder auch nicht. Alle wussten, dass Pilar keine Ideen hatte.
    Ich stand auf und warf allen eine Kusshand zu. »Ciao, Mädels, ich muss mich beeilen.«
    »Und was ist mit dem Lunch?«, fragte Lizabeth, die sich gerade von ihrem Schock erholt hatte.
    »Tut mir leid, meine Liebe, ich muss mich um einige geschäftliche Dinge kümmern, die unerwartet aufgetaucht sind.«
    Ich verabschiedete mich, und mein Herz klopfte im Takt
mit dem Klicken meiner flachen Manolo-Schuhe (Stilettos sind äußerst NC, und niemand würde es wagen, sie zur Komiteesitzung anzuziehen), während ich über den Parkplatz zu meinem weißen S-Klasse-Mercedes eilte. Bald würde ich mein eigenes Auto bekommen, einen erstklassigen Chevrolet Suburban. Dann könnte ich mit meinen auf dem Rücksitz miteinander plaudernden Kindern durch die Straßen kurven, während ich sie von einer Aktivität zur nächsten chauffierte. Zumindest an den Tagen, an denen das Kindermädchen frei hatte.
    Das frühlingshafte Wetter in Texas war einfach wunderbar. Es war noch nicht zu heiß, es regnete nicht, und der Himmel war weit und klar. Ich fuhr in Richtung The Willows, war optimistisch und hatte eine Vision von höflichen, außerordentlich wohlerzogenen Kindern. Mein wie ein Smaragd geschliffener rosa Diamantring funkelte im Sonnenlicht. Der Clear-Blue-Schwangerschaftstest ruhte in der Plastiktasche auf dem Beifahrersitz, während ich das Tempo beschleunigte. Ohne an der Kreuzung zu bremsen, winkte ich Blake, dem Polizisten, zu, der in dieser Gegend regelmäßig auf Streife war, und lächelte ihn an, während er den Kopf schüttelte, weil ich beim Stoppschild nicht angehalten hatte.
    Ich raste durch die gewundenen, schmalen und von Bäumen gesäumten Straßen von Willow Creek und fuhr am Willow Creek Square und den hübschen Geschäften vorbei, dem Gerichtsgebäude aus Sandstein und den prächtigen dorischen Säulen. Dann erreichte ich den Universitätscampus mit den Studenten, die ich unmöglich über den Haufen fahren konnte.
    Einige Minuten später hielt ich beim Pförtnerhaus von The Willows an.

    Ich wartete geduldig darauf, dass der Pförtner das elektrische Tor öffnen würde. Merkwürdigerweise starrte mich der Mann nur an. Er machte den Mund auf und wieder zu, ähnlich wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Ich betätigte den elektronischen Fensteröffner. »Juan, Süßer.« (Ich bin zu den Bediensteten immer zuckersüß.) »Ich bin in Eile. Bitte öffnen Sie das Tor.«
    »Aber, aber …« Juan verstummte, dann sagte er etwas, das wie » Madre mía « klang, bevor er auf den Knopf drückte.
    Ich stellte keine Fragen und dachte nicht über sein Verhalten nach. Stattdessen fegte ich über das Kopfsteinpflaster der Willow Lane zu meinem riesigen Haus und der Toilette, damit ich auf den Stab pinkeln konnte.
    Ich bog in die Einfahrt mit den sorgfältig getrimmten Büschen, vorbei an dem langen Pfad mit den Ziegelsteinen, der mich zur Garage geführt hätte. Ich lenkte nach rechts und machte einen Bogen, bevor ich auf die Haustür zufuhr. Als ich die Anhöhe erreichte und mein weiß getünchtes, georgianisches Haus mit den roten Ziegelsteinen in Sicht kam, bemerkte ich ein altes
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