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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen
Autoren: Lee Linda Francis
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kurz davorsteht, ins Armenhaus abgeschoben zu werden.
    Zum Nachteil der JLWC hatte Gwen mehr Geld als moi, daher hatten wir versucht, sie dazu zu bringen, ein viertes Mal zu heiraten, in der Hoffnung, dass sie sich häuslich niederlassen würde.
    Was Pilar und ihren ominösen Blick anging: Ich ließ mich davon nicht beeindrucken. Was hatte sie denn vor? Wollte sie mich rauswerfen? Mich, Frede Ware?
    Sie war vielleicht ehrgeizig, aber jedes Mitglied, das etwas auf sich hielt, wusste, dass ich zweifellos in die Fußstapfen meiner Mutter treten und eines Tages Präsidentin der Junior League werden würde.
    Ich lächelte sie mit Engelsgeduld an. »Pilar, Liebes, ich habe absolut nichts dagegen, dass du dir die Anträge selbst ansiehst.« Ich nahm meine Louis-Vuitton-Aktentasche, die ich speziell für diesen Ausschuss gekauft hatte, und zog den dicken Stapel offizieller Formulare und detaillierter Vorschläge daraus hervor.
    Als ich sie ihr reichte, schnüffelte sie. »Okay, wir nehmen die fünf.«
    Ganz ehrlich, ich war nicht schadenfroh. Ich begann meine kleine Rede einfach mit einem anmutigen Lächeln.
    »Maurice Trudeaux’ Frau hat uns einen Antrag geschickt mit der Bitte, einen Garten mit Skulpturen von Maurice anzulegen.«

    Gelangweiltes Seufzen ging durch die Gruppe, und Lizabeth und Gwen sahen mich flüchtig an.
    Maurice Trudeaux war wahrscheinlich einer der besten Bildhauer in Texas, zudem mit europäischer Ausbildung, aber er war klein und sah nicht besonders gut aus. Es spielte keine Rolle, dass Trudeaux’ Pietà eines der vollendetsten Stücke und schon im Metropolitan Museum of Art als Leihgabe ausgestellt worden war. Zumindest spielte es für die anderen Mitglieder des Komitees keine Rolle. Mir jedoch war das nicht egal, und als Präsidentin und Besitzerin der Hildebrand Galerie (ganz zu schweigen von meinem Abschluss in Kunstgeschichte an der Willow-Creek-Universität) war es meine Pflicht, mein Urteil zu allem, was mit Kunst zu tun hatte, abzugeben.
    »Seine Arbeiten sind einfach perfekt. Er ist ein texanisches Talent. Seine Frau meint, wir könnten anfangen, mit einhunderttausend Dollar und zehn bis zwölf Ehrenamtlichen den Garten anzulegen.«
    Pilar kritzelte, so schnell sie konnte, in ihrem langweiligen Ringbuch herum.
    »Als Nächstes auf der Liste«, fuhr ich fort, »ist ein Pferdecamp für autistische Kinder. Zehntausend. Obwohl ich es gut finde, autistischen Kindern zu helfen, glaube ich nicht, dass wir aus unseren eigenen Reihen zwanzig Ehrenamtliche dafür zusammenkriegen. Schließlich müssen die Ställe ständig ausgemistet werden.«
    Die Frauen murmelten ihr Einverständnis.
    »Projekt Nummer drei ist ein Nachhilfeprogramm für unterprivilegierte Kinder in South Willow Creek. Dafür brauchen wir dreißigtausendundacht Freiwillige.
    Nummer vier ist ein Fitnessprogramm für ältere Mitbürger, wozu wir sechzigtausendundzehn Freiwillige brauchen.

    Zuletzt haben wir eine Anfrage nach zwei nagelneuen Brutkästen für Frühgeborene für das St. Bethany Krankenhaus erhalten. Dazu sind fünf Freiwillige nötig. Jeder Brutkasten kostet einhunderttausend Dollar. Dieses Projekt passt am besten zu unserem Profil. Außerdem ist mir Margaret James ständig auf den Fersen, da sie das Projekt leitet. Wenn die League dem Vorschlag zustimmt, werden sie und ihr Ehemann unsere Gelder entsprechend zuordnen.«
    Als Margarets Name fiel, unterdrückte die nicht mehr ganz junge, aber süße Lizabeth ein Lachen. Pilar presste vor Abscheu die Lippen aufeinander, und Gwen hatte einen hochmütigen Ausdruck auf dem Gesicht. Margarets Ruf war schlimmer als Gwens, wenn auch nicht aus den gleichen Gründen. Im Gegensatz zu Gwen gab sich Margaret die allergrößte Mühe, ihr gutes Ansehen wiederherzustellen, nachdem ihr Mann mit dem Gesetz in Konflikt geraten war.
    Gott sei Dank war alles wieder in Ordnung gekommen, und er hatte nicht mehr als einen Schlag aufs Handgelenk gekriegt. Leider hatte er etwas total NC-mäßiges getan und den berüchtigten und vulgären Anwalt Howard Grout angeheuert. Ich hatte ihn noch nie gesehen und hoffte, dass ich ihm nie begegnen würde, denn ich hatte gehört, dass er ein ziemlich schlimmer Schurke sein sollte. Er war ungehobelt, trug Goldketten und geschmacklose Kleidung und hatte eine Menge Kohle. Kurz gesagt, er entsprach dem schlimmsten Klischee.
    Und er war mein Nachbar.
    Ich wohnte in The Willows in Willow Creek, einer exklusiven Wohnanlage, die am Eingang mit Schranken versehen war.
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