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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen
Autoren: Lee Linda Francis
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Zugang zum Haus des
Governeurs zu erhalten, als Mitglied in der Junior League von Willow Creek zu werden.
    Seien Sie jedoch versichert, dass die Junior Leagues in Texas und sogar die JLWC sich haargenau an den Buchstaben des neuen Gesetzes gehalten und das jahrhundertealte Ausschlussverfahren durch »demokratische« Aufnahmebedingungen ersetzt haben. Vielleicht sind diese Maßstäbe aber etwas zu hoch angesetzt (siehe oben) und nur die prominentesten Frauen der Stadt sind in der Lage, sie zu erfüllen. Wenn diese Voraussetzungen jedoch vorliegen, sind die Frauen drin. Das schwöre ich Ihnen.
    Alles läuft sehr demokratisch ab. Warum sollte man uns die Schuld daran geben, wenn eine Frau nicht seit mindestens fünf Jahren sechs JLWC-Mitglieder kennt, die ihren guten Ruf aufs Spiel setzen, um sie in die League zu bekommen?
    Ich weiß, ich habe Sie jetzt auf die Palme gebracht. Aber ich musste Ihnen einfach ein wenig Hintergrundwissen vermitteln, damit Sie verstehen können, wie die Junior League von Willow Creek funktioniert und wie diese »missliche Lage« angefangen hat.
    Was mich verblüfft, ist, dass ich an dem Tag, an dem alles in meinem Leben schiefging, mit einer wunderbaren Laune aufwachte. Ich bin früh aufgestanden, und urplötzlich war mir übel. Übel! Ausgerechnet mir!
    Aufgeregt lief ich in mein Badezimmer aus Marmor – ein wunderschöner Raum, der vermutlich größer ist als die Wohnungen auf der falschen Seite der Eisenbahngleise von Willow Creek -, beugte mich über die Toilette und würgte ein oder zwei Mal. Okay, ich habe mich nicht richtig übergeben, aber ich war nahe dran, und ich war hocherfreut. Morgenübelkeit!
    Ein weiterer Beweis dafür, dass ich in anderen Umständen
sein könnte, war, dass mein bisher flacher Bauch ziemlich dick war – natürlich von der Schwangerschaft, dessen war ich mir sicher, und nicht von den fünf Stück Schokoladenkuchen, die ich am Vorabend gegessen hatte, weil ich so deprimiert gewesen war, dass ich keinen kleinen Frederick oder keine kleine Fredericka hatte.
    Ich brauchte keinen anderen Beweis. Nachdem wir es sechs lange Jahre versucht hatten, zunächst mit spontanem Sex, dann mit genau geplantem, und ich danach alle möglichen Fruchtbarkeitsbehandlungen durchgemacht hatte, war ich endlich schwanger. Es hatte endlich funktioniert.
    Aus diesem Grund war ich an jenem Tag auf der Versammlung des Komitees für neue Projekte in der JLWC-Zentrale ziemlich unkonzentriert. Nur die Führungskräfte des Komitees waren anwesend, und wir wollten festlegen, welches neue Projekt wir für das kommende Finanzjahr auswählen wollten. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die achtköpfige Gruppe und ihre Klatschgeschichten, die sie als wichtige Neuigkeiten verpackt hatten, ertragen hätte. Obwohl ich Klatsch gegenüber nicht grundsätzlich abgeneigt bin, kann er dazu führen, dass sich Besprechungen endlos lange hinziehen, und an jenem Tag war ich in Eile.
    »Frede, wie viele Spendenanträge haben wir erhalten?« Diese Frage kam von Pilar Bass, Vorsitzende des Komitees.
    Ich kannte Pilar schon mein Leben lang. In der ersten Klasse gründeten wir eine kleine Gruppe und legten einen Eid ab, dass wir bis ans Lebensende Freundinnen sein würden. Aber die Versprechen von Schulmädchen haben mit der Realität wenig zu tun – das war zumindest das, was Pilar sagte, eine Realistin, wie mir jetzt bewusst wurde, selbst damals schon im reifen Alter von sechs Jahren.

    Aber sie hatte recht. Unsere kleine Gruppe brach im zweiten Highschool-Jahr auseinander. Jedes Mal, wenn wir uns jetzt sehen, tun wir so, als hätten wir nicht jeden Freitag die Nacht bei einer anderen Freundin verbracht, unsere Sport-BHs eingefroren, Geheimnisse und Kleider miteinander geteilt oder uns in den Finger gestochen, um lebenslange Blutsschwestern zu werden.
    An der Highschool wurde Pilar zur besten Rednerin und ich zum schönsten Mädchen gewählt. Als wir die Willow Creek High School beendeten, war sie Präsidentin des Debattierteams und ich Schönheitskönigin. Nach der Highschool machte sie den Fehler und ging irgendwo in Nordamerika aufs College, danach fand sie in New York City eine Stelle. Als sie wieder nach Texas zurückkam, erinnerte kaum noch etwas an ihre texanische Herkunft.
    Sie trug kastenförmige, schwarze Klamotten und eine Brille. Sie hatte ihre Kontaktlinsen herausgenommen und durch eine dicke Hornbrille ersetzt, mit der sie nach texanischen Schönheitsregeln unangenehm auffiel. Und dann ihr Haar!
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