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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen
Autoren: Lee Linda Francis
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braunes Auto unbestimmbaren Ursprungs, das ich vorher noch nie gesehen hatte.
    Meine Hausangestellte, die bei mir wohnte, hatte einen kleinen schnuckeligen Ford Focus, den wir für sie gekauft hatten. Außerdem war Mittwoch, der Tag, an dem sie frei hatte.
    Der Gärtner fuhr einen Lieferwagen.
    Und Gordon spielte mittwochs im Willow Creek Country Club Golf.
    Das bedeutete, dass in der Einfahrt eigentlich kein Auto hätte stehen sollen.
    Mein Herz begann zu rasen, wie ich es zuvor noch nie
erlebt hatte, und, was die Sache noch verschlimmerte, ich spürte eine merkwürdige Dringlichkeit und nahm alles wie in Zeitlupe wahr. Bezeichnen Sie mich ruhig als dramatisch, aber so fühlte ich mich wirklich, schnell und langsam zugleich, auf eine Art und Weise, die mir ganz und gar nicht gefiel.
    Mit einer Ruhe, die ich in all den Jahren perfektioniert hatte, parkte ich Nase an Nase mit dem unglückseligen Fahrzeug. Ich nahm die Hausschlüssel und stellte mir vor, wie ich die Tür öffnete und in das zweistöckige Foyer trat und dann die lange gewundene Treppe in unser gemeinsames Schlafzimmer hinaufging. Ich hatte ein entmutigendes Gefühl wegen dem, was ich dort vorfinden würde. Aber als ich dann ins Haus ging, hörte ich hysterische Stimmen.
    Ich sah zwei Frauen. Die eine war meine Hausangestellte Nina (sie trug Straßenkleidung anstelle ihrer Uniform, und eine Handtasche aus den 50er Jahren baumelte an ihrem Handgelenk), die andere Frau war eine Fremde, die ich ebenso wie das Auto vorher nie gesehen hatte.
    Es dauerte eine Sekunde, bis die Frauen Notiz von mir nahmen. Danach herrschte einen herrlichen Augenblick lang Schweigen, ehe Nina auf Spanisch fortfuhr. Ich konnte nur Bruchstücke von dem, was sie sagte, verstehen, aber es war genug, um zu verstehen, dass mein Dienstmädchen das Geburtstagsgeschenk für ihren Enkel vergessen hatte, zum Haus zurückgekehrt war, um es zu holen, und dann diese … diese … Frau in dem billigen Konfektionskostüm entdeckt hatte, und ich sollte die Polizei rufen, weil die Frau nicht gehen wollte.
    Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie erleichtert ich war. Sie werden wahrscheinlich schon vermutet haben, was ich
befürchtet hatte – dass Gordon oben war und eine Affäre mit einer anderen Frau hatte, in unserem Haus, in unserem Bett, in meiner sündhaft teuren französischen Bettwäsche. Aber diese unscheinbare Frau war bestimmt keine Geliebte, zumindest nicht die Geliebte meines Mannes.
    »Nina, meine Liebe, beruhig dich doch.«
    Mit eleganter Anmut schritt ich auf die Fremde zu und streckte ihr die Hand entgegen.
    »Ich bin Fredericka Ware. Kann ich Ihnen helfen?«
    Die Unscheinbare erhob sich von der mahagonifarbenen Bank mit dem Sitzkissen aus Damast und weigerte sich, mir ihre Hand entgegenzustrecken. Ich hatte absolut keine Ahnung, was sie wollte, während sie mich trotzig anstarrte, und ich bemerkte, dass sie zitterte.
    »Ich heiße Janet Lambert«, sagte sie, »und ich bekomme ein Kind von Ihrem Mann.«

2
    Bevor ich fortfahre, sollte ich Ihnen ein paar Dinge über meinen Mann erzählen, die an dem Tag, an dem ich Miss Mouse in meinem Vorraum fand, zutrafen.
    1. Ich hasste ihn. Ups, ich Idiot. Ich bin schon viel zu weit. Das kam erst später.
    2. Sein vollständiger Name war Gordon Lidicott Ware, und er war achtunddreißig Jahre alt.
    3. Er hatte blondes Haar und blaue Augen und war fast 1,83 Meter groß.
    4. Er war das jüngste von fünf Kindern der Familie Ware. Die ersten vier Geschwister waren Mädchen, dann kam Gordon, so als ob Mr. and Mrs. Ware immer weitergemacht hätten, bis sie einen Sohn bekamen, und aufgehört hatten, nachdem Mr. Ware bewiesen hatte, dass er durchaus in der Lage war, einen männlichen Nachkommen zu produzieren.
    5. Gordon war der Hübscheste in der Familie, weit hübscher als seine Schwestern. Er ähnelte ihnen in keiner Weise. Er hatte goldblondes Haar, der Rest der Familie hatte braunes Haar. Einige Leute in der Stadt vermuteten, dass sein Vater nicht in der Lage gewesen war, einen
Jungen zu zeugen. Stattdessen habe er »Vorkehrungen getroffen«, um den Jungen zu bekommen, den er unbedingt haben wollte, um seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen, nachdem er befürchtet hatte, dass seine Frau ihm nur Mädchen schenken würde.
    6. Seine Eltern wohnten immer noch in demselben Haus im Norden der Stadt, wo Gordon aufgewachsen war. Es war mir schleierhaft, wovon Gordons Eltern lebten, da Papa Ware (ein ehemaliger Richter) nicht gearbeitet hatte, seitdem
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