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0542 - Himalaya-Grauen

0542 - Himalaya-Grauen

Titel: 0542 - Himalaya-Grauen
Autoren: Jason Dark
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Das alles bekam ich ebenfalls mit. Es waren fürchterlich lange Sekunden, in denen ich nicht eingreifen konnte, weil ich auf dem Gehsteig lag, meine Beretta zwar gezogen hatte, sie aber nicht einsetzen konnte, da Shaos neuer Freund, Gigantus mit Namen, übersinnliche und übermenschliche Parakräfte besaß.
    Ich stand unter seiner Kontrolle, Shao hatte freie Bahn. Ich erwartete, daß der Pfeil sein Ziel zwischen Sukos Augen finden würde, doch genau in dem Augenblick, als er von der Sehne schnellte, kam alles ganz anders.
    Shao kippte weg. Der Grund war nicht zu sehen. Aus dem Hinterhalt oder Unsichtbaren bekam sie einen Treffer ab, der sie zur Seite und bis gegen die Hauswand schleuderte!
    Ich sah ihr Gesicht. Es zeigte eine Mischung aus Wut, Erstaunen und auch Schmerz.
    Das sah Gigantus.
    Die zwergenhafte Gestalt mit dem Fischgesicht fuhr herum. Bei mir löste sich der Bann. Suko war ins Leere gesprungen und hatte Mühe, sich zu fangen. Ich wollte auf die Beine kommen, um die Lage für uns auszunutzen, da jedoch zeigte dieser verfluchte Gigantus, was tatsächlich in ihm steckte.
    Wir alle hörten seinen Schrei. Er peitschte über die Straße, auf der noch immer das Chaos herrschte, der brennende Wagen ein stinkendes und qualmendes Wrack war und die Verletzten schrien.
    Der Schrei war furchtbar und gleichzeitig eine Botschaft. Was wir sahen, gehörte ins Reich der Märchen, der Legenden und der Mythologien, doch wir konnten es nicht wegdiskutieren, denn es stimmte alles.
    Vor uns – halb auf dem Gehsteig und zur anderen Hälfte auf der Straße – stand ein gewaltiger Tiger!
    Es war ein phantastisches Tier, einmalig in seiner Kraft, Stärke und auch Wildheit. Eine noch ruhende Bestie, von der ich annahm, daß sie uns alle mit einem oder zwei Prankenhieben zu Boden strecken konnte.
    Das hatte der Tiger nicht vor.
    Er drehte den Kopf, und Gigantus reagierte phantomhaft schnell.
    Er setzte seine Kräfte ein, holte Shao vom Boden hoch und dirigierte sie auf den Rücken des Tigers.
    Wir konnten nicht mehr eingreifen. Suko und ich wurden durch die telekinetische Kraft des Gigantus zurückgeschleudert. Er selbst beherrschte auch die Teleportation, denn er hievte sich selbst auf den Rücken des Raubtieres.
    Noch einmal hörten wir den Schrei!
    Im selben Augenblick setzte der Tiger zu einem gewaltigen Sprung an. In einem Halbbogen jagte er auf uns zu und auch über uns hinweg. Eine Bestie, die fliegen konnte, als Ziel ein Nichts hatte, hineinstieß – und sich auflöste.
    Der Tiger, Gigantus und Shao waren verschwunden. Wir konnten nur noch dastehen und staunen.
    Ich war umhüllt von einer zweiten Haut. Sie zog sich über das Gesicht und über meinen Nacken, eigentlich nichts Besonderes, bei mir schon, denn Suko und ich waren durch unseren Job viele Dinge gewohnt. Was wir hier allerdings erlebt hatten, ließ uns fassungslos werden.
    Mein Freund stand genau dort, wo Shao gegen die Hauswand geprallt war. Er schaute zu Boden. Es sah so aus, als wollte er sie noch suchen und konnte nicht begreifen, daß Shao verschwunden war. In einer hilflos anmutenden Bewegung hob er die Schultern.
    »Wo ist sie, John?«
    »Ich weiß es nicht.« Langsam ging ich auf Suko zu. Auch für mich war alles unbegreiflich. Während der Schritte rollten die Szenen noch einmal vor meinem geistigen Auge ab.
    Suko mußte ähnlich gedacht haben, denn er sagte: »John, sie wollte mich töten. Shao wollte mich töten!«
    »Vielleicht.«
    »Nein, nicht vielleicht. Es ist eine Tatsache. Sie hat bereits geschossen!« Er stand da und stierte auf seine Füße. Er konnte es nicht verstehen. »Warum, John? Warum hat sie das getan, und weshalb hat sie nicht getroffen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sie ist zur Seite gefallen.«
    »Dann hat sie es sich im letzten Augenblick noch überlegt, nehme ich an.«
    »Nein, das…«
    Wir konnten unseren Dialog nicht fortsetzen, denn plötzlich waren wir von zahlreichen Uniformierten umringt. Noch immer heulten Sirenen, fuhren Ambulanzen an, doch für einen Menschen kam jede Hilfe zu spät. Es war Boris, der Fahrer, der uns hergebracht hatte.
    Die Männer redeten wild auf uns ein. Wir verstanden nichts, antworteten in Englisch.
    Einer deutete immer wieder auf das verkohlte Autowrack auf der gegenüberliegenden Straßenseite. »Du rausgekommen«, radebrechte er. »Bombe im Automobil. Ihr seid Saboteure.«
    »Festnehmen!«
    Das Wort wurde zwar nicht gesagt, aber es kam uns so vor.
    Waffenmündungen richteten sich auf uns. Darüber
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