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Endstation bei Al Wheeler

Endstation bei Al Wheeler

Titel: Endstation bei Al Wheeler
Autoren: Carter Brown
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Sagen Sie ihr, ich brauche sie morgen vormittag zur Identifizierung der Leiche. Sergeant Polnik wird sie gegen zehn Uhr hier abholen. Sie können
mitkommen, wenn Sie wollen — nur um morgen zu bestätigen, daß es sich um
dieselbe Leiche handelt .«
    »Gut, Lieutenant, ich werde es
ihr mitteilen .« Er schluckte erneut. »Mir ist klar,
daß wir die Leiche unter — äh — peinlichen Umständen entdeckt haben; aber ich
habe ja nicht versucht, irgend etwas vor Ihnen geheimzuhalten . Oder?« Er warf einen Blick auf mein
Gesicht, erkannte, daß er hierauf keine Antwort erhalten würde, und fuhr darum
eilig fort: »Was ich damit sagen will, Lieutenant, ist, daß Sie hoffentlich
mein Vertrauen respektieren werden. Wenn die Sache von Toni und mir in der
Öffentlichkeit bekannt wird, so kann das für uns beide höchst peinlich werden .«
    »Wenn nicht sogar belastend.
Oder ?« sagte ich vergnügt.
    »Was?«
    »Dabei fällt mir ein — Sie
besitzen nicht zufällig ein Sankt-Nikolaus-Kostüm ?«
    Der bleistiftdünne Schnurrbart
krümmte sich wie wahnsinnig.
    »Natürlich nicht! Wieso fragen
Sie ?«
    »Ich habe mir nur eben etwas
überlegt«, sagte ich. »Wie gut kennen Sie diese überschwere Blonde in dem
Baby-Doll-Kostüm ?«
    »Janice Iversen ?
Sie ist lediglich eine Bekannte. — Warum?«
    »Sie haben nicht zufällig auch
mit ihr eine Affäre ?« erkundigte ich mich freundlich.
»So eine Donnerstag-Freitag-Samstag-Beziehung?«
    »Sind Sie nicht bei Trost,
Lieutenant ?« Er verschluckte sich beinahe. »Was, zum
Teufel, soll das alles bedeuten ?«
    »Sie ist im Augenblick Ihr
Alibi«, sagte ich mit Schärfe, »außer Mrs. Carroll
die einzige, deren Aussage Ihre Sankt-Nikolaus-Version glaubhaft macht und
damit der Theorie widerspricht, daß Sie und die Witwe sich einen Plan
ausgedacht haben, der als Alibi bei der Ermordung ihres Mannes dienen soll —
das soll es bedeuten.«
    »Lieutenant! Sie können doch
unmöglich glauben...«
    »Wenn es sich um Mord handelt,
kann ich alles glauben«, versicherte ich ihm, »sogar daß ein Karnickel
gelegentlich beißen kann !«

DRITTES KAPITEL
     
    D as Mädchen am Empfang von Dean
Carroll & Co. hatte eine hellglänzende Politur, die zur Wandtäfelung paßte , und ihr Lächeln war dafür, daß es erst zehn Uhr
dreißig vormittags war, einfach strahlend. Ich hatte den Eindruck, daß nichts —
weder Tod noch das Finanzamt — den freudigen Eindruck der
Public-Relations-Firma beeinträchtigen könnte.
    »Lieutenant Wheeler?« Das
Mädchen wiederholte meinen Namen mit honigsüßer Stimme, als wäre ich der Inbegriff
all ihrer Wunschträume. »Aber natürlich! Mr. Shaw erwartet Sie .«
    »Was ich doch für ein Glück
habe«, sagte ich laut und verwundert.
    »Bitte, gehen Sie gleich hinein .« Ein langer karminroter Fingernagel, welcher
offensichtlich niemals einen Kampf mit einer Schreibmaschine auszustehen gehabt
hatte, wies auf eine Tür, auf der in edlen Goldbuchstaben Shaws Name stand.
    »Danke .« In diesem Augenblick gewann die Neugierde Oberhand über mich. »Glauben Sie, daß
Dean Carroll hier im Büro vermißt werden wird — ich meine,
nachdem er nun tot ist ?«
    »O ja!« Sie lächelte mich
erneut strahlend an. »Er war ein wundervoller Mann! Mr. Shaw hat erst heute morgen gesagt, daß wir sein Porträt dorthin hängen
werden .« Der lange Fingernagel umriß auf der getäfelten Wand gegenüber ein Rechteck. »Mr. Shaw meinte, eine hübsche,
einfache Unterschrift wäre das Beste. So etwa: Unser Gründer — Dean
Carroll. Wir wollen seinem großen Beispiel folgen. Ich finde, es klingt
wirklich elegant .«
    »Wollen Sie wirklich alle
ermordet werden ?« Ich schluckte.
    Das strahlende Lächeln
schwankte flüchtig, und die aufrichtige Wärme in ihren Augen bekam eine Art
Frostüberzug. »Mr. Shaw wartet noch immer auf Sie, Lieutenant«, sagte sie
scharf, »und er mag es nicht, wenn man ihn warten läßt .«
    Ich klopfte höflich und trat
dann ins Büro, wobei meine Füße mit jedem Schritt tiefer in den dicken Teppich
einzusinken schienen. Hinter dem nierenförmigen Schreibtisch erhob sich der
Seniorteilhaber, um mich zu begrüßen. Er war Mitte Dreißig, hatte blondes, auf
Bürstenschnitt getrimmtes Haar und das denkbar aufrichtigste, regelmäßigst
geschnittene Gesicht. Im Verein mit den ehrlichen blauen Augen wirkte er
einfach nobel. Außerdem war er groß und athletisch gebaut. Sein grauer Anzug
mit den kleinen feingewebten roten und blauen Karos war eine Symphonie in sich.
Er
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