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Endstation bei Al Wheeler

Endstation bei Al Wheeler

Titel: Endstation bei Al Wheeler
Autoren: Carter Brown
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lächelte mir von Mann zu Mann zu und streckte seine tadellos manikürte Hand
aus.
    »Lieutenant Wheeler?« Wenn sein
Anzug eine Symphonie war, so war seine Stimme vertonte Poesie. »Ich freue mich,
Sie kennenzulernen, Lieutenant, und wünschte nur, es geschähe unter
erfreulicheren Umständen .« Seine dichten Augenbrauen
zogen sich in respektvollem Gedenken des verblichenen Dean Carroll zusammen.
    »Sie haben also das Büro nicht
geschlossen oder sonst etwas unternommen ?« sagte ich
lässig.
    »Nein.« In seiner Stimme lag
schweigende Ehrfurcht. »Dean würde es so gewollt haben .«
    Dieser Bursche verschwendete
seine Zeit damit, in einer Public-Relations-Firma tätig zu sein, überlegte ich.
Er hätte Schauspieler oder Politiker sein sollen, aber vielleicht war er beides
bereits. Dicht neben mir stand einer dieser imitierten Sessel — flohfarben und
aus gekochtem Kunststoff oder dergleichen angefertigt — , und ich ließ mich
erleichtert auf ihm nieder, als Shaw seinen Platz hinter dem nierenförmigen
Schreibtisch wieder eingenommen hatte.
    »Was kann ich für Sie tun,
Lieutenant ?« Seine ehrlichen blauen Augen waren von
höflicher Aufmerksamkeit.
    »Sie wären mir eine große
Hilfe, wenn Sie mir erzählen würden, wer Carroll umgebracht hat«, sagte ich
gedankenvoll. »Wenn das nicht geht, haben Sie vielleicht eine Idee, wer ihn
möglicherweise gern umgebracht hätte ?«
    Er nickte sachlich, und ich
konnte fast hören, wie er überlegte; es klang wie das beständige Ticken eines
Metronoms, zusammen mit einer im Hintergrund klingelnden Registrierkasse.
    »Nun«, sagte er schließlich,
»lassen Sie mich offen und ehrlich aussprechen, ohne wie eine Katze um den
heißen Brei herumzugehen, daß Dean seine Fehler hatte .«
    »Wirklich ?« sagte ich atemlos.
    »Auf seine Weise war Dean eine
Art Genie, so wie er diese Arbeitsgemeinschaft hier zusammenstellte und
aufbaute .« Ein trauriges Lächeln kräuselte seine
Lippen. »Aber er war zutiefst intolerant und ungeduldig, wissen Sie. Er mußte
immer alle Dinge in Eile erledigt wissen, und manchmal ging das auf Kosten der
Ethik .«
    »Soll das eine Art
Wortfragespiel sein ?« fragte ich. »Oder wollen Sie auf
etwas Bestimmtes hinaus ?«
    »Ich will auf etwas Bestimmtes
hinaus, Lieutenant .« Er zögerte einen Augenblick und
zuckte dann die Schultern. »Ich glaube, es ist an der Zeit — was Tatsachen
anbetrifft — , die Katze aus dem Sack zu lassen. Unser
Arbeitsgebiet ist Südkalifornien, und wir sind dort so ziemlich die größte
Public-Relations-Firma. Aber es gibt noch eine Firma, die von einem Mann namens Jorgans geleitet wird und die sich im letzten Jahr zu
einer mächtigen Konkurrenz entwickelt hat. Dean beschloß, dagegen etwas zu
unternehmen, und er schnappte ihr vor zwei Monaten ihren besten Kunden weg. Das
meine ich damit, wenn ich sage, daß ethische Momente für ihn keine Rolle
spielten, nicht im allergeringsten! Dieser Jorgans wurde fuchsteufelswild, und er steht im Ruf — was Feindschaften anbetrifft — , ziemlich bösartig zu sein.«
    »Wollen Sie im Ernst behaupten,
dieser Jorgans könnte Carroll ermordet haben, nur weil
er bei einem Geschäft den kürzeren gezogen hat ?«
    »Nun«, in seiner Stimme lag die
Spur eines Vorwurfs, »Sie haben mich schließlich gefragt, ob ich jemanden
wüßte, der den Wunsch gehegt haben könnte, Dean umzubringen. Nicht wahr?«
    »Stimmt«, gab ich zu. »Erzählen
Sie mir noch ein bißchen mehr über diesen Jorgans .
Ja?«
    »Er war vor etwa einer Woche in
Deans Büro und machte dort eine Mordsszene, so daß Dean mich hineinrief und
mich bat, ihn hinauszuschmeißen. Jorgans war
fürchterlich wütend, als ich hineinkam, schrie aus Leibeskräften, er würde das Dean niemals durchgehen lassen und wenn er ihn deshalb
umbringen müßte. Ich dachte zu diesem Zeitpunkt, das sei alles ziemlich
kindisch, aber nun bin ich doch nicht mehr allzu sicher .«
    »Wer übernimmt die Firma, nun
nachdem Carroll tot ist ?« fragte ich.
    Er lächelte bescheiden.
»Vermutlich ich — es sei denn, Toni Carroll denkt anders darüber. Ich habe
einen Aktienanteil von zehn Prozent, zwei andere Teilhaber haben je fünf, und
der Rest gehörte Dean. Soviel ich weiß, erbt seine Frau alles, aber über die
Details kann Ihnen wahrscheinlich Steiner, sein Rechtsanwalt, Aufschluß geben .«
    »Können Sie sich außer Jorgans noch jemanden vorstellen, der den Wunsch gehabt
haben könnte, Carroll umzubringen ?«
    Shaw nickte. »Wenn man der
Sache auf den
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