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Endstation bei Al Wheeler

Endstation bei Al Wheeler

Titel: Endstation bei Al Wheeler
Autoren: Carter Brown
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ihn morgen im Büro des Sheriffs sprechen. Er warf
einen letzten langen Blick auf die Piratin, straffte dann entschlossen die
Schultern und marschierte in die Nacht hinaus, zurück zu seiner Alten.
    Iris Malone sah sich in dem
leeren, unordentlichen Zimmer um, blickte auf die überfließenden Aschenbecher,
die mit Lippenstift verschmierten Gläser und schauderte. »Das ist das erstemal , daß ich >den Morgen danach< mitten in der
Nacht erlebe — und einen Mord als Dreingabe !« Sie rieb
sich die Stirn. »Möchten Sie gern etwas zu trinken, Lieutenant ?«
    »Nun«, sagte ich vorsichtig,
»ich habe einen Drink bei der Arbeit seit jeher für eine Art therapeutischer
Maßnahme gehalten. Ich meine, es hält mich vom Nachdenken ab; und bei einem
Fall wie diesem würde mich Nachdenken um meinen Verstand bringen. Scotch auf
Eis mit einem bißchen Soda. Danke .«
    Sie ging zu der Bar am anderen
Ende des Wohnzimmers, und der mit Pelz besetzte Saum ihres kurzen Piratinnenkostüms wackelte bei jedem straffen Schwung ihrer
tiefgerundeten Sitzfläche. Während sie damit beschäftigt war, die Drinks
zuzubereiten, zündete ich mir eine Zigarette an und glitt in den nächsten
Sessel. Iris Malone kam zurück, reichte mir mein Glas, ließ sich dann auf der
Couch nieder und schlug die Beine übereinander. Gleich darauf bemerkte sie
meinen Gesichtsausdruck, löste schnell ihre Beine voneinander und zupfte erneut
erfolglos an dem zu hoch sitzenden Saum.
    »Sie haben vermutlich zwei
Millionen Fragen an mich zu richten, Lieutenant ?« Sie
seufzte. »Also schießen Sie los !« Sie hob ihr Glas.
»Frohe Weihnachten!«
    »Und ein mutiges neues Jahr!«
Mein Seufzer bildete ein Echo zu dem ihren.
    Der Scotch schmeckte genauso,
wie ich meine Frauen mag — weich, glatt und mit dem Vorgeschmack auf Reize, die
es in sich haben. »Erzählen Sie mir von Dean Carroll«, schlug ich vor.
    »Nun, er ist — war — der Mann,
der eine meiner Freundinnen heiratete .« Sie lächelte
schwach. »Das ergibt nicht allzuviel Sinn, nicht
wahr? Ich meine Toni — seine Frau — ist meine Freundin. Ich weiß nicht viel
über Dean, außer daß die beiden nicht allzugut miteinander auskamen .«
    »Und sie hat eine Affäre mit
dem Karnickel — Greg Tallen ?« fragte ich. »Oder war das heute abend im Gästezimmer
eine einmalige Party-Einlage ?«
    »Ehrlich gesagt, ich weiß es
nicht«, antwortete sie. »Ich fürchte, ich bin Ihnen keine große Hilfe. Oder?«
    »Womit hat Carroll seinen
Lebensunterhalt bestritten ?«
    Ihre glatte Stirn runzelte sich
leicht. »Ich weiß es nicht genau. Aber ich glaube, er hatte eine Menge Geld.
Sie haben ein großes Haus — mit allem Drum und Dran .«
    Ich blickte mich in dem neun mal zwölf Meter großen Raum um und sah dann wieder Iris Malone an. »Sie scheinen
selber nicht gerade mit Armut geschlagen zu sein. Hat Ihr Mann vielleicht eine
Menge Geld ?«
    »Ich bin nicht verheiratet«,
sagte sie leichthin. »Wenn sich eine Junggesellin allein soviel Vergnügliches leisten kann, so wäre es, glaube ich, nur eine Belastung, die
ganze Zeit über dasselbe Gesicht im Haus sehen zu müssen.«
    »Arbeiten Sie etwas? Oder ist
das eine taktlose Frage ?«
    »Ich arbeite zum Vergnügen«,
sagte sie lässig. »Mein Vater ist reich gestorben, was die beste Art zu sterben
ist — jedenfalls vom Standpunkt der Hinterbliebenen aus. Aber etwa die Hälfte
der Woche arbeite ich als Texterin. Ich bin auf Modewerbung spezialisiert, Sie
kennen doch das Zeug? >Mädchen, wenn ihr es nicht erwarten könnt,
vergewaltigt zu werden, dann tragt unser neuestes hinreißendes Modell aus
schwarzem Chiffon — nur ein einziges Mal !< Werbung
mit Pfiff! Zum Beispiel: >Warum wollen Sie das Mädchen in seinem Leben sein,
wenn Sie mit Hilfe unserer Formbetrugs-Korsagen die Ehefrau seines
Lebens werden können ?< Ich finde, es besteht kein
Grund, nur weil ich eine Menge Geld habe, keinen Beitrag zum kulturellen
Fortschritt unserer Zivilisation zu leisten. Sind Sie anderer Ansicht,
Lieutenant ?«
    »Der Albert Schweitzer aus der
Werbebranche !« sagte ich mit heiserer Stimme. »Ich dachte
immer, es handle sich um irgendeinen verkorksten Hemingway-Typ — den Mann, der
zwar den Bart, aber nicht das Talent hat der solchen Quatsch schreibt .«
    »Bitte!« Sie kicherte
plötzlich. »Machen Sie meinen Beruf nicht schlecht !«
    »Schreiben Sie diesen Blödsinn
im Badezimmer oder in einem Büro ?« fragte ich.
    »Nicht im Büro«, sagte sie.
»Ich bin eine Art freischaffende
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