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Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)
Autoren: Joanne Fedler
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Jahre habe ich viel zu viel von mir selbst mit anderen geteilt. Im Grunde tue ich das nach wie vor. Ich teile das Badezimmer, das Bett und meine Vagina mit Frank. Obwohl wir nun seit fünfzehn Jahren zusammenleben, habe ich mich immer noch nicht an die ständige Anwesenheit eines anderen Menschen in meinem Schlafzimmer gewöhnt. Nicht einmal an den guten, alten Frank, dessen Körpergeräusche und -gerüche ich unter hundert anderen blind erkennen und wahrscheinlich vermissen würde, sollte er eines Tages mit seiner Sekretärin durchbrennen.
    Er behauptet, dass ich schnarche. Ich würde zwar lieber an meinem eigenen Erbrochenen ersticken, als das zuzugeben, aber jetzt mal ehrlich: Falls ich tatsächlich schnarche, dann nur, wenn ich endlich mal wirklich tief schlafe. Versteht ihr jetzt, warum ich für dieses Wochenende unbedingt ein eigenes Schlafzimmer wollte? Stattdessen sieht es ganz so aus, als müsste ich mit der Peinlichkeit klarkommen, jemand anderen wachzuhalten.
    Ich suche mir eines der Zimmer mit zwei Einzelbetten aus, von dem aus man auf einen versteckten Garten an der Westseite des Hauses blickt. In dem Garten gibt es ein Vogelbad aus Stein, das mit nassem Laub verstopft ist, einen Springbrunnen, einen kleinen Teich und ein paar Engelsstatuen, umgeben von einem Halbkreis aus Zitronenbäumchen mit verschrumpelten Früchten daran. Es ist noch nicht lange her, da wäre Jamie ganz aufgeregt darin umhergehüpft und hätte nach Feen gesucht. Heute bringt nur noch diese Talentshow, die jeden Freitagabend um halb acht auf Channel Ten kommt, sie zum Hüpfen.
    Ich öffne den antiken Schrank, dessen Türen mit Schmetterlingen bemalt sind. Er ist leer bis auf ein paar Kleiderbügel mit handgenähten, bestickten Überzügen. Hier hat offenbar mal eine Frau gewohnt, die reichlich Zeit hatte.
    Das in Rosa und Weiß gehaltene Badezimmer erinnert nicht mehr an Erdbeeren mit Sahne, wie einst erwünscht. Die rosa Badewanne hockt breit auf ihren Klauenfüßen, die Emaille ist in der Mitte abgeschabt. Das Waschbecken trägt einen Rock aus Chintzstoff mit Rosen, passend zu den Vorhängen – wie ein dickes Mädchen in der Disco, das bei der Wahl seines Outfits schlecht beraten wurde. Die Toilette und das Bidet auf der anderen Seite stehen ein wenig gekrümmt, wie ein altes Ehepaar. Noch immer ist deutlich zu erkennen, was sich jemand einmal dabei gedacht hat, aber meist sind es genau solche in die Jahre gekommenen Bäder und Küchen, die den Charme alter Häuser ruinieren, so, wie die schrumpelige Haut an Händen und Hals einer Frau ihr wahres Alter verrät. Und zwar auch dann, wenn diverse andere Körperteile diversen Renovierungsarbeiten unterzogen wurden.
    Ich gehe die Treppe hinunter und rufe nach Helen. In einem so großen Haus könnte man sich glatt verlaufen.
    »Bin in der Küche!«, ruft sie zurück.
    Ich folge der Stimme in die riesige Küche, in der ramponierte Kupfertöpfe und -pfannen wie überfürsorgliche Eltern über dem Kochfeld hängen.
    Helen räumt gerade den sahnigen Brie und den Gorgonzola in den Kühlschrank. In dessen Tür steht eine Flasche Baileys, im obersten Fach ist eine Packung Tiramisu aus dem Supermarkt. Da ist nichts dabei, was ich auch nur probieren dürfte.
    »Ich weiß nicht, was du essen willst, wenn ich mit Kochen dran bin«, bemerkt Helen lachend.
    Sie ist heute für das Abendessen zuständig, ich morgen. Mittagessen und Frühstück sind unter den anderen aufgeteilt.
    Aber ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen. Ich habe selbst genug Lebensmittel für dieses Wochenende dabei, denn wenn es um Essen geht, kann man Helen nicht trauen. Sie wäre glatt in der Lage, mir Wodka in die Cola light zu kippen und heimlich Sahne in die Suppe zu rühren. Das ist die hohe Kunst an Freundschaften. Du musst wissen, welche Lügen deine beste Freundin dir gewissenlos auftischen würde, um dich betrunken oder high zu machen oder auch nur dafür zu sorgen, dass du weiter im selben Team spielst.
    Als ich all die gesunden Sachen aus meiner Kühlbox zutage fördere, meint Helen: »Das Leben hat mehr zu bieten als Gemüse, weißt du?«
    Ich ignoriere sie einfach und schlage stattdessen vor, dass wir den Kühlschrank in zwei Bereiche teilen, die Gesundheits- und die Schlemmerseite.
    »Wird sowieso keinem auffallen«, schnaubt Helen. »Du bist die Einzige hier, der das nicht egal ist.«
    Schade, dass Jamie das nicht gehört hat.
    Helen nimmt die Pappschachteln vom Thai-Imbiss im Ort und kehrt zurück ins Wohnzimmer.
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