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Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)
Autoren: Joanne Fedler
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Sex und Gesundheit nicht beantworten konnte. Da Frank klargestellt hat, dass ich für die Aufklärung unserer Kinder ganz alleine zuständig bin, wollte ich meine Kenntnisse ein bisschen aufpolieren. Schließlich will ich Antworten auf die Fragen haben, die Aaron und Jamie neuerdings so stellen, etwa: »Wie wird man schwul?« oder: »Sollte ein Junge sich die Hände waschen, bevor er ein Mädchen da unten anfasst?« Solche Fragen, das muss ich zugeben, kann ich nicht aus dem Stegreif beantworten.
    Helen hatte nicht mal Zeit für einen schnellen Kaffee nach dem ganzen Geblubber über Kondome und PMS. Wir konnten nur ein paar geflüsterte Bemerkungen austauschen, woraufhin die referierende Ärztin uns anfunkelte wie zwei gackernde, ungebärdige Schulmädchen. Trotzdem fühlte ich mich danach besser, wie immer, wenn ich Helen getroffen habe.
    Helen wedelt mir mit einem Häppchen Krabbe unter der Nase herum.
    »Lass das.«
    »Weißt du, seit du bei dieser Diät-Domina warst, hast du deine … Lebensfreude verloren. So ein Weibertreffen ist doch völlig sinnlos, wenn du nichts isst.« Sie zieht mich nicht auf, sie ist wirklich verärgert.
    »Was mache ich denn gerade?«, erwidere ich und halte die Plastikschüssel hoch. »Ich esse sehr wohl. Nur eben nichts Fettes.«
    Seit ich kurz vor meinem vierzigsten Geburtstag meine Ernährung umgestellt und ziemlich viel abgenommen habe, herrscht eine unterschwellige Feindseligkeit zwischen Helen und mir – sie hat ihre Kumpanin verloren, ihre Mitverschwörerin bei kulinarischen Verbrechen gegen die Kaloriengesetze. Während ich fortan morgens, mittags und abends Salat aß, bekam Helen ein weiteres Kind – einen Jungen, genau wie mein Pendel es vorhergesagt hatte. Während sie Windeln wechselte, etablierte ich meine neuen Essgewohnheiten. Während sie vor Schlafmangel beinahe den Verstand verlor, verlor ich ein Pfund pro Woche.
    Heute unterziehe ich alles, was ich esse, einem Verhör, wie einen Teenager, der am Samstagabend ausgehen will: Wie viele versteckte Transfettsäuren enthältst du genau? Und versuch nicht einmal, mir etwas vorzumachen. Wenn ich je dahinterkomme, dass du mich belogen hast, fliegst du von meiner Einkaufsliste. Seit einiger Zeit passe ich wieder in die Jeans, die ich vor meiner ersten Schwangerschaft getragen habe – eine relativ geringe Leistung, was Lebensziele im Allgemeinen angeht, das gebe ich zu, aber trotzdem … Frank war der Meinung, dass meine Diätberaterin ihr Motto »Nichts schmeckt so gut, wie sich dünn sein anfühlt« wahrscheinlich von Magersucht.com abgeschrieben hat. Aber es ist wahr, auf irgendwie erschreckende Art und Weise. Ehrlich, ich bin die Erste, die über Magermodels auf Zeitschriftencovers herzieht und sich über sonstige Botschaften in den Medien aufregt, die Jamie dazu bringen könnten, sich zu viele Gedanken um ihre Figur zu machen. Aber ich darf das. Ich habe mir ein paar Komplexe redlich verdient.
    Genauso wie meine kleinen Extravaganzen. Meine neueste Leidenschaft sind schicke Sportklamotten. Sie sind ein modisches Statement, das verkündet: Ich bin jederzeit dafür gerüstet, joggen zu gehen oder auf einen Berg zu steigen. Nicht, dass ich das eine oder das andere je getan hätte, aber der springende Punkt ist: Ich bin bereit dafür. Im Augenblick trage ich meine Lieblings-Laufschuhe mit gepolsterten Sohlen, blau-silbernen und neongrünen Streifen und atmungsaktivem Meshgewebe über den Zehen, obwohl ich immer noch nicht ganz davon überzeugt bin, dass meine Zehen auch mal Luft holen müssen. Das Oberteil in Neonpink mit Reißverschluss hat vier Taschen, von denen zwei verborgen sind. Es geht wirklich nichts über einen Pulli, in dem man Schlüssel, Geldbeutel, iPhone und den einen oder anderen Tampon verstauen kann, ohne eine lästige Handtasche mitnehmen zu müssen.
    Für mich sind die Tage tiefer Ausschnitte und Miniröcke weniger gezählt als vielmehr, na ja, vorbei. In Sportklamotten fühle ich mich nicht gar so »übel alt«, wie Jamie sich ausdrückt. Als müsste sie mich extra darauf hinweisen, dass die Situation ziemlich schnell hässlich werden kann, wenn man nicht energische Maßnahmen ergreift, sobald man die magische Vierzig erreicht hat. Schon seltsam, ich kann mich nicht erinnern, dass ich je so gemein zu meiner Mutter gewesen wäre.
    »Ehrlich, du bist schon genauso schlimm wie Tam«, sagt Helen.
    »Wie bitte?«
    »Du hast richtig gehört.«
    »Du brauchst nicht gleich so gemein zu werden.«
    Vor
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