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Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)
Autoren: Joanne Fedler
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ist die Stimme eines kleinen Mädchens, das Kummer hat, weil es nicht perfekt, sondern ein Kind ist. Ich höre die Stimme eines jeden kleinen Mädchens, das seiner Mutter nicht nah sein kann, das nicht geliebt wird, nicht genug sein kann.
    »Sicher. Das wäre … Warum nicht?«
    Ich richte mich auf und strecke die Hand nach Helen aus.
    Im Dunkeln lässt sie mich die ihre halten.
    Dann sehe ich, wie sie nach Virginias Hand greift.
    Summer legt eine Hand auf CJs Schulter.
    Und CJ legt mir eine Hand auf die Schulter.
    »Segne die Mutter, die im Sterben liegt. Möge sie nach ihrem Leiden Frieden finden. Vergib ihr, dass sie zu wenig Liebe und Güte geschenkt hat, denn sie kannte nur das, was aus ihrem eigenen Schmerz erwuchs. Segne ihre Tochter. Befreie ihrer beider Band von Schmerz und Kummer. Möge die eine in Frieden sterben, wie die andere in Frieden leben wird. Amen.«
    »Amen«, flüstert die Nacht.
    »Amen«, lächelt der Mond.
    »Amen.«

21  Die Spaßbremse

    I ch träume von Glocken. Einem Chor kristalliner Regentropfen. Als ich die Augen öffne, erklingt die Melodie immer noch. Ich schaue zu Maeves Bett hinüber. Es ist bereits abgezogen. Ihre Tasche liegt fertig gepackt darauf. Als Erstes denke ich, dass ich die Nacht durchgeschlafen habe. Ich habe tatsächlich geschlafen. Dann: Warum weckt mich normalerweise schon das Schnarchen der Katze oder der tropfende Wasserhahn im Garten auf? Warum werde ich wach, wenn Frank nach seiner Armbanduhr greift, sich im Bett umdreht oder auch nur blöd atmet (da kann er manchmal richtig egoistisch sein)? Hier dagegen könnte Maeve im Bett neben mir eine Party schmeißen, die ich verschlafe? Nicht, dass diese Gedanken mich zutiefst bekümmern würden, versteht ihr? Es interessiert mich einfach nur.
    Das Klimpern kommt von irgendwo in diesem Haus.
    Als ich mir in dem rosa Badezimmer Wasser ins Gesicht spritze, fällt mir die heiße Schokolade ein, die Maeve gestern Abend für uns gemacht hat, mit Zartbitterschokolade und Marshmallows. Wir saßen alle vor dem lodernden Kaminfeuer und tranken heiße Schokolade, und aus allein ihr verständlichen Gründen hat das Summer an ihre Wochenbettdepression nach Jemimas Geburt erinnert.
    Sie erzählte uns, wie sie ihre Mum angerufen hatte, um ihr zu sagen, dass sie deprimiert sei. Dann ließ sie uns raten, was ihre Mutter darauf geantwortet hatte. Niemand riet richtig. Die Antwort hatte gelautet: »Mutter zu werden ist nun mal deprimierend.« Summer lachte laut, als sie uns das erzählte.
    Ich hörte keinerlei Vorwurf an ihre Mutter heraus, nur Verunsicherung, wie jeder sie empfinden könnte, wenn er sich einen Augenblick lang derart im Stich gelassen fühlt. Dann sprang Summer unvermittelt auf, spielte ziemlich blecherne Musik auf ihrem iPhone ab und brachte uns alle – sogar Maeve – dazu, ein paar Zumba-Schritte zu tanzen, bis wir kichernd und verschwitzt vor dem Feuer herumhüpften.
    Ich schlüpfe in die Klamotten von gestern Abend, die nach Holzkohle riechen. Als ich die Treppe hinuntertapse, empfängt mich der Duft von frisch Gebackenem mit weit ausgebreiteten Armen. Das ganze Haus riecht warm und köstlich, wie Buttermilch. Ich finde noch etwas über Maeve heraus, das mir neu ist: Sie spielt Klavier. Bach oder Mozart oder sonst irgendetwas Klassisches, Elegantes.
    Ich sehe sie zuerst im Spiegel, dann am Flügel sitzen. Zu meiner Überraschung ist es gar nicht Maeve. Vor mir sitzt Summer in einem gestreiften Strandkleid.
    Sie hört auf, als sie mich bemerkt. »Oh, entschuldige. Habe ich dich geweckt?«, fragt sie.
    »Nein, ich glaube nicht.« Ich erinnere mich an Helens Warnung, dass niemand den Flügel anrühren dürfe, und will Summer schon darauf hinweisen, doch irgendetwas hält mich zurück. »Bitte, hör nicht auf. Das klingt wunderschön.«
    »Man glaubt, man hätte alles vergessen, aber die Finger vergessen nicht so leicht.«
    Summer spielt Klavier. Klassische Musik.
    Ich kann nicht mal Triangel spielen.
    »Wo hast du das gelernt?«, frage ich und lasse mich in einem riesigen Sessel nieder.
    »Von meinem Onkel Bernie. Er sagte, ich hätte das Zeug zur Konzertpianistin. Aber solche Sachen hat er immer gesagt. Um unser Selbstvertrauen zu stärken.«
    Tennyson flitzt von draußen herein und wedelt in wilder Begeisterung mit dem Schwanz. Blätter hängen in seinem leicht verfilzten Fell. Ich strecke den Arm aus und streichle ihn. Seine Zeit läuft ab. Was wohl aus diesem Hund werden wird?
    »Mann, ich sag’s dir, er hat
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