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Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Titel: Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt
Autoren: Manfred Scherrman
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mir, alsich leisten kann – tägliche Telefonate, wöchentliche Besuche; ich bin ständig in Bereitschaft.«
    »Da ich arbeitslos bin, machen meine Eltern mir Druck: Ich hätte die Kündigung vermeiden können, ich soll mich intensiver um eine neue Stelle kümmern, wir müssten halt mehr sparen …«
    »Meine Mutter mischt sich ständig in die Erziehung unserer Kinder ein.«
    »Weil ich mich von meinem Mann getrennt habe, machen mir meine Eltern das Leben schwer. Erst hat er ihnen nicht gepasst, und jetzt ergreifen sie Partei für meinen geschiedenen Mann und geben mir allein die Schuld, dass die Ehe gescheitert ist.«
    »Mein Vater ist ständig im Clinch mit meinem Mann, und an unserem Ältesten kritisiert er auch dauernd herum.«
    »Meine Eltern interessieren sich überhaupt nicht für mich. Nie rufen sie an. Besuche finden nur bei der Familie meines Bruders statt. Das war schon immer so, dass er bevorzugt wurde und ich nicht wichtig war.«
    Vielleicht wollen Sie kurz prüfen, was Ihre persönlichen Themen sind? Wodurch müsste diese Zusammenstellung speziell für Sie ergänzt werden?
    Hinter jeder einzelnen dieser Äußerungen steht in der Regel eine leidvolle, individuelle Geschichte des Erduldens oder des Kämpfens. Manche Kinder haben sich immer wieder Einmischung verbeten, andere haben mit Engelszungen argumentiert, sie haben Wünsche erfüllt oder vielerlei Kompromisse gemacht. Doch alle Anläufe, zu einem vernünftigen Miteinander zu kommen, waren vergeblich. Der Vater oder die Mutter oder beide verhalten sich nach wie vor »unmöglich«, sind nie zufrieden, verweigern Gespräche, rauben dem Sohn oder der Tochter den letzten Nerv.Die aktuellen Nöte reichen meistens, wie im letzten Beispiel, bis in die Kindheit zurück. Das in der Kindheit Erlebte ist oft sogar das eigentliche Thema, welches in der Tiefe belastet. Das erklärt die Erbitterung des Kampfes, der zwischen manchen Eltern und Kindern tobt. In anderen Fällen kann das Verhältnis zu den Eltern nach außen recht normal erscheinen. Man hat sich arrangiert und lässt die Vergangenheit bewusst außen vor: »Es lässt sich ja sowieso nichts mehr daran ändern.« Wenn da nur nicht immer wieder diese Reibereien wären und die gelegentlichen heftigen Konflikte …
    Viele Menschen kennen Schwankungen, was das Verhältnis zu ihren Eltern betrifft. Phasenweise kommen sie besser mit ihnen zurecht, dann wieder schlechter. Manchmal lassen sich Gründe dafür finden, manchmal auch nicht. Wenn sie zum Beispiel hören, was andere in ihrer Kindheit alles mitmachen mussten oder immer noch seitens ihrer Eltern aushalten müssen, kommen ihnen die eigenen Erlebnisse plötzlich nicht mehr so extrem schlimm vor. Umgekehrt, wenn andere davon erzählen, wie schön es bei ihnen daheim war und welch harmonisches Miteinander auch jetzt noch in der Familie herrscht, fallen sie wieder in ein tiefes Loch. Manchmal wissen sie nicht mehr, was angemessen ist und was nicht. Sie zweifeln an der eigenen Wahrnehmung und den eigenen Gefühlen. Und damit haben sie dann noch eine zusätzliche Last: »Vielleicht bin ich ja wirklich zu empfindlich. Ich müsste eigentlich doch besser mit meinen Eltern klarkommen.«
    Manchen Menschen gelingt es, über eine lange Zeit stabil zu bleiben, indem sie weitgehend ihr eigenes Leben leben. Doch bei Veränderungen im Leben der Eltern, etwa wenn Vater oder Mutter plötzlich pflegebedürftig werden, können ungelöste alte Konflikte mit Macht aufbrechen. Auch einschneidende Ereignisse im eigenen Leben wie der Verlust des Arbeitsplatzes, das Scheitern der Ehe oder eine schwere Krankheit können allesbisher Geltende in Frage stellen. Oft zeigt sich dann, wie brüchig das Fundament des eigenen Lebenshauses ist. Die Vergangenheit mit ihren Enttäuschungen und unerfüllten Erwartungen lässt sich nicht länger ignorieren.
    Der inzwischen verstorbene Regisseur Christoph Schlingensief fasste diese Erfahrung nach seiner Diagnose Lungenkrebs in einem Interview in folgende Worte: »Da knallt es plötzlich im Leben, und alle Sicherungsmaßnahmen sind erst einmal außer Kraft gesetzt, auch das Verhältnis zu mir und darüber hinaus zu meinen Freunden, meiner Lebensgefährtin, meinem verstorbenen Vater und meiner kränkelnden Mutter …« Schlagartig wird ihm klar, wie es um seine Beziehung zu seinen Eltern steht: »Natürlich habe ich in meinem bisherigen Leben extrem um Anerkennung gekämpft. Mir war wahnsinnig wichtig, dass ich geliebt werde, auch von meinen
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