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Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Titel: Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt
Autoren: Manfred Scherrman
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Eltern, dass sie sehen, aus ihrem Jungen ist doch etwas geworden …«
    Wie Menschen mit ihren Elternnöten umgehen, ist also phasenweise und individuell verschieden. Von außen betrachtet erscheinen manche Strategien eher förderlich als andere, und für Familienmitglieder oder Freunde, die den Kampf gegen Windmühlenflügel oder eine Art Vogel-Strauß-Verhalten miterleben, ist das Zuschauen bisweilen schwer. Zum Teil machen sie sich Sorgen, zum Teil schütteln sie den Kopf. Sie würden manches ganz anders machen, bis hin zu dem ausgesprochenen oder unausgesprochenen Vorwurf: »So, wie du dich verhältst, brauchst du dich nicht zu wundern, dass es immer wieder knallt; dass die Eltern beleidigt sind; dass sie dir gute Ratschläge geben.«
    Hilfreich für die Betroffenen sind solche Botschaften natürlich nicht. Sie erzeugen zusätzlichen Stress. Vielleicht kennen Sie das aus eigener Erfahrung. Wenn ich sowieso schon kämpfe oder verletzt bin, ist Kritik das, was ich am wenigsten brauchenkann. Was ich dann von den Menschen um mich herum brauchen würde, wäre Verständnis oder zumindest Respekt.
    Als besonders belastend erleben es viele Erwachsene, wenn sie sich in der Auseinandersetzung mit ihren Eltern vom eigenen Ehepartner im Stich gelassen oder kritisiert fühlen. Oft ist es für die Ehefrau schwer auszuhalten, wenn ihr Mann – »typisch Mann« – wenig sagt, alles mit sich selbst ausmacht, die Probleme kleinredet oder ignoriert. Sie möchte vielmehr, dass ihr Mann »in die Gänge« kommt. Er soll endlich seiner Mutter Grenzen setzen oder das schon lange geplante Gespräch mit seinem Vater führen, er soll dies tun und jenes besser lassen. Für den betroffenen Ehemann entsteht dadurch zusätzlicher Druck: Nun hat er eine weitere »Baustelle«, weil seine Frau so unzufrieden mit ihm ist und ihn nervt.
    Andererseits fühlt sich so mancher Ehemann von dem »typisch weiblichen« Bedürfnis seiner Frau nach Gespräch und aktiver Unterstützung überfordert. Wenn schon kein Gespräch mit den Eltern über die konflikthaften Themen möglich ist, möchte sie wenigstens ausführlich und wenn nötig immer wieder mit ihrem Mann darüber reden. Hält er das für sinnlos oder reagiert genervt, weil es immer um dieselben Geschichten geht, fühlt sie sich allein gelassen und eher stärker belastet als erleichtert.
    Probleme mit den eigenen Eltern können, so die leidvolle Erfahrung vieler erwachsener Kinder, das ganze Leben überschatten und viel Kraft kosten. Sie ziehen oft weitere Konflikte nach sich – auf der Paarebene, mit den eigenen Kindern, die die Nase voll haben von den Streitereien und Klagen, mit den Geschwistern, die meist alles ganz anders sehen. Familienfeste werden oft anstrengend, Geburtstagsbesuche zu bedrohlichen oder lästigen Veranstaltungen. Es könnte alles so schön sein, wenn die Eltern endlich einiges begreifen und sich ändern würden …

In die Fremde mit hinaus
    kannst du größeren Schatz nicht tragen
    als den Traum vom Elternhaus,
    als das Glück aus Kindertagen.
    (aus einem alten Poesiealbum)
    Es war so schlimm
    Die Kindheit ein Schatz? Kindertage voller Glück? Für viele Menschen ist der »Traum vom Elternhaus« eher ein Alptraum, der sie auch nach langen Jahren und räumlich fern von den Eltern nicht loslässt. Nach allem, was sie erlebt haben, muss ihnen der zitierte Vers wie blanker Hohn vorkommen.
    Immer wieder sind wir betroffen, wie viele unserer Klientinnen und Klienten in ihrer Kindheit Schlimmes erfahren haben: Schläge vom Vater oder Stiefvater oder von der Mutter; sexueller Missbrauch durch Familienangehörige; alkoholkranke Eltern. Daneben gibt es eine Vielzahl von weniger spektakulären, aber ebenfalls schmerzlichen Kindheitserfahrungen, die mit dem Verhalten von Vater und Mutter zusammenhängen: Die Eltern waren ungerecht, haben Schwester oder Bruder bevorzugt, gaben immer dem Kind die Schuld, hatten nie Zeit für das Kind, waren extrem streng, hatten kein Verständnis für die kindlichen Nöte, stellten sich bei Problemen nicht hinter das Kind, überforderten es mit ihren Erwartungen und Forderungen, stellten es vor anderen bloß.
    Viele hatten das Gefühl, sie hätten »anders« sein sollen, so wie der Bruder, der immer als Vorbild hingestellt wurde, oder so wie die Schwester, die der Liebling des Vaters war. »Nie war es genug, was ich geleistet habe«, so eine Klientin: »Ich war nicht gut genug in der Schule, daheim nicht fleißig genug, nicht so zuverlässig und geschickt
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