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Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Titel: Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt
Autoren: Manfred Scherrman
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auf das Wohlwollen meiner Eltern angewiesen, und ich bin nicht für ihr Wohlbefinden verantwortlich.
    Sich zur rechten Zeit und in angemessener Weise abzunabeln ist in modernen Gesellschaften schwierig. Es fehlen äußere Ablöserituale von den Eltern. Um in einer neuen, erwachsenen Weise mit den Eltern in Beziehung zu treten, ist es jedoch unerlässlich, sich von der Kindheit zu verabschieden und klare Grenzen gegenüber den Eltern zu ziehen. Für manche Menschen ist das eine lebenslange Herausforderung und Aufgabe.
    Manche allerdings scheinen das Thema Ablösung nicht zu kennen. Sie haben ein ganz enges, ungebrochenes Verhältnis zu ihren Eltern. Sie sind liebe Kinder geblieben, und das ist für sie so in Ordnung. Schwierigkeiten damit, dass sie so nahe bei Vater oder Mutter oder bei beiden stehen, haben sie selbst in der Regel nicht – wohl aber bisweilen ihre Ehe- oder Lebenspartner. Der jüngste Sohn, der immer noch jeden Tag nach dem Dienst bei seiner verwitweten Mutter vorbeischaut, obwohl die Schwester im Haus wohnt und die Mutter noch ganz rüstig ist; die Ehefrau, die bei jedem Konflikt mit ihrem Mann ganz selbstverständlich Zuflucht bei ihren Eltern sucht und für ein paar Tage dort bleibt; der 50-jährige einzige Sohn, der nie geheiratet hat, sondern noch immer bei seiner alten Mutter imElternhaus wohnt und ganz zufrieden wirkt; die junge Frau, die auf Wunsch ihrer Eltern am Heimatort eine Ausbildung macht, obwohl sie ursprünglich wegziehen und studieren wollte – sie alle verharren ein Stück weit in ihrer Kindheit.
    Manche spüren zwischendurch schon, dass eigentlich ein Entwicklungsschritt nötig wäre, scheuen sich aber, ihn zu tun, und finden tausend Gründe dafür. Gerald Hüther spricht in diesem Zusammenhang von »Veränderungsverhinderungsargumenten«: Eigentlich wollen diese Menschen gar nicht erwachsen werden. Sie haben Angst vor dem Neuen, das Vertraute gibt Sicherheit. Allerdings verbauen sie sich so den Weg zu neuen Erfahrungen, zur Fülle des Lebens. Sie schneiden sich von einem Teil ihrer Lebensmöglichkeiten ab. Und das in der Regel ganz ohne Not.
    Und was nun? Wie geht es weiter? Schauen wir uns zunächst einmal genauer an, was Menschen alles versuchen, um ihren Nöten ein Ende zu bereiten. Es wird sich zeigen, Vieles kann einfach nicht funktionieren.

Wer über längere Zeit Probleme haben will,
    muss sie aktiv aufrechterhalten, sonst verschwinden sie.
    Arnold Retzer
    Von ungeeigneten Lösungsversuchen
    Probleme sind dazu da, gelöst zu werden. Sie lösen sich nicht von allein. Solche Überzeugungen sind weit verbreitet. Sie spornen die Tatkraft an und können denen, die nicht aktiv werden, ein schlechtes Gewissen machen – selbst schuld, wenn sich nichts ändert, sie kommen ja nicht in die Gänge.Eine tiefe Wahrheit erkennt man daran, dass zugleich ihr Gegenteil wahr ist. Das trifft auch für den Umgang mit Problemen zu. »Die meisten Probleme lösen sich von selbst, man darf sie nur nicht dabei stören« – diese provozierende Feststellung, mit einem Augenzwinkern vorgetragen, hat nach anfänglichem Unverständnis und heftigem Protest schon viele Klientinnen und Klienten zum Nachdenken gebracht. War es möglich, dass sie durch ihr Verhalten die Probleme beim Verschwinden gestört und sogar zu ihrer Verfestigung beigetragen haben? Dann hätten sie ja mit all ihren Bemühungen das Gegenteil von dem bewirkt, was sie eigentlich wollten.
    Viele Menschen versuchen, ihre Not in Bezug auf ihre Mutter oder ihren Vater dadurch zu lindern, dass sie äußerlich Distanz zwischen sich und die Eltern bringen. Schon als Jugendliche hatten sie die Hoffnung, das Verhältnis zu den Eltern würde sich mit dem Auszug aus dem Elternhaus »normalisieren«. So ziehen sie daheim aus, sobald sie finanziell auf eigenen Füßen stehen. Oder sie suchen sich eine Ausbildungsstelle oder einen Studienplatz weit weg vom Wohnort der Eltern. Manche wandern gar aus, um mit der äußerlichen Entfernung auch innerlich Distanz zu schaffen. Das bringt vielleicht ein wenig Erleichterung, löst die Schwierigkeiten aber nicht wirklich. Das Elend ist dadurch nicht überwunden.
    Ebenso verhält es sich mit den Versuchen, durch eine Verringerung der Kontakte zu innerem Abstand zu gelangen. Offener Streit mit den Eltern wird weitgehend vermieden. Eine möglichst geringe »Dosis Elternkontakt« ist das Maximum, was angesichts alter Verletzungen oder ständiger Auseinandersetzungen zu verkraften ist, wie bei Frau G.: »Bei
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