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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder
Autoren: Orson Scott Card
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begonnen habe.«
    »Sie haben es bereits gesagt. Durch Enders Geist.«
    »Miros intensivstes Vorstellungsbild war das seines jüngeren, gesünderen, stärkeren Selbsts. Aber bei Ender … die Bilder, die in seinem Geist am wichtigsten waren, waren die seiner älteren Schwester Valentine und seines älteren Bruders Peter. Aber nicht so, wie sie später wurden, denn sein wirklicher älterer Bruder Peter war lange tot, und Valentine – sie hat Ender auf allen seinen Reisen durchs All begleitet oder ist ihm gefolgt, also lebt sie noch, ist aber so gealtert, wie auch er gealtert ist. Erwachsen. Eine reale Person. Auf jenem Sternenschiff, während jener Zeit im Außen, beschwor er indessen eine Kopie ihres jugendlichen Selbsts herauf. Die junge Valentine. Arme alte Valentine! Bis sie dieses jüngere Selbst, dieses perfekte Geschöpf, diesen Engel, der von Kindheit an in Enders verkorkstem kleinen Kopf gehaust hatte, sah, hatte sie nicht gewußt, daß sie so alt geworden war. In diesem ganzen kleinen Drama, muß ich sagen, ist sie das mißbrauchteste Opfer. Zu wissen, daß dein Bruder ein solches Bild von dir mit sich herumträgt, statt dich so zu lieben, wie du wirklich bist – nun, man kann sehen, daß es der alten Valentine nicht gefällt. Aber so denken jetzt alle von ihr, sie selbst, das arme Ding, eingeschlossen – man kann sehen, wie die Geduld der alten Valentine auf eine wirkliche Probe gestellt wird.«
    »Aber wenn die ursprüngliche Valentine noch am Leben ist«, sagte Wang-mu verblüfft, »wer ist dann die junge Valentine? Wer ist sie wirklich? Sie können Peter sein, weil er tot ist und kein anderer seinen Namen benutzt, aber …«
    »Ziemlich verwirrend, was?« sagte Peter. »Aber ich will dir ja gerade klarmachen, daß, egal ob er nun tot ist oder nicht, ich nicht Peter Wiggin bin. Wie ich vorhin schon sagte, ich bin nicht ich selbst.«
    Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah zur Decke hinauf. Das Hologramm über dem Terminal drehte sich, bis es ihn anblickte. Er hatte die Kontrollen nicht berührt.
    »Jane ist bei uns«, sagte Wang-mu.
    »Jane ist immer bei uns«, sagte Peter. »Enders Spionin.«
    Das Hologramm sprach. »Ender braucht keine Spione. Er braucht Freunde, wenn er welche finden kann. Zumindest Verbündete.«
    Peter streckte träge die Hand nach dem Terminal aus und schaltete es ab. Das Hologramm verschwand.
    Das erschreckte Wang-mu zutiefst. Es war fast so, als hätte er einem Kind einen Klaps gegeben. Oder einen Diener geschlagen. »Jane ist ein sehr edles Geschöpf, mit dem man nicht so respektlos umgehen sollte.«
    »Jane ist ein Computerprogramm mit einem Defekt, was die Identitätsroutinen anbelangt.«
    Er war in einer düsterer Stimmung, dieser Junge, der gekommen war, um sie in seinem Sternenschiff mitzunehmen und sie von der Welt Weg fortzuzaubern. Aber so düster seine Stimmung auch sein mochte, jetzt, da das Hologramm vom Terminal verschwunden war, verstand sie, was sie gesehen hatte. »Es liegt nicht nur daran, daß Sie so jung sind und die Hologramme Peter Wiggins, des Hegemons, einen erwachsenen Mann zeigen«, sagte Wang-mu.
    »Was«, sagte er ungeduldig. »Was liegt nicht nur woran?«
    »Der Unterschied in der Erscheinung zwischen Ihnen und dem Hegemon.«
    »Und worin besteht er dann?«
    »Der alte Peter Wiggin wirkt – zufrieden.«
    »Er hat die Welt erobert«, sagte Peter.
    »Also werden Sie, wenn Sie das gleiche getan haben, auch den gleichen Ausdruck von Zufriedenheit erlangen?«
    »Vermutlich«, sagte Peter. »Es ist das, was man als meinen Lebenszweck bezeichnen könnte. Es ist die Mission, auf die Ender mich ausgeschickt hat.«
    »Lügen Sie mich nicht an«, sagte Wang-mu. »Am Flußufer haben Sie von den schrecklichen Dingen gesprochen, die ich getan habe, um meinen Ehrgeiz zu befriedigen. Ich gebe es zu – ich war ehrgeizig, weil ich das verzweifelte Bedürfnis hatte, mich über den furchtbaren Status meiner niedrigen Geburt zu erheben. Ich kenne seinen Geschmack und seinen Geruch, und ich rieche, daß auch Sie ihn ausdünsten, wie den Geruch von Teer an einem heißen Tag. Sie stinken danach.«
    »Hat Ehrgeiz einen Geruch?«
    »Ich bin ganz benommen davon.«
    Er grinste. Dann berührte er das Juwel in seinem Ohr. »Denk daran, Jane hört zu, und sie erzählt Ender alles .«
    Wang-mu verstummte, aber nicht, weil sie verlegen gewesen wäre. Sie wußte einfach nichts zu sagen und sagte deshalb nichts.
    »Also bin ich ehrgeizig. Weil ich dies auch in Enders
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