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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder
Autoren: Orson Scott Card
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Auch wenn er zweifellos glaubt, er könne es, wenn die Notwendigkeit dazu bestünde.« Peter seufzte. »Jetzt bin ich gehässig. Die Worte kommen mir einfach so in den Sinn. Ich meine sie gar nicht so. Sie kommen einfach.«
    »Es ist möglich, daß einem Worte in den Sinn kommen und man trotzdem darauf verzichtet, sie laut auszusprechen.«
    Er verdrehte die Augen.
    »Ich bin nicht auf sklavische Unterwürfigkeit hin abgerichtet, so wie du.«
    So also sah das Verhalten von jemandem aus, der von einer Welt freier Menschen kam – die Nase über jemanden zu rümpfen, der ohne eigenes Verschulden Dienerin gewesen war. »Ich wurde dazu ausgebildet, unangenehme Worte aus Höflichkeit für mich zu behalten«, sagte sie. »Aber für Sie ist das vielleicht bloß eine andere Form von Unterwürfigkeit.«
    »Wie ich sagte, Königliche Mutter des Westens, Gehässigkeiten finden ungebeten ihren Weg in meinen Mund.«
    »Ich bin nicht die Königliche Mutter«, sagte Wang-mu. »Der Name war ein grausamer Scherz –«
    »Und nur ein sehr gehässiger Mensch würde dich seinetwegen verspotten.« Peter grinste. »Aber ich bin nach dem Hegemon benannt. Ich dachte, das Führen lächerlich übertriebener Namen sei vielleicht eine Gemeinsamkeit zwischen uns.«
    Sie saß schweigend da und erwog die Möglichkeit, daß er einen Versuch gemacht haben könnte, sich mit ihr anzufreunden.
    »Der Beginn meiner Existenz«, sagte er, »liegt erst kurze Zeit zurück. Genauer gesagt erst ein paar Wochen. Ich dachte, das solltest du über mich wissen.«
    Sie begriff nicht.
    »Du weißt, wie dieses Sternenschiff funktioniert?« fragte er.
    Jetzt sprang er wahllos von Thema zu Thema. Um sie auf die Probe zu stellen? Nun, sie hatte genug davon, auf die Probe gestellt zu werden. »Anscheinend sitzt man darin und wird von unhöflichen Fremden ausgefragt«, sagte sie.
    Er lächelte und nickte. »Immer mit gleicher Münze heimzahlen. Ender hat mir erzählt, daß du niemandes Dienerin seist.«
    »Ich war die getreue und zuverlässige Dienerin Qing-jaos. Ich hoffe, Ender hat Sie in diesem Punkt nicht belogen.«
    Er wischte ihre allzu wörtliche Auslegung beiseite. »Mit einem eigenen Kopf.« Wieder taxierten seine Augen sie; wieder fühlte sie sich von seinem lange auf ihr verweilenden Blick restlos erfaßt, genau so, wie sie sich gefühlt hatte, als er sie zum ersten Mal am Flußufer ansah. »Wang-mu, ich spreche nicht in Metaphern, wenn ich dir sage, daß ich eben erst erschaffen worden bin. Erschaffen, verstehst du, nicht geboren. Und die Art und Weise, auf die ich erschaffen wurde, hat sehr viel damit zu tun, wie dieses Sternenschiff funktioniert. Ich will dich nicht langweilen, indem ich dir Dinge erkläre, die du bereits weißt, aber du mußt wissen, was – nicht wer – ich bin, um zu verstehen, warum ich dich an meiner Seite brauche. Deshalb frage ich noch einmal – weißt du, wie dieses Sternenschiff funktioniert?«
    Sie nickte. »Ich glaube ja. Jane, das Wesen, das in den Computern existiert, hält ein so perfektes Bild wie möglich vom Sternenschiff und allen, die sich darin befinden, in ihrem Bewußtsein fest. Auch die Menschen an Bord halten ihr eigenes Bild von sich selbst und von dem, was sie sind und so weiter fest. Dann verschiebt sie alles aus der realen Welt hinaus an einen Ort des Nichtseins. Dieser Vorgang erfordert keine Zeit, und dann bringt sie es zurück in die Realität, wo immer sie will. Was ebenfalls keine Zeit erfordert. So daß sich, im Gegensatz zu den Sternenschiffen, die dafür Jahre benötigen, um von Welt zu Welt zu gelangen, alles in einem einzigen Augenblick abspielt.«
    Peter nickte. »Sehr gut. Nur, daß du außerdem verstehen mußt, daß das Sternenschiff während der gesamten Zeit, die es sich im Außen befindet, nicht von Nichtsein umgeben ist. Statt dessen ist es von einer unendlichen Anzahl von Aiúas umgeben.«
    Sie wandte ihr Gesicht von ihm ab.
    »Du weißt nicht, was Aiúas sind?«
    »Zu behaupten, daß alle Menschen immer existiert haben. Daß wir älter sind als die ältesten Götter …«
    »Na ja, gewissermaßen«, sagte Peter. »Nur kann man von Aiúas im Außen nicht sagen, daß sie existieren, oder wenn, dann führen sie jedenfalls keine Art von bedeutungsvoller Existenz. Sie sind einfach bloß … da. Nicht einmal das, weil es keine räumliche Orientierung gibt, kein Da, wo sie sein könnten. Sie sind einfach. Bis irgendeine Intelligenz sie ruft, sie benennt, sie in irgendeine Art von Ordnung bringt,
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