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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile
Autoren: Matthew Stokoe
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Bestätigung seiner Selbsteinschätzung guckte – eine Einstellung anderen gegenüber, die eine Freundschaft mit ihm monoton und anstrengend machte. Außerdem resultierte sie, zumindest in einem Fall, in spektakulären Gewaltausbrüchen.
    Es gab eine kleine Bar in Back Town, wo wir Billard spielten. Ich war eines Tages da, spielte ein bisschen für mich allein und wartete auf Gareth, weil wir nach Burton zum Konzert einer Band fahren wollten. Zwei Typen, die von irgendwo auf Urlaub hier waren, fanden es unsportlich, dass ich einen Tisch zum Üben belegte. Sie wollten schließlich richtig spielen. Die Diskussion wurde immer hitziger, bis ich es irgendwann klüger fand, den Tisch aufzugeben und Gareth stattdessen bei sich zu Hause abzuholen. Aber das reichte ihnen nicht; als ich die Bar verließ, folgten sie mir.
    Mein Auto parkte ein paar Hundert Meter die Straße entlang in einer Art Niemandsland zwischen Back Town und dem Geschäftsviertel von Oakridge. Hier war es dunkler, die Straße von unkrautüberwucherten Parkplätzen gesäumt, die man angelegt hatte, da Back Town sich langsam immer mehr ausdehnte. Die beiden Typen dachten, das wäre der perfekte Platz, um einem aufmüpfigen Einheimischen eine Lektion zu verpassen.
    Es waren große Männer, und sie waren alkoholisiert, und als sie mich ein paar Mal geschlagen hatten, meinten sie, in ihrer Wut wegen des Billardtischs einen Gang höher schalten zu müssen. Einer hielt mich fest, der andere zog ein Klappmesser heraus und wollte mir gerade seine Initialen in die Brust ritzen, als sich zeigte, dass der Ort doch nicht so gut gewählt war. Denn die Straße war der einzige Weg von Gareths Wohnung zu der Bar.
    Zuerst merkten sie gar nicht, dass er da war, weil er nicht groß rumschrie oder ihnen sagte, dass sie aufhören sollten. Er kam einfach mit einem schweren Schraubenschlüssel näher und schlug ihn dem einen Typen so fest an den Kopf, dass der ohnmächtig wurde. Der Kerl, der mich festhielt, stieß mich weg und ging auf Gareth zu. Er war etwa so groß wie Gareth, aber zwanzig Kilo schwerer. Die zusätzlichen Muskeln nützten ihm allerdings gar nichts. Gareth schlug ihm mit dem Schraubenschlüssel das Gesicht ein und trat ihm danach so lange in die Rippen, bis ich etwas brechen hörte.
    In dieser Nacht erfuhr ich, dass mein Freund ein sehr gefährlicher Mann sein konnte, und auch wenn er mir das Leben gerettet hatte, fühlte ich mich in seiner Gegenwart nie wieder richtig wohl – etwas, das mir, denke ich, zwei Jahre später eine Menge Ärger ersparte.
     
    Gareth sah Marla zum ersten Mal, als sie das Auto ihres Vaters zu ihm in die Werkstatt brachte. Sie war eine Waise, die mit siebzehn nach Oakridge kam, als ihre dritten Pflegeeltern Jobs als Verwalter auf einem der Campingplätze annahmen. Da sie ihre Kindheit und Jugend weitgehend ungeliebt und unglücklich auf dem harten Asphalt von L.A. verbracht hatte, stellte Oakridge für Marla ein wohltuendes, grünes Asyl für die Seele dar; ein Himmel im Vergleich mit ihrer Vergangenheit, den sie nie wieder verlassen wollte. Als ihre Pflegeeltern zwei Jahre später beschlossen, dass sie in die Stadt zurückkehren wollten, blieb sie allein hier und arbeitete als Kellnerin in verschiedenen Cafés und Restaurants von Oakridge. So hielt sie sich seit drei Jahren über Wasser, als sie und Gareth ihre Beziehung begannen.
    Für Marla war er eine Zuflucht vor der emotionalen Unbeständigkeit ihres früheren Lebens. Für Gareth wäre jede attraktive Frau, die bereit war, mit ihm zusammenzuziehen, geeignet gewesen, ihn glauben zu lassen, dass die Welt sich doch um ihn scherte. Aber in Marla fand er mehr als nur das. Als jemand, der so besessen von sich selbst war, sah er in ihr eine Frau, in die er sich tatsächlich verlieben konnte.
    Sie wohnten zusammen in einer kleinen Wohnung über der Werkstatt seines Vaters. Wenn er und ich allein waren, redete er ununterbrochen von ihr. Es war eine Beziehung, in der alles möglich schien, Ehe, gemeinsames Altwerden, Kinder … nur dass ich auch in Marla verliebt war. Und am Ende verliebte sie sich in mich.
    Als es geschah, als ich sie ihm wegnahm, bedeutete es das Ende unserer Freundschaft. Er brach jeden Kontakt zu mir ab und sah sogar weg, wenn wir auf der Straße aneinander vorbeigingen. Diese Wut, diese Feindschaft aus gebrochenem Herzen, hatte kein bisschen nachgelassen, als ich Oakridge ein Jahr später verließ, daher wurde ich augenblicklich misstrauisch, als er jetzt auf dem
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