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Emma

Emma

Titel: Emma
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
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zu
denken. Stirnrunzelnd stocherte sie in ihrem Quarkschnittchen. Sie konnte in
keiner Weise ihre Aussichten abschätzen und das verunsicherte sie.
    „Das
gibt aber böse Falten!“ ertönte eine männliche Stimme vor ihr.
    Überrascht
und leicht genervt sah sie auf. Sie war nicht in der Stimmung, sich zu
unterhalten, die Erinnerung an Davide hatte ihr mal wieder die Laune verdorben.
    „Kann
nicht sein, du bist es ja tatsächlich!“, dröhnte die gut gelaunte Stimme weiter
und ehe sie es sich versah, fand sie sich auch schon in einer temperamentvollen
Umarmung wieder und ließ sich widerstrebend auf beide Wangen küssen. Als der
Störenfried schließlich von ihr abließ und sich mit einem rein rhetorischen
„Darf ich?“ auf einen Stuhl ihr gegenüber setzte, hatte sie endlich die
Möglichkeit, sich zu orientieren und lachte befreit auf.
    „Nicht
möglich – du?“
    „Wen
hast du denn erwartet? Brad Pitt? Hast du schon vergessen, dass ich gegenüber
arbeite?“
    „Fast“,
grinste sie, „ciao Tommaso! Was machst du hier?“
    „Ehrliche
Antwort?“
    Sie
warf ihm einen vielsagenden Blick zu, den er mit einem spitzbübischen Grinsen
quittierte, das seine Augen aufleuchten ließ.
    „Ich
hab gerade das Schaufenster dekoriert und dich hier reingehen sehen. Da ist mir
bewusst geworden, dass ich heute meine tägliche Kalorienration noch nicht
hatte!“
    „Und
da hast du beschlossen, diese Lücke schnellstmöglich zu schließen!“
    „Und
die Gelegenheit, dich mal wieder zu sehen, konnte ich mir schließlich nicht
entgehen lassen! Ist schon irre, was? Erst verschwindest du für Jahre und nun
treffen wir uns schon das zweite Mal in diesem Sommer!“
    Emma
verzog fast unmerklich den Mund. Schon wieder eine dieser Erinnerungen!
    Während
Tommaso auf den bestellten caffè lungo wartete und einstweilen genüsslich von
seinem Sahnetörtchen naschte, musterte sie ihn. Seine Augen, so grau wie die
ihren, waren das gemeinsame Familienerbe der Santini, hatte man ihr als Kind
erklärt, und die blonden Haare, die er sehr kurz geschnitten trug, sollten von
irgendeinem fernen Vorfahren stammen, der angeblich vor Generationen aus dem
Norden gekommen und geblieben war. Alles in allem war er noch immer der
unwiderstehlich gut gelaunte Vetter irgendwelchen Grades, der ihr als Kind
schon maßlos imponiert und gefallen hatte. Jetzt, braungebrannt, groß und
sichtbar muskulös, war der hübsche Junge ein attraktiver Mann geworden. Sie
wusste, dass er gern und viel surfte und immer schon jede Möglichkeit zum
Beach-Volleyball genutzt hatte. Auf der Strandparty, die sie mit Davide besucht
hatte, hatte er ihr erzählt, dass er vor Jahren nur knapp die Aufnahme ins
Nationalteam verpasst hatte.
    „Was
zum Teufel machst du eigentlich hier?“, konkretisierte er nun seine Neugier,
ehe er den letzten Schluck seines caffè nahm. „Als ich dich das letzte Mal
gesehen habe, warst du mit irgend so einem Krösus unterwegs, der ein
fürchterlich finsteres Gesicht machte, und dann seid ihr ziemlich flott von der
Bildfläche verschwunden!“
    „Erinnere
mich bloß nicht daran“, stöhnte Emma und er lachte herzhaft auf.
    „Was
denn – schon wieder vorbei?“
    „Gott
sei Dank, ja! Er fing an, mich als sein Eigentum zu betrachten und …“
    „… und
das sollte man bei Frauen klugerweise vermeiden – ich hab mal so was Ähnliches
gelesen!“, beendete er grinsend ihren Satz. Einen Augenblick lang fixierte er
sie ernst, dann ließ er seine Augen wieder aufleuchten. „Du hast dich sehr verändert
in den letzten Jahren, weißt du das? Bist eine echte Schönheit geworden,
Prinzesschen!“
    Sie
machte eine abwehrende Handbewegung und konnte nur stumm nicken, da sich ihre
Kehle mit einem Mal anfühlte, als hätte sich eine unsichtbare Schlinge darum
gelegt, die eine geheimnisvolle Hand langsam immer enger zog. Tommaso schien
den Schatten auf ihrem Gemüt nicht bemerkt zu haben
    „Na“,
meinte er unbefangen und mit hörbarer Belustigung in der Stimme, „dann steht
weiteren gemeinsamen Schandtaten ja nichts im Wege, oder? Lass uns gleich mal
anfangen: was machst du heute Abend?“
    Erstaunt
sah sie ihn an. Er legte ja ein ganz schönes Tempo vor! Andererseits, was
sprach schon dagegen? Sie hatten sich immer gut verstanden, hatten sich ewig
nicht mehr gesehen, und wenn sie beide schon mal Zeit hatten, dann sollten sie
das auch lieber nutzen. Und schließlich musste ihr alles gelegen kommen, das
geeignet war, sie auf andere Gedanken zu bringen!
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