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Emma

Emma

Titel: Emma
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
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spurteten los,
doch Lara konnte mit Michele nicht Schritt halten. Als sie sich dem kleinen
Schatten näherten, erkannte sie tatsächlich Elena, die übermütig von einer
Pfütze zur nächsten sprang. Das Wasser war nur wenige Zentimeter von ihren
Füßen entfernt und der Sturm zerrte gefährlich heftig an der kleinen Gestalt.
Michele rief noch einmal ihren Namen und die Kleine drehte sich um. In diesem
Moment war er bei ihr und riss sie in seine Arme.
    An
die folgenden Minuten sollte Lara sich später nur noch schemenhaft erinnern.
    Zwischen
der Straße und der schräg zum Ufer hin abfallenden Mauer des Dammes wuchs ein
Streifen Gras, der an manchen Stellen etwa einen Meter, ansonsten nur fußbreit
war. Das Gras war nass und glitschig vom Regen. Lara, die direkt hinter Michele
abrupt abbremste, fand sich plötzlich seitlich auf dem Allerwertesten sitzend
an der Kante der Böschung wieder. Es hatte ihr einfach die Füße weggezogen, die
nun bis über die Knie ins Wasser baumelten.
    Sie
spürte, wie die Strömung an ihren Beinen zerrte und sie langsam, wie in
Zeitlupe, immer weiter die schräge Mauer hinunterrutschte. Das eiskalte Wasser
drang durch ihre Kleider und sie stieß einen Schreckensschrei aus. Verbissen
versuchte sie, sich mit klamm werdenden Fingern im kurzen Gras festzuhalten.
    Mittlerweile
war eine Handvoll Männer bei ihnen angekommen, die den Vorfall mitbekommen
hatten, und kümmerten sich um die schluchzende Elena und ihren zwischen Wut und
Erleichterung schwankenden Vater.
    Michele,
der inzwischen realisiert hatte, was ihr passiert war, überließ die Kleine der
Obhut eines Carabiniere und rannte zu der Stelle, an der sie im Wasser
strampelte.
    Lara
mühte sich, die Beine aus dem Sog des Wassers zu bekommen. Hände zogen und
zerrten an ihren Kleidern, die Kälte ging ihr durch und durch, sie spürte
bereits die Kontrolle über ihre Muskeln nachlassen. Dann bekam sie unerwartet
einen harten Stoß in die rechte Seite und schrie auf, als sie den Halt verlor.“
    „Lara“,
hörte sie Michele rufen, „per carità, halt dich fest!!“, doch er erreichte ihre
Hand nicht mehr.
    An
ihrem Bauch fühlte sie die Ufermauer unter sich, die ihren voll Wasser gesogenen
Pulli zerriss und deren raue Steine ihr die Haut aufschürften.
    Die
Brücke, schoss es ihr durch den Kopf, die Brücke kommt irgendwann. Ich muss
mich vorher festhalten, aber wo?
    Vor
ihrem inneren Auge spulte sich wie in Zeitlupe der Verlauf der Uferböschung ab,
so wie sie ihn von ihren langen Spaziergängen her in Erinnerung hatte. Ihre
Treppe! Irgendwo da vorne kam noch ihre Treppe. Sie erinnerte sich vage an den
schmalen steinernen Rand, der die Stufen einfasste und hoffte, ihn so
rechtzeitig zu spüren, dass sie sich vielleicht daran festklammern konnte.
Verzweifelt wehrte sie sich dagegen, von der wirbelnden Strömung auf den Rücken
gedreht zu werden, damit sie wenigstens mit beiden Händen zugreifen konnte,
wenn sie die Stelle erreichte.
    Als
sie mit ihrem linken Beckenknochen hart gegen etwas stieß, krallte sie sich mit
den Händen daran, so fest sie konnte. Keuchend schnappte sie nach Luft und
spuckte angewidert Wasser aus, das ihr in Mund und Nase gedrungen war. Durch
die Kälte verlor sie das Gefühl in Armen und Händen und konnte nicht mehr so
recht unterscheiden, ob sie sich noch festhielt oder ob sie nur noch ihre
leeren Finger verkrampfte. Nur das stetige kalte Zerren um sie herum sagte ihr
dumpf irgendwo im Hinterkopf, dass sie langsamer sein musste, als das strömende
Wasser. Äste wurden an ihr vorbeigerissen und kratzten ihr Hals und Gesicht
auf, immer wieder schluckte sie Wasser. Ihre strampelnden Füße ertasteten
schließlich eine Stufe, dann noch eine, mühsam schob sie sich hoch. Ihr war
kalt und sie war müde.
    Endlich
– wie ihr schien, nach einer Ewigkeit - griffen Hände nach ihr, die sie
festhielten und aus dem Wasser zogen. Überall an ihrem Körper wurde gezerrt,
die Stimmen um sie herum überschlugen sich hektisch und dann lag sie endlich
wieder auf festem Boden.
    „Lara!“
    Sie
spürte, dass jemand sie auf den Rücken drehte und unsanft auf die Wangen
klopfte.
    „Lara,
du musst wach bleiben! Nicht einschlafen, Lara! Bist du verletzt?“
    Die
Stimme gehörte Michele.
    Dann
eine zweite Stimme, die ihr bekannt vorkam.
    „Lara,
du starrsinniger Dickkopf, hörst du mich?“
    Sie
lächelte ein wenig. Das musste Alessandro sein.
    Sie
blinzelte vorsichtig mit einem Auge, dann öffnete sie das zweite. Er kniete
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