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Emma

Emma

Titel: Emma
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
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unwahrscheinlich! Du hast übrigens Glück, dass ich
überhaupt schon wieder zuhause bin! Wir haben uns sehr gut unterhalten, dein
Davide und ich!“
    Emmas
Herz schien ein paar Schläge aussetzen zu wollen. Sie schloss die Augen und
versuchte, ruhig und regelmäßig zu atmen, ehe die Beklommenheit von gestern
Abend zurückkehren und ihr die Luft abschnüren konnte.
    „Er
ist nicht mehr mein Davide!“, stieß sie schließlich zwischen den Zähnen
hervor. „Und genau deshalb bin ich wirklich nur rein zufällig hier! Ich wusste
nicht einmal, dass ihr essen wart, ich will ihn nie mehr sehen und ich brauche
dringend einen neuen Job, ich habe nämlich heute Morgen gekündigt. Und ganz
nebenbei kann ich auch auf keinen Fall mehr nach Hause zurück – er weiß ja
schließlich, wo ich wohne!“
    Nino
zeigte keinerlei Regung als Reaktion auf ihr konfuses Geständnis. Dann, nach
einer, wie es Emma schien, unangemessen langen Pause, nickte er langsam und
bedächtig.
    „Ich
hatte mir fast schon so etwas gedacht, nur dass er wahrscheinlich damit
überhaupt nicht rechnet und aus allen Wolken fällt, wenn es ihm erst einmal
klar wird.“
    „Ist
mir egal, der Mistkerl kann fallen, wohin er will, meinetwegen bis hinunter in
Dantes tiefstes Inferno“, fauchte sie wütend.
    „Allerdings
kann ich dich nicht ganz verstehen, mein Kind“, gab er jetzt vorsichtig zu
bedenken, „er hat mir zwar angedeutet, dass es Spannungen zwischen euch beiden
gab, aber mir schien er sehr aufrichtig und ehrlich um dich und dein
Wohlergehen besorgt zu sein. Was habt ihr für ein Problem miteinander? Da du
nun schon mal von alleine den Weg bis zu meiner Türe gefunden hast, mein
Liebes, nehme ich mir die Freiheit, dir diese intime Frage zu stellen!“
    „Problem?
Was wir für ein Problem haben? Er hat bestimmt keins, aber ich und zwar ein
gewaltiges! Er glaubt, er kann über mich und mein Leben bestimmen, kann mir
Regeln aufzwingen und mich mit seinem ganzen Scheißgeld kaufen, aber da hat er
sich getäuscht!“
    „Genau
das habe ich ihm auch gesagt!“, bestätigte Nino ungerührt, doch sie ging nicht
auf seinen Einwurf ein.
    „Er
hat mich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in seine Wohnung und in sein
Bett gelockt, hat so getan, als wolle er nur eine lockere Affäre und jetzt
stellt sich heraus, dass er eine ernsthafte Beziehung will! Ist das denn zu
fassen? Ich hab mich doch überhaupt nur deshalb mit ihm eingelassen, weil er
der Gandolfo war, der jede Woche eine andere im Bett hatte! Keine Probleme,
kein Stress, toller Sex und sonst nichts! Ja, von wegen! Du hättest ihn mal
hören sollen! ‚Ich bin dir treu, weil ich dich liebe!’, was soll ich da wohl
anderes tun als so weit wie möglich davonzulaufen, sag mir das!“
    Atemlos
hielt sie inne. Wie sie da vor ihm saß, das Wasserglas in der einen Hand, mit
der anderen wild gestikulierend, mit weit aufgerissenen Augen und gerunzelter
Stirn, hatte Pavone Mühe, nicht in Gelächter auszubrechen. Was sie ihm da
erzählte, erschien ihm dermaßen absurd, dass er sich spontan fragte, wo Emmas
wahres Problem liegen mochte, denn dass sie tatsächlich ein ernstes Problem
hatte, war offensichtlich. Aber es war mit Sicherheit nicht das, was sie ihm da
soeben aufgetischt hatte. Allerdings war er sich nicht darüber im Klaren, wie
sehr sie sich in den letzten Jahren verändert hatte. Sollte er sie einfach auf
die augenscheinlichen Tatsachen hinweisen und hoffen, dass sie in ihrer
derzeitigen Verfassung vernünftigen Argumenten zugänglicher wäre als sie es in
früheren Zeiten gewesen war?
    „Stehen
bleiben und der Gefahr ins Auge sehen!“ erwiderte er schließlich.
    „Was?“
Sie schien nicht verstanden zu haben.
    „Das
war zu erwarten“, seufzte er ergeben.
    „Was?“
    „Du
hörst mir ja gar nicht zu, Liebes, was soll das denn werden? Führen wir hier
ein Gespräch oder soll ich dir Zettel und Stift geben, einstweilen ein Bad
nehmen und dich deine Ergüsse in Ruhe als Monolog aufschreiben lassen?“
    Ihre
Miene verfinsterte sich, als er sie unerbittlich auf einen ihrer schwächsten
Punkte hinwies: war sie erst einmal in Rage, traten ihre Fähigkeiten zuzuhören
weit in den Hintergrund. Heftig stellte sie das Glas auf dem Tisch ab, gab aber
keine Antwort.
    „Ich
dachte, du hättest bereits einen neuen Job“, Nino wusste, dass sich ihre
Aufmerksamkeit am ehesten wieder einfangen ließ, wenn er vollkommen
zusammenhanglos auf irgendein Thema einging, das sie eingangs erwähnt hatte
oder sich
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