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Emma

Emma

Titel: Emma
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
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Weiterleitung an ihn hinterlassen
hatte.
    „Wenn
er die bekommt, dann weiß er auch, was es für ihn und unsere so genannte
Beziehung geschlagen hat“, resümierte sie mit tiefer Befriedigung in der
Stimme.
    „Du
bist herzlos!“, kommentierte Pavone nüchtern ihre Erzählung. „Ich mag ihn ja
nun wirklich nicht besonders, aber sogar mir tut er leid, wenn ich dich so
reden höre!“
    Emma
zog es vor, nicht zu antworten.
    Sie
hatte das einzig Richtige getan, davon war sie überzeugt, egal, was andere ihr
dazu sagen mochten! Sie wusste schon lange und besser als irgendjemand sonst,
dass sie für eine feste Beziehung eben nicht geeignet war! Jetzt ging es für
sie nur noch darum, sich eine neue Existenz zu schaffen, eine, in der weder
Gandolfo noch seine diversen Geschäftspartner und Handlanger vorkamen. Deshalb
brauchte sie dringend Arbeit. Ihre Reserven waren aus den bekannten Gründen
weitgehend erschöpft und abgesehen davon fühlte sie sich auch noch viel zu
jung, um untätig herumzusitzen! Irgendetwas musste Nino doch für sie finden
können, hoffte sie, er hatte ja früher auch keine Probleme gehabt, sie zu
vermitteln!
    Ihr
Optimismus bekam einen leisen Dämpfer, als sie an seine Antwort von vorhin
dachte. Ähnliches hatte sie selber bereits befürchtet, und daher hatte sie am
Samstagabend auch nicht gegen Davides Salfiore-Projekt protestiert.
    Da
ihr dieser Weg jedoch nun definitiv verschlossen blieb, musste sie sich etwas
anderes suchen.
    „Heute
Nacht kannst du hier bleiben“, unterbrach Ninos strenge Stimme ihre Gedanken,
„aber morgen verschwindest du wieder in deine eigene Wohnung, ist das klar? Die
Zeiten, in denen ich mich täglich und ausschließlich nur um dich gekümmert
habe, sind vorbei, du stehst auf deinen eigenen Beinen! Ich werde mein bestes
tun, aber mach dir da mal lieber keine allzu großen Hoffnungen, ich kann nichts
versprechen!“
    Emma
nickte resigniert.
    „Ja,
schon klar! Ich werde mich selber auch umsehen!“
    „Tu
das!“ Er warf ihr einen ungnädigen Blick zu. „Und jetzt, meine Liebe, fühl dich
bis morgen wie zu Hause! Wenn du Hunger hast – den Kühlschrank findest du
sicher wieder, ich muss noch zu einem Termin, wir sehen uns dann später!“
     
    Nachdem
Nino ohne weitere Erklärung das Loft verlassen hatte, wusste Emma im ersten
Moment nicht, wohin mit sich, ihrer Zeit und ihren Gefühlen. Seit sie am
Nachmittag fluchtartig ihre Wohnung verlassen hatte aus Furcht, Davide könnte
plötzlich vor ihrer Türe stehen, war sie mehr oder weniger kopflos in eine Art
von Aktionismus verfallen, der sich hier aber nun letztendlich totlaufen
musste. Hier war nichts für sie zu tun, hier war sie nur Gast und sie gehörte
eigentlich nicht hierher.
    Einen
Augenblick lang spielte sie mit dem Gedanken, ihre Bedenken über Bord zu werfen
und allen Befürchtungen zum Trotz in ihre eigene Wohnung zurückzukehren. Sie
tat es aber dann doch nicht, stattdessen warf sie sich müßig auf die riesige
Couch, deren andersfarbiges Vorgängermodell schon an dieser Stelle gestanden
hatte, als sie Ninos Wohnung vor vielen Jahren zum ersten Mal betreten hatte.
    Jetzt
hatte sie endlich Zeit, aufzuatmen, sich zu entspannen und den Druck der
letzten Stunden loszuwerden. Emma schloss die Augen und vergegenwärtigte sich
ihre Situation.
    Sie
war frei!
    Sie
war wieder frei. Das war ein Gefühl, das sie kannte, das sie sogar genoss – das
Gefühl, eine Fessel abgestreift und im Gegenzug etwas sehr Begehrenswertes
wiedererlangt zu haben: ihre ganz persönliche Freiheit, das, was ihr am
Wichtigsten war im Leben.
    Ich
bin frei! Dieses Mantra hatte sie sich immer dann vorgebetet, wenn sie aus
einer Beziehung geflüchtet war, weil sie ihr nicht mehr gepasst hatte, wie ein
Paar Schuhe, das ausgetreten oder ein alter Rock, der zu eng geworden war. In
der Folge dieses sich Bewusstmachens hatte sich jedes Mal ein heißes Gefühl der
Freude in ihrem Bauch ausgebreitet, wie eine sprudelnde Heilquelle. Die hatte
den Ursprung in ihrer Herzgegend und verströmte sich in ihrem Inneren, erfüllte
sie mit Elan und Zuversicht, ja sogar mit einer gewissen Vorfreude auf etwas
Neues. Und das musste beileibe nichts mit einem Mann oder einer neuen Beziehung
zu tun haben!
    Leider
war sie heute so müde, so ausgelaugt und so erschöpft, dass sie es nicht
schaffte, sich ihre Freiheit intensiv genug vor Augen zu halten. Sie hatte
nicht geschlafen in dieser Nacht und daher blieb der warme Strom an Zuversicht
und Begeisterung für
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