Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Emma

Emma

Titel: Emma
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
Vom Netzwerk:
keine Ahnung, wann er wiederkommt.“
    Lara
zögerte keine Sekunde. Das war vielleicht die Gelegenheit, etwas Sinnvolles zu
tun, anstatt nur herumzusitzen und auf das Ende des Hochwassers zu warten.
    „Ich
bin in fünf Minuten bei dir.“
    Gaias
Widerrede hörte sie schon nicht mehr.
    Sie
rannte nach oben und zog ein paar alte Sachen an, dazu feste Schuhe, mit denen
sie bequem ein paar Stunden auf den Beinen würde sein können. Sie überlegte, ob
sie wohl einen Parkplatz finden würde und nahm dann doch kurz entschlossen das
Auto. Vielleicht konnte man sie ja brauchen, um irgendwohin zu fahren, dachte
sie. Dann schloss sie auch noch die anderen Jalousien im Haus, sperrte die Tür
ab und fuhr los. Sie bemerkte nicht, dass sie ihr Handy auf dem Wohnzimmertisch
hatte liegenlassen.
     
    Im
Dorf herrschte angespannte Hektik. Das kleine Lokal war brechend voll und Gaia
kämpfte hinter der Theke tapfer mit dem Geschirr, den Gläsern und den Tränen.
Sie sah abgekämpft aus.
    „Du
bist ein Engel“, meinte sie und schenkte Lara ein dankbares Lächeln.
    „Ach
was", wehrte die ab, „sag mir lieber, was ich tun soll.“
    Sie
ließ sich von Gaia bereitwillig dirigieren, verteilte Brote und Getränke,
räumte Tische ab, spülte Gläser, trocknete Teller und Tassen, um Minuten später
wieder ganz von vorne anzufangen. Stapelweise standen Dosen und Flaschen mit
Getränken herum, die man gebracht hatte, um sie an die Freiwilligen zu
verteilen. Immer neue Gesichter kamen herein und je länger der Tag dauerte,
umso müder sahen sie aus. Lara hatte es längst aufgegeben, in dem hastigen,
undeutlichen Stimmengewirr aus verschiedenen Dialekten etwas verstehen zu
wollen, sie konzentrierte sich nur noch auf Gaias Stimme.
    Draußen
wurde es inzwischen dunkel und schließlich kam Michele zurück, auch er sah müde
aus. Vor ihm her hüpfte übermütig ihre kleine Tochter, Elena, mit ihren knapp
fünf Jahren ein Energiebündelchen, das das ganze Chaos ungeheuer unterhaltsam
fand, wie Lara feststellen konnte. Sie plapperte und lachte, unterhielt sich
mit jedem, der einen Moment der Aufmerksamkeit übrig hatte und war kaum zu
bändigen. Ein typisches Wirtshauskind, dachte Lara, keine Hemmungen vor vielen
Menschen, keine Angst vor Fremden und immer gut gelaunt! Gaia fand das
allerdings weniger erheiternd, sie war ziemlich gereizt.
    „Aber
Michele! Wieso hat du Elena denn nicht bei deiner Mutter gelassen? Hier stört
sie doch nur, sie wird uns ständig im Weg sein, du kennst sie doch!“
    „Sie
wollte einfach unbedingt mit mir mitkommen, ich bring sie anschließend schon
noch zu meinen Eltern, ich muss sowieso noch mal weg und Batterien für die
Taschenlampen holen, die hab ich nämlich vergessen!“
    Er
räumte hastig Pakete mit Papptellern und Bechern hinter die Theke und begrüßte
Lara im Vorbeilaufen.
    „Schön,
dass du da bist.“
    „Nicht
der Rede wert. Kann ich dir etwas abnehmen?“
    „Kannst
du vielleicht in der Zwischenzeit ein Auge auf unseren kleinen Quälgeist haben?
Nicht dass ich sie noch über den Haufen renne, weil ich sie hinter all den
Schachteln und Paketen nicht mehr sehe!“, er versuchte seinen Scherz durch ein
müdes Grinsen zu unterstreichen, doch es ging ein wenig schief.
    „Ja,
mache ich, kein Problem! – Komm, meine Süße, wir machen es uns hier bequem und
schauen den anderen ein bisschen bei der Arbeit zu, hm? Was hältst du davon?“
    Widerwillig
ließ sich das Kind im Nebenzimmer auf den Schoß nehmen. Zum Glück für Lara
hatte Elena ein kleines Malbuch dabei, das auch Geschichten zum Vorlesen
enthielt und so machte sie sich daran, eine Geschichte nach der anderen
durchzublättern, sich von ihr die Märchenfiguren erklären zu lassen und die
Texte vorzulesen. Hin und wieder korrigierte die Kleine ihre Aussprache, was
Lara mit einem amüsierten Grinsen zur Kenntnis nahm.
    Mitten
in das turbulente Stimmengewirr, das um die beiden herrschte, ertönte
urplötzlich eine tiefe, hörbar genervte männliche Stimme.
    „Kann
zum Teufel noch mal irgendwer die scheiß Kartons hier aus dem Weg schaffen?
Gleich kommt ein Schwung Leute, die sind müde und wollen sich nicht auch noch
die Beine brechen!“
    Es
war, wie Lara erkannte, einer der Leiter des Zivilschutzes, der müde und
gereizt im Lokal stand. Das Wasser tropfte ihm von der Mütze und vom Regenmantel
auf den Boden und er wies mit dem Finger auf einen Stapel Kartons, den Michele
in Ermangelung von Zeit und Platz hatte stehen lassen. Lara hatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher