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Emma

Emma

Titel: Emma
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
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das
registriert, als sie sich mit Elena hingesetzt hatte, doch in der Zwischenzeit
hatte irgendjemand den Stapel dummerweise genau an die engste Stelle des Lokals
gerückt und man musste sich nun vorsichtig an ihnen vorbei zwängen. Wer es
eilig hatte oder unaufmerksam war, würde unweigerlich über sie stolpern.
    „Michele!“,
hörte sie Gaia rufen, selber beide Hände voll mit schmutzigen Gläsern. Nichts.
Dann noch einmal. „Michele!“ Er antwortete nicht, war vielleicht schon wieder
unterwegs zu einer weiteren Besorgung.
    Lara
sprang auf und setzte Elena auf den Stuhl.
    „Schätzchen,
du bleibst einen Moment hier sitzen, versprochen? Hast du mich gehört?“, sie
sah die Kleine eindringlich an, bis diese ihren Blick erwiderte und wortlos
nickte. „Du wartest hier ganz brav auf mich, okay?“
    „Okay!“
Elena blieb in ihr Buch vertieft und Lara wandte sich rasch ab.
    „Komme
schon, Gaia! – Wo sollen die Schachteln denn hin?“
    „Sieh
mal zu, ob du im Vorratslager noch ein Fleckchen findest!“, antwortete sie ihr
aufatmend.
    Das
so genannte Vorratslager war ein kleiner, sich nach hinten absenkender Raum
unter einer Treppe, die nebenan nach oben führte. Es war sehr eng und sehr
voll, stellte Lara fest, doch mit ein wenig gutem Willen und ein bisschen
sanfter Gewalt gelang es ihr, den Durchgang frei zu räumen und alles zu
verstauen. Sie prustete erleichtert und ging wieder ins Nebenzimmer. Und erstarrte
– der Stuhl, wo Elena noch vor wenigen Augenblicken gesessen hatte, war leer.
    Schlagartig
stieg eine eiskalte Panik in ihr auf.
    „Elena?
– Elena, wo bist du?“
    Sie
musste dermaßen alarmiert geklungen haben, dass Gaia sie in all dem
Durcheinander sofort hörte und wie herbeigezaubert stand plötzlich auch Michele
vor ihr.
    „Was
ist denn los?“
    So
müde er auch war, in seinen Augen blitzte es alarmiert auf.
    „Sie
war gerade noch hier!“, Lara fing fast an zu stottern vor Nervosität. „Ich hab
doch nur schnell die Kartons verstaut!“
    Sie
drehte sich um und lief zur Toilette. Vielleicht war Elena nur mal eben schnell
aufs Klo gegangen, aber da war sie auch nicht!
    Gaia
wurde bleich und schoss hinter der Theke hervor.
    „Ich
hab sie nicht rausgehen sehen, sie muss noch hier drin sein – Elena!“, schrie
sie, nun ebenfalls einer Panik nahe, da im ganzen Lokal, das nicht sonderlich
groß war, keine Spur von Elena zu finden war. Nun wurden langsam auch die
Umstehenden aufmerksam, doch keiner von ihnen hatte gesehen, ob und wann das
Kind den Raum verlassen hatte.
    „Sie
muss draußen sein, verdammt, wie hat sie das nur gemacht, dass keiner sie
gesehen hat!“ Gaia griff nach ihrer Regenjacke und wollte losstürmen, doch ihr
Mann hielt sie fest.
    „Bleib
du hier und sag den Carabinieri und den Leuten vom Zivilschutz Bescheid. Ich
werd sie in der Zwischenzeit schon finden!“, versuchte er hastig, ihr ein wenig
Mut zu machen.
    „Ich
komme mit!“
    Lara
war außer sich. Es war ihre Schuld, es war unverzeihlich, sie hatte nicht
aufgepasst! Sie zitterte am ganzen Körper und ihre Finger waren mit einem Mal
eiskalt, so viel Adrenalin raste durch ihre Adern. Michele widersprach ihr
nicht, als sie hinter ihm her nach draußen schoss.
    Inzwischen
war es dunkel geworden, es goss in Strömen und der Wind peitschte durch die
Bogengänge des Schlosshofes.
    Lara
lief hinter Michele her. Auf dieser Seite der Piazza war nichts zu sehen. Er
lief um die geparkten Autos herum, Lara nahm sich die andere Seite vor. Nichts.
Die beiden sahen sich an. Dann rannten sie wie auf Kommando durch die
Durchfahrt, die zwischen den Geschäften hinaus zu dem kleinen Park und zur
Dammstraße führte. Hinter der Passage begann die von hohem Gras bewachsene
Böschung anzusteigen und Lara kämpfte sich hinter ihm hastig nach oben,
rutschte immer wieder auf dem nassen Gras aus, fiel hin, rappelte sich wieder
auf und kam schließlich keuchend und hustend oben neben Michele an.
    Michele
hatte inne gehalten und starrte angespannt in die Dunkelheit. Der Wind zerrte
erbarmungslos an ihren Kleidern und Lara hielt sich schützend die Hand vor die
Augen, um durch den dichten Regen etwas zu erkennen.
    „Elena“,
schrie sie mehrmals gegen den Wind an. „Elena, wo bist du?“
    Sie
bekam keine Antwort, nur Michele neben ihr atmete heftig.
    „Sieh
mal, da vorne! Ist sie das?“
    Angestrengt
versuchten sie, die Dunkelheit und den Regen zu durchdringen, während dicht
neben ihren Füßen das Wasser an ihnen vorbei rauschte. Beide
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