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Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell
Autoren: Linda Lael Miller
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Leib!«
    Wieder
lächelte der Arzt. »Tut mir leid, Rebell, hier gebe ich die Befehle. Sie haben
Glück, daß ich auf Ihrer Seite bin.«
    Stevens
Hemd war so zerfetzt, daß der Arzt keine Schwierigkeiten hatte, eine Stelle
für den Einstich zu finden. Und Stevens Schmerzen erlaubten ihm keine
Gegenwehr.
    »Nur ein
bißchen Morphium«, sagte Doc Waverly. »Wir müssen Sie drehen und Ihre Rippen
verbinden, ganz zu schweigen von den anderen Wunden, die genäht werden müssen.
Glauben Sie mir, es wird leichter sein, wenn Sie schlafen.«
    Steven
hatte das Gefühl zu schweben; das Morphium tat seine Wirkung. Eine Weile spürte
er noch einen dumpfen Schmerz, dann war auch das vorbei.
    Sein
drogenbetäubtes Gehirn führte ihn in die Vergangenheit zurück, und er war
plötzlich in Fairhaven in der Nähe von New Orleans im Haus seines Vaters, und
er war wieder ein kleiner Junge.
    Er und Maman saßen in einer Kutsche und bewunderten das prächtige weiße Haus aus der
Entfernung. Es war von ausgedehnten Rasenflächen umgeben und hatte einen
Brunnen, dessen sprudelndes Wasser im hellen Sonnenschein wie Diamanten
funkelten.
    »Eines Tages
wirst du hier leben, wohin du gehörst«, sagte Maman mit ihrem melodischen
französischen Akzent, und leichte Traurigkeit klang in ihrer Stimme mit. »Auch
du wirst ein Fairfax sein und dich nicht mehr Dupris nennen müssen.«
    In diesem
Augenblick erfuhr Steven den ersten wirklichen Hunger seines Lebens, aber es
war kein Hunger, der mit einem guten Essen befriedigt werden konnte. Er war
geistiger Natur – fast so, als schaute man vom tiefsten Abgrund der Hölle zum
Himmel auf.
    Wie es
Träume so an sich haben, fühlte sich Steven nun ganz unvermittelt an einen
anderen Zeitpunkt versetzt, den Tag der Beerdigung seines Vaters. Er stand
hinter dem hohen Eisenzaun und schaute zu, wie Beau Fairfax' Sarg in ein
steinernes Mausoleum getragen wurde. Sein Vater hatte Steven nie anerkannt,
aber der alte Cyrus, Patriarch der aussterbenden Familie, sah ihn am Zaun
stehen und kam zu ihm herüber.
    »Bist du
Moniques Junge?« fragte er.
    Damals war
Steven schon sechzehn Jahre alt und besuchte das St. Matthew's Internat für
Jungen. »Ja, Sir«, antwortete er seinen Großvater. »Es tat mir sehr leid, als
ich hörte, daß Monique dem Fieber erlegen ist.«
    Steven
verhärtete sich gegen die Erinnerung daran. New Orleans war belagert von
Unionstruppen, seine Mutter tot, und nichts war mehr wie früher. »Danke, Sir«,
sagte er leise.
    »Ich
möchte, daß du mich nach Fairhaven begleitest. Dein Vater hat dich in seinem
Testament bedacht.«
    Steven schüttelte
den Kopf. »Ich will nichts von ihm.«
    »Hast du
etwa vor, dich an den feindlichen Linien vorbeizustehlen und dich zu General
Lee zu gesellen, mein Junge?«
    Die Frage
überraschte Steven, vielleicht, weil es genau das war, was er beabsichtigte.
Während er noch zwischen Lüge und Wahrheit zögerte, erkannte Cyrus Fairfax, was
er wissen wollte.
    »Sei nicht
albern, Steven. Überlaß diesen Kampf denen, die ans Kämpfen gewöhnt sind.«
    Steven war
nicht übermäßig groß mit seinen ein Meter fünfundfünfzig, aber dafür kräftig
und ein geschickter Fechter, seit zwei Jahren der anerkannte Champion seiner
Schule. Nun strich er mit einer arroganten Geste sein halblanges braunes Haar
zurück, und seine Augen funkelten mit dem Temperament, das seine französische
Mutter ihm vererbt hatte. »Ich nehme es mit jedem Yankee auf!« prahlte er.
    Cyrus
nickte schmunzelnd. »Ja, das glaubst du wahrscheinlich sogar. Aber sag mir
doch, wenn die Blauröcke dir nicht willkommen sind in New Orleans, wie kommt es
dann, daß du sie nicht längst davongejagt hast?«
    Steven
spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoß. »Ich hätte es getan, wenn Pater
O'Shay nicht immer nach dem Fechtunterricht die Degen weggeschlossen hätte.«
    Cyrus
lachte. »Komm mit nach Fairhaven«, wiederholte er. »Dort kannst du kämpfen,
soviel du willst. Dein Halbbruder Macon wird dir sicher erst ein paarmal eine
blutige Nase verpassen, aber du wirst schon mit ihm fertig werden, wenn du dir
erst eine Strategie zurechtgelegt hast.« Er beugte sich über den Zaun, der sie
voneinander trennte. »Macon ist hinterlistig, weißt du. Du solltest ihm nie den
Rücken zukehren.«
    Steven war
so neugierig geworden, daß er am nächsten Tag, ohne Widerrede einstieg, als
eine Kutsche nach St. Matthew's kam, um ihn
abzuholen. Obwohl er sich einredete, er tue es nur, um seine Lateinstunde zu
verpassen, war
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