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Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell
Autoren: Linda Lael Miller
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ihre
Schwestern und die Suche nach ihnen zu denken. Selbst wenn ich Caroline oder
Lily einmal gegenüberstehen sollte, überlegte sie bedrückt, würde ich sie
vielleicht nicht mehr erkennen. Menschen veränderten sich in dreizehn Jahren.
Beide Schwestern würden heute erwachsene Frauen sein ...
    Emmas
Stimmung wurde erst wieder etwas fröhlicher, als sie an der First Territorial
Bank vorbeikam und durch das Fenster Fulton Whitney sah, der seit einiger Zeit
beabsichtigte, ihr Mann zu werden. Er war groß, blond und sah gut aus in seinem
dreiteiligen grauen Nadelstreifenanzug und dem blütenweißen Hemd.
    Als Emma
ihm zuwinkte, lächelte er abwesend, und sie ging weiter, weil sie wußte, daß
Fulton es mißbilligen würde, wenn sie die Bank betrat, um mit ihm zu sprechen.
Geschäft ist Geschäft, pflegte er zu sagen, und Emma gehöre zu einem anderen
Teil seines Lebens.
    Im
Weitergehen runzelte sie die Stirn. Wie oft kam sie sich bei Fulton wie ein
Strohhut vor, der für den Winter in den Schrank verbannt worden war, und es
beunruhigte sie, daß ihr Herz nie schneller schlug, wenn sie ihn sah.
    Sie schaute
sich nach beiden Seiten um, raffte ihre Röcke und überquerte die Straße, um
nicht wieder am Yellow Belly Saloon vorbeigehen zu müssen. Es war viel
angenehmer, das glitzernde blaue Wasser des Crystal Lake zu betrachten, der
kaum einen Steinwurf weit von der Hauptstraße entfernt begann.
    Fulton war
der festen Überzeugung, daß dieser große schöne See Whitneyville eine glänzende
Zukunft als Ferienort sicherte, und er hatte sein Geld entsprechend investiert.
Aus dem gleichen Grund hatte auch Chloe sich für diese Stadt entschieden.
    Als Emma
die Leihbücherei betrat, hörte sie fröhliche Musik aus dem Stardust Saloon. Wie
üblich war die Bücherei leer. Emma stellte gerade Anna Karenina ins
Regal zurück, als eine gewaltige Explosion die Wände erschütterte und die
Glasscheiben in den Fenstern klirren ließ.
    Mit
aufgeregt klopfendem Herzen lief sie zur Tür, um zu sehen, was passiert war.
Eine derartige Explosion konnte nur das Ende der Welt bedeuten. Fast erwartete
Emma, den Herrgott und seine Engel auf einer Wolke herabschweben zu sehen, um
das Jüngste Gericht abzuhalten, und sie fragte sich entsetzt, ob sie in den
Himmel kommen würde oder in der Hölle brennen mußte.
    Aber keine
Wolke war zu sehen, vom Herrgott keine Spur, was Emma sehr erleichterte. Denn
manche behaupteten, daß sie eine Sünderin war wie Chloe, und für Sünder gab es
bekanntlich keinen Platz im Himmel Menschen
rannten über die Straße, erregte Schreie durchschnitten die Luft. Die
Feuerglocke bimmelte, und Emma nahm den beißenden Geruch von Rauch wahr.
    Sie war
noch keine drei Schritte weit gegangen, als sie sah, daß der Yellow Belly
Saloon nur noch eine Ruine war. Die Vorderfront des Gebäudes war ganz
verschwunden, und im Inneren des Saloons hingen Männer reglos über ihren
Tischen – wie Puppen in einem Puppenhaus. Und das Feuer, das sich mit jedem
Augenblick noch mehr auszubreiten schien!
    Trotz der
wie wild bimmelnden Glocke war der Wagen der Feuerwehr nirgendwo zu sehen.
Vorsichtig näherte Emma sich dem Schauplatz der Tragödie, an dem einige Männer
bereits damit beschäftigt waren, Verwundete herauszuschleppen.
    »Zurück!«
schrie Doc Waverley, der für seine Ungeduld bekannt war. »Verdammt, laß diesen
armen Kerlen Luft zum Atmen!«
    Emma
errötete, rührte sich jedoch nicht vom Fleck, als könne sie den Verletzten
schon allein durch ihre Anwesenheit helfen. Und da kamen auch schon Chloe und
ihre Mädchen mit flatternden Satinröcken aus dem Stardust Saloon gerannt.
    »Was ist
passiert, Doc?« wollte Ethan Peters, der Herausgeber des Whitneyville
Orator, wissen.
    »Keine
Ahnung«, brummte der alte Mann, der fast seit den Gründerjahren der Arzt in
Whitneyville war. »Stehen Sie uns nicht im Weg. Sobald jemand weiß, was
geschehen ist, werden Sie es schon erfahren.«
    Emma biß
sich auf die Lippen, als einige der Männer in den Stardust Saloon getragen
wurden. Sie hätte gern geholfen, aber auch heute noch, mit zwanzig Jahren,
wagte Emma Chloes Anordnung, daß sie den Saloon unter gar keinen Umständen
betreten dürfe, nicht zu brechen.
    So wartete
sie auf dem Bürgersteig, bis die erste Aufregung abgeklungen und das Feuer
gelöscht war. Dann ging sie in die Bücherei zurück, wo sie bis zum Öffnungsschluß
blieb. Sie listete Bücher auf und las ein paar Seiten aus Little Women, wann
immer sie Zeit dazu fand. Die
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