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Emma und der Rebell

Emma und der Rebell

Titel: Emma und der Rebell
Autoren: Linda Lael Miller
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ihm insgeheim doch bewußt, daß es ihm nur darum ging, Fairhaven
und seinen Halbbruder kennenzulernen.
    Tatsächlich
stellte sich bald heraus, daß Macon ein Halunke und ein Feigling war, der nicht
einmal dagegen protestierte, daß die Yankees den großen Ballsaal in Fairhaven
für ihre Kommandozentrale beschlagnahmten. Steven war danach nur noch zwei
Monate geblieben. Dann nahm er das Pferd, das Cyrus ihm geschenkt hatte, stahl
eine Yankeeuniform von der Wäscheleine und ritt davon.
    Kaum war er
außer Reichweite der feindlichen Belagerungstruppen, riß er sich die Uniform
vom Körper, als verbrenne sie ihm die Haut, und zog seine eigenen Sachen an.
Eine Woche später war er bereits Gefreiter in General Lees Armee ...
    »Hören Sie
mich, Mister? Können Sie mich hören?«
    Steven kam
allmählich wieder zu sich. Als er die Augen öffnete, erblickte er eine stark
geschminkte, nicht mehr ganz junge Frau, die sich besorgt über ihn beugte. Sie
hatte ein immer noch schönes Gesicht, doch ihr dichtes, aufgestecktes Haar
hatte einen unnatürlichen Rotton.
    »Du lieber
Himmel, wahrscheinlich wäre Ihnen ein Bad lieber als alles andere«, sagte die
Frau freundlich. »Aber der Arzt meinte, etwas zu essen wäre besser, deshalb
habe ich Ihnen einen Teller von Daisys guter Hühnersuppe gebracht.«
    Steven
starrte verwirrt auf das Tablett in ihren Händen, dann blickte er sich um. Hier
in diesem Zimmer war die Tapete anders. »Wo bin ich?« fragte er scharf und
richtete sich ein bißchen auf. Obwohl es nicht leicht war, war es ihm
wenigstens nicht mehr unmöglich.
    »In meinem
Haus«, antwortete die Frau. »Ich bin Chloe Reese, und Doc sagte, Sie seien
Steven Fairfax. Sie brauchen sich also nicht vorzustellen.«
    »Das
erleichtert mich ungemein«, bemerkte Steven mit mildem Spott. Sein Magen
knurrte; er wollte essen.
    Chloe
lächelte. »Sie können ruhig ein bißchen freundlicher sein. Wenn meine Mädchen
und ich nicht gewesen wären, lägen Sie jetzt in irgendeiner Scheune statt in
diesem bequemen Bett.«
    Steven nahm
das Tablett und begann zu essen, und erst da bemerkte er, daß er einen Verband
um Rippen und Bauch hatte und daß auch seine Arme verbunden waren. »Verdammt«,
knurrte er und fragte sich, wie lange es dauern würde, bis er diese Stadt
verlassen konnte. Vielleicht war Macon ihm schon hierher gefolgt.
    »Wo ist
meine Waffe?« fragte er, und weil er gerade begonnen hatte zu essen, sprach er
mit vollem Mund.
    »Sie haben
wahrhaftig nicht die Manieren, die man von einem Südstaatler erwarten könnte«,
bemerkte Chloe. »Ich habe Ihren Colt unten eingeschlossen. Ich dulde keine
Schießwaffen in meinem Haus.«
    Während
Steven weiter aß, dachte er nach. Er konnte Chloe nicht sagen, daß er in Gefahr
war, denn dann hätte sie vielleicht erraten, daß er gesucht wurde, und wenn
sich jemand die Plakate im Büro des Marshals ansah, hängten sie ihn vielleicht
noch auf. Unglücklicherweise hatte er dem Arzt seinen richtigen Namen
angegeben. »Wissen Sie, Madam«, sagte er vorsichtig, »ich bin ein
Gesetzesvertreter, und deshalb brauche ich meine Waffe.«
    »So?«
entgegnete Chloe. »Und wo ist Ihr Abzeichen?«
    Steven
dachte blitzschnell nach. Für einen Fairfax war er ein sehr schlechter Lügner.
»Ich muß es bei der Explosion verloren haben.«
    Chloe
wirkte nicht überzeugt. »Ich lasse Sie trotzdem nicht mit der Waffe in der Hand
hier im Bett liegen, Mr. Fairfax. Sie befinden sich in einem anständigen Haus.«
    Steven
hatte sein Dinner beendet, und Chloe stand auf, um ihm das Tablett abzunehmen.
»Wie spät ist es?« erkundigte er sich.
    »Halb
sieben Uhr abends«, antwortete sie kurz. Sie deutete auf einen Stuhl, wo die
Reste von Stevens langem Trenchcoat lagen. »Was wir an Ihnen und in Ihrer Nähe
gefunden haben, befindet sich in den Manteltaschen. Es war kein Dienstabzeichen
dabei.«
    Damit ging
sie hinaus und schloß die Tür hinter sich.
    Steven lag
im flackernden Licht der Petroleumlampe und überlegte, wie er sich verteidigen
konnte, falls Macon ihn in diesem Zimmer – und so hilflos – fand.
    Fulton
legte eine Hand auf
Emmas Knie, aber sie schob sie fort. »Du liebe Güte, Emma«, beschwerte Fulton
sich, »wir sind fast verheiratet!«
    »Aber eben
nur fast«, entgegnete Emma steif und beugte sich wieder über ihre
Stickarbeit. »Und wenn du deine Hände nicht bei dir behältst, kannst du gehen.«
    Fulton
stieß einen übertriebenen Seufzer aus. »Man sollte meinen, ein Mädchen, das im
gleichen Haus lebt wie
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