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Emma traut sich was

Emma traut sich was

Titel: Emma traut sich was
Autoren: Maja von Vogel
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bestellte ich mir einen Fruchtbecher Spezial. Tim nahm ein Bananensplit. Papa fragte ein bisschen nach der Schule, doch er war irgendwie nicht so richtig bei der Sache. Das störte mich aber nicht besonders. Ich freute mich über mein Eis, die Sonne und darüber, dass ich diesen blöden Schultag jetzt endlich vergessen konnte. Außerdem fand ich es toll, dass wir mal wieder zu dritt unterwegs waren. Das hatten wir ziemlich lange nicht gemacht. Tim sagte zwar nicht besonders viel, aber das tut er ja nie.
    »Und wie läuft's bei dir so?«, fragte ich Papa, nachdem ich stundenlang über die ellenlangen Mathehausaufgaben geschimpft hatte, die Frau Meisner uns heute aufgegeben hatte. »Arbeitest du gerade an einem neuen Auftrag?«
    Papa schüttelte den Kopf. »Im Moment nicht. Aber ich hab was in Aussicht. Ein Schulbuch, Erdkunde für die siebte Klasse. Wird leider nicht so toll bezahlt, ist aber immerhin besser als nichts.«
    »Klar, hört sich echt gut an«, sagte ich. »Aber wo willst du denn dann malen? In dieser Pension hast du doch gar nicht genug Platz. Außerdem ist es da viel zu dunkel.«
    Bei dem Gedanken an das schäbige, kleine Zimmer bekam ich eine Gänsehaut. Ich fragte mich, wie Papa es dort so lange aushielt. Ich hätte es in dem Loch keinen einzigen Tag lang ausgehalten.
    »Ja, das ist auch noch eine Sache, die ich euch erzählen wollte«, fing Papa an. »Ich wohne nämlich gar nicht mehr in der Pension.« Er machte eine Pause.
    »Ach so«, sagte ich. »Dann hast du also was anderes gefunden, oder wie?! Ist doch super! Ehrlich gesagt fand ich das Zimmer nämlich nicht besonders gemütlich.«
    »Und wo wohnst du jetzt?«, fragte Tim.
    »In einer WG in der Taubenstraße«, erklärte Papa. »Zusammen mit vier anderen Leuten, zwei Frauen und zwei Männern. Bei denen ist vor ein paar Tagen ein Zimmer frei geworden. Und als ich das Angebot bekam dort einzuziehen, hab ich natürlich sofort zugegriffen. Ist zum Glück auch nicht besonders teuer.«
    »Eine WG?«, fragte ich. »Das ist ja witzig. Dann wohnen wir jetzt ja alle in WGs. Können wir dich da mal besuchen kommen?«
    Papa nickte. »Na klar. Die Wohnung ist richtig nett. Und die Leute auch. Die eine Mitbewohnerin kennt ihr übrigens schon. Carolin, die letztes Wochenende bei Gesas Kochseminar mitgemacht hat.«
    Tim runzelte die Stirn. »Die blonde Frau, die beim Mittagessen neben dir gesessen hat?«
    »Genau. Ich hab sie nach dem Essen auf dem Motorrad mit nach Dederstadt genommen. Zum Dank hat sie mich dann auf einen Kaffee in ihre Wohnung eingeladen. Ja, und da hat sich herausgestellt, dass ich gerade wohnungslos bin und in ihrer WG ein Zimmer frei ist. Prima Zufall, was?!«
    Papa lächelte, aber ich lächelte nicht zurück.
    »Moment mal – du wohnst jetzt bei dieser Carolin?«, fragte ich. »Mit ihr zusammen in einer Wohnung?«
    Papa nickte. »Aber nicht nur mit ihr«, sagte er schnell. »Es wohnen auch noch eine andere Frau und zwei Männer dort, das hab ich ja schon gesagt. Und jeder hat sein eigenes Zimmer.« Er zögerte. »Das ist nicht so wie mit Carola, verstehst du?«
    Klar verstand ich das. Ich bin schließlich nicht blöd. Ich wusste nur nicht so genau, ob ich Papa das auch glauben sollte.
    »Ich find's nicht gut, dass du schon wieder bei so einer Tussi eingezogen bist«, platzte ich heraus. »Und Mama findet das bestimmt auch nicht gut. Gerade jetzt, wo ihr euch wieder besser versteht und alles ...«
    Plötzlich hatte ich einen dicken Kloß im Hals. Ich musste daran denken, wie Mama und Papa sich letzte Woche im Badezimmer unterhalten hatten. Da hatte ich tatsächlich geglaubt, sie würden sich bald wieder vertragen. Und jetzt zog Papa einfach bei irgendeiner blöden Tussi ein statt bei uns. Tja, das war's dann wohl. Keine Versöhnung, kein Papa, kein gar nichts. Ich schluckte. Jetzt bloß nicht heulen!
    »Ich glaube, du verstehst da was falsch, Emma«, sagte Papa. »Das hat überhaupt nichts mit Mama zu tun! Außerdem hat sie bestimmt kein Problem damit, dass ich in eine WG ziehe. Sie wohnt schließlich gerade selbst in einer.«
    Ich glaubte Papa kein Wort. Inzwischen war ich nämlich nicht mehr so blöd wie noch vor ein paar Wochen. Als Papa ausgezogen war, hatte er uns erzählt, diese Carola sei bloß eine ganz normale Bekannte von ihm. Und ich hatte ihm geglaubt. Bis ich sah, wie diese Carola Papa auf den Mund küsste. Bäh – das war vielleicht ekelhaft gewesen!
    Darum wusste ich jetzt Bescheid. Diese Carolin war garantiert Papas neue
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