Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Emma traut sich was

Emma traut sich was

Titel: Emma traut sich was
Autoren: Maja von Vogel
Vom Netzwerk:
hin.
    »Aber natürlich, mein Lieber.« Oma schöpfte eine Kelle Suppe auf Herrn Paulis Teller.
    »Vielen Dank, meine Liebe, sehr freundlich.«
    Oma und Herr Pauli sahen sich tief in die Augen. Mir gefiel dieses Getue nicht. »Meine Liebe« hier und »mein Lieber« da – so was Albernes! Außerdem hatte sich Oma total verändert, seit Herr Pauli aufgetaucht war. Sie hatte vor lauter Yoga, gesundem Kochen und Herumturteln kaum noch Zeit für mich. Ich hatte ihr nicht mal von dem Streit mit Bastian und Lea erzählt.
    »Also dann, guten Appetit allerseits«, verkündete Gesa und alle fingen an zu essen.
    Die Suppe war echt lecker, aber das sagte ich lieber nicht laut. Seit Oma auch zum Vollwert-Fan geworden war, war ich schließlich der einzige normale Mensch hier. Trotzdem nahm ich mir noch zweimal nach. Ansonsten musste ich auch gar nichts zum Essen sagen, weil sich die anderen schon genug selbst lobten.
    »Hm, einfach köstlich«, sagte Oma und schlürfte einen Teller Suppe nach dem anderen.
    Herr Pauli machte ein stolzes Gesicht. »Na, das haben wir doch prima hingekriegt, was?!«
    »Eine richtige Delikatesse«, rief die Frau mit den langen, blonden Haaren, die neben Tim saß. Sie hieß Carolin. »Das muss ich zu Hause sofort nachkochen.«
    »Schmeckt wirklich sehr lecker«, sagte Papa, der auf der anderen Seite von Carolin saß. »Hast du schon öfter bei solchen Kochkursen mitgemacht?«
    Carolin schüttelte den Kopf. »Nein, das ist das erste Mal. Ich hab von einer Freundin von dem Wochenendkurs hier gehört. Und ich muss sagen, es ist wirklich toll! Nette Leute, eine angenehme Atmosphäre und eine tolle Kursleiterin.« Sie zwinkerte Gesa zu. So eine Schleimerin. »Außerdem ist alles so familiär hier. Wenn du weißt, was ich meine.«
    Papa nickte. »Ich weiß genau, was du meinst. Und wo kommst du her? Aus Dederstadt?«
    Das restliche Gespräch bekam ich nicht mehr so genau mit, weil jetzt alle durcheinander quasselten und es ganz schön laut wurde. Eigentlich fand ich es ja ganz nett, wenn mal ein bisschen Leben in der Bude war. Aber das hier war fast schon zu viel Leben. Mama, Gesa und Mona quatschten mit den anderen Kursteilnehmern, Papa unterhielt sich die ganze Zeit mit dieser Carolin und Oma mit Herrn Pauli. Dabei hätte ich auch ganz gerne mal ein bisschen mit meiner Familie geredet, aber nein, keine Chance.
    Doch zum Glück hatte ich ja noch Tim. Das ist das Gute, wenn man ein Zwilling ist: Man ist nie wirklich allein.
    »Sag mal, was ist eigentlich mit Lea los?«, fragte Tim mit vollem Mund, als ich mir die zweite Portion Ravioli nahm. »Sie ist so komisch in letzter Zeit.«
    »Tja, allerdings. Und ich weiß auch, warum. Halt dich fest: Sie hat sich in dich verknallt!« Ich lachte laut. Vielleicht war es das Beste, wenn ich einen Witz aus der ganzen Sache machte. »Ist das nicht zum Schreien komisch?«
    Aber Tim sah nicht so aus, als wenn er das komisch fände. Er starrte mich fassungslos an.
    Schließlich fragte er: »Was ist sie?«
    »VERKNALLT. In dich.«
    »Pssst«, machte Tim und sah sich schnell um. Aber die anderen quatschten immer noch und niemand hatte gehört, was ich gesagt hatte. »Nicht so laut, muss ja nicht gleich jeder wissen. Woher weißt du das überhaupt?«
    »Von Lea natürlich«, antwortete ich. »Sie hat es mir erzählt. Schließlich ist sie meine beste Freundin, schon vergessen?« Zumindest war sie es bis gestern, fügte ich in Gedanken hinzu.
    Tim sah richtig panisch aus. »Mist, was soll ich denn jetzt machen?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Weiß ich doch nicht. Das kommt darauf an, würde ich mal sagen.«
    »Worauf?«
    »Na, ob du auch in sie verknallt bist.« Ich tat zwar ganz locker, aber in Wirklichkeit klopfte mein Herz wie verrückt. Jetzt war der Moment der Wahrheit gekommen. »Und? Bist du's?«
    Tim starrte mich verständnislos an. »Was?«
    Ich rollte mit den Augen. Jungs haben manchmal wirklich eine lange Leitung. »Mann, verknallt in Lea, natürlich.«
    »Quatsch! Natürlich nicht!« Tim wurde knallrot. »Ich meine, ich finde sie schon nett und alles, aber mehr so als ... na ja, Kumpel ... wenn du weißt, was ich meine.«
    Ich grinste. »Klar weiß ich das.«
    Plötzlich fühlte ich mich ganz leicht. Tim war nicht in Lea verknallt! Mein Bruder und meine beste Freundin würden nicht miteinander gehen. Das war wenigstens mal eine gute Nachricht in dem ganzen Durcheinander. Auf Tim war eben Verlass. Wenigstens einer, der in diesem furchtbaren Liebeschaos einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher