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Elwin - Goldrausch (German Edition)

Elwin - Goldrausch (German Edition)

Titel: Elwin - Goldrausch (German Edition)
Autoren: Jürgen Föhr
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Arbeiten in seinem Zimmer geblieben. Gegen Abend hatten die Männer ihr Werk beendet und die Sterns waren wieder allein mit ihm.
    Elwin setzte den rechten Fuß auf einen Kübel, stieg hinauf, schob mit den Pfoten zwei Äste zur Seite und stellte sich zwischen die Bäume. Karl hat recht, dachte er. Sogar bei Tageslicht würde ihn niemand von der Straße sehen, die am Haus vorbeiführte.
    Er durfte nicht von anderen Menschen gesehen werden. Ein lebendes Kuscheltier, wo gibt es denn so etwas! Menschen würden das niemals glauben; und damit dieses Geheimnis gewahrt blieb, lag ein gefährlicher Zauber auf ihm. Würden andere als Karl und Leila erfahren, dass er lebte, wäre es um ihn geschehen. Elwin und seine Freunde, die Kuscheltiere in der Firma, trafen sich daher erst, wenn alle Menschen nach Hause gegangen waren.
    Elwin blickte auf das weite Feld hinter dem Haus. Eine leichte Brise streichelte das Gras, das sich sachte zur Seite bog und den Luftzug sichtbar machte. Ein Kaninchen hoppelte durch die Grashalme und verschwand mit einem Mal in seinem Bau, als hätte der Boden es verschluckt.
    In der Ferne stachen die Lichter fahrender Autos wie weiße Schwerter in die aufkommende Nacht, weit entfernt bellte ein Hund. Hoch über dem Feld zog ein Vogel einsam seine Bahn. Elwin blickte zu ihm auf, der Vogel hatte schwarzes Gefieder, so weit er in der Dämmerung sehen konnte. Bestimmt eine Krähe, dachte er.
    Elwin drehte sich um, sprang auf die Terrasse, ging zu einem Stuhl und nahm eine Decke. »Frisch gewaschen«, hatte Leila ihm mit einem Lächeln gesagt, bevor sie ihm einen Kuss gab und sich schlafen legte. In der Woche gingen die Sterns früh zu Bett. Elwin wusste, dass das Geschäft mit Kuscheltieren gut lief. Leila sagte, es wurde noch besser, als er zu den Sterns kam. »Du bist unser Glücksbringer«, bemerkte sie oft. Elwin breitete die Decke auf dem Boden aus und legte sich mit dem Rücken darauf. Vermutlich würde er die Nacht draußen verbringen, die Sterne über sich zählen oder von Maledonia träumen. Aber es kam anders.
    »Steh auf, Kumpel! Es ist dringend!«, befahl eine kratzige Stimme von irgendwo über ihm.
    Elwins Herz blieb vor Schreck fast stehen, seine Gedanken erstarrten. Dann ergriff ihn Panik, er kam auf die Füße und machte einen kühnen Sprung zwischen die Thujas.
    »Wow, das war Klasse!«, bemerkte die fremde raue Stimme spöttisch.
    Elwin holte tief Luft. Er war sich ganz sicher, allein zu sein, hatte er sich doch so sorgfältig umgesehen. Wie konnte man ihn so überraschen? Er drehte sich um und hob die Ohren. Hier, zwischen den Büschen, konnte er sie nicht so weit anheben wie er sich gewünscht hätte, aber hoch genug, um die Richtung zu bestimmen, wenn der Fremde ein weiteres Mal auch nur ein Wort sagte.
    »Muss mit dir reden«, fuhr die Stimme in einem vertraulichen Ton fort, als spräche sie täglich mit Elwin, wie Leila und Karl oder seine Freunde in der Schatzkammer der Firma.
    Elwin hob den Kopf. Kein Zweifel, die Stimme kam vom Dach. Er streckte sich und sah genauer hin. Eine Krähe saß auf einem Draht, dem Blitzableiter, soweit er sehen konnte. Der Vogel bewegte sich nicht, sondern starrte ihn nur an. Elwin beugte sich vor und blickte in den Himmel. Die Krähe, die er noch einen Moment zuvor gesehen hatte, war nun verschwunden. Elwin wartete, hörte keine weiteren Geräusche und sprang auf die Terrasse. Er wusste, Maledonia hatte unzählige geheimnisvolle Kreaturen. Viele von ihnen konnten sich frei in der Menschenwelt bewegen, ohne jemals entdeckt zu werden. Für sie alle aber galt, was auch für Elwin Gültigkeit hatte: Wurden sie von Menschen entdeckt, war es aus. Man versteinerte oder fiel einfach leblos um. Daher lebten die meisten Bewohner Maledonias in Regionen, in denen nur sehr wenige Menschen wohnten, in unzugänglichen Wäldern, in den Bergen oder in stets kalten Gebieten. Nur diejenigen, die selbst aus Maledonia waren, konnten einander erkennen.
    Elwin sah zur Krähe. Auf den ersten Blick war es ein gewöhnlicher Vogel, der wäre aber weggeflogen und hätte nicht seine Nähe gesucht.
    »Wer bist du?«, fragte Elwin leise. Leila und Karl hatten einen leichten Schlaf. Ein nächtliches Gespräch konnte viel zu leicht ihre Aufmerksamkeit erregen.
    »Hermolo«, krächzte die Krähe so laut, dass sich Elwin das dichte Fell sträubte. Hermolo breitete die Flügel aus und sprang vom Dach. In einem eleganten Bogen glitt er herab und setzte sich auf die Armlehne des Stuhls. Der
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