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Elwin - Goldrausch (German Edition)

Elwin - Goldrausch (German Edition)

Titel: Elwin - Goldrausch (German Edition)
Autoren: Jürgen Föhr
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Vogel war nicht so schwarz wie Elwin dachte. Sein Gefieder war grau-braun, eine Dohle.
    »Nach der Größe deiner Ohren zu urteilen und dem Haus, in dem du lebst, musst du Elwin sein«, bemerkte Hermolo etwas von oben herab.
    Elwin kannte einige der Kreaturen Maledonias. Wie in der Menschenwelt gibt es darunter gute und böse. Sie sprechen wie zu einem Freund, aber hinter ihrem freundlichen Gesicht verbergen sie gemeine Absichten.
    »Wer hat dich geschickt?«, fragte er abweisend.
    »Königin Mala! Wer sonst! Ich bin ihr Kurier. Du solltest meinen Namen kennen. Ach, was sage ich, du musst von mir gehört haben!«
    Elwin hatte noch nie von einem königlichen Kurier mit dem Namen Hermolo gehört, obwohl Groohi, sein Freund aus Maledonia, ihm viele Geschichten über die seltsamsten Wesen erzählt hatte. Elwin war im vergangenen Winter zu Gast in Longor gewesen, einem kleinen Dorf weit im Norden Maledonias. Er hatte geheimnisvolle Landschaften durchwandert, viele interessante Leute kennengelernt und große Gefahren erlebt.
    »Was willst du von mir?«, fragte Elwin misstrauisch. Der Vogel wirkte nicht sonderlich gefährlich, aber sein Schnabel war scharf, so auch die Krallen. Elwin blickte zur Terrassentür, die einen spaltbreit offen stand, weit genug, um hindurchzuschlüpfen und sie zu schließen. Bei Gefahr würde er dorthin sausen.
    Hermolo war seinem Blick gefolgt.
    »Du vertraust mir nicht, habe ich recht? Ich musste warten, bis du allein warst. Ich kreiste lange um das Haus und sah Leila, wie sie dir einen Kuss gab. Ich bin doch nicht so dumm und bringe dich in Schwierigkeiten. Auch wenn deine Leute etwas Besonderes sind, möchte ich nicht von Leila gesehen werden. Als Kurier achte ich sehr darauf, mit wem ich spreche. Meine Nachrichten sind nicht für Fremde bestimmt.«
    »Was willst du?«, beharrte Elwin auf seiner Frage.
    »Ich habe eine streng vertrauliche Nachricht. Ein Volk ist in Schwierigkeiten und Königin Mala bittet dich um Hilfe. Sie selbst gab mir den Auftrag, zu dir zu fliegen. Es ist dringend. Ich flog Tag und Nacht. Und jetzt rufe deine Freunde zusammen und lass mich endlich die Nachricht loswerden, verstehst du?«
    »Meine Freunde sind nicht hier«, erwiderte Elwin kühl.
    »Ich weiß. Nimm die Schlüssel zum Büro, gehe hinunter und erkläre deinen Freunden, wer da ist. Ich warte draußen vor dem Fenster, dann lass mich rein.«
    »Spinnst du? Meine Freunde schlafen. Ich kann sie nicht so einfach wecken. Bossi, mein Chef, wäre wütend, wenn ich das versuchen würde.«
    »Das glaube ich gerne. Ich kenne doch Bossi, den alten Brummbären! Aber sei unbesorgt. Ich habe da etwas.«
    Hermolo drehte den Kopf zum Rücken, öffnete den Schnabel und zog geschickt eine winzige weiße Kugel aus dem Gefieder. Er wandte sich wieder zu Elwin, hob rasch den Schnabel und warf die kleine Kugel gekonnt in die Höhe. Kaum war sie in der Luft, wurde sie rasend schnell größer und größer. Im Nu bedeckte sie die Terrasse und umhüllte zwei Atemzüge später das gesamte Haus. Aus der weißen Kugel war feiner Nebel geworden. Elwin spürte sein Fell kribbeln. Er blickte sich um. Im Dunst sah er weiß gekleidete Wachleute, die mit dem Rücken zu ihm standen und das Haus bewachten. Die Wachen waren wie Nebel, durchsichtig und doch zu erkennen.
    »Diese Kugel gab mir Königin Mala«, erklärte Hermolo sichtlich zufrieden. »Mach dir keine Sorgen um die Sterns, hat sie gesagt. Elwin wird dir vermutlich misstrauen. Aber der Nebelzauber wird die Dinge schon richten und auf euch aufpassen. Die Sterns werden fest schlafen und Elwins Freunde, die Kuscheltiere, wachen auf.«
    Königin Mala hatte Elwin das Leben geschenkt, wenn auch durch die Pfoten von Bossi. Er hatte sie noch nicht gesehen, weder hier noch in Longor. Sie war liebenswürdig und glaubte an das Gute. Dennoch fühlte Elwin Unbehagen, wenn er erlebte, wie viel Macht sie hatte. Mithilfe einer winzigen Kugel ließ sie die Sterns mal eben tief schlafen und weckte seine Freunde. Was konnte sie noch alles tun?
    Hermolo breitete die Flügel aus. »Deine Freunde sind gerade aufgestanden. Beeil dich, Elwin! Wir haben schon zu viel Zeit vergeudet. Ich muss so schnell wie möglich zurück.«
    Elwin blickte sich rasch um. Niemand hatte sie beobachtet, sie waren noch immer allein. Er eilte zur Tür, schlüpfte hindurch und schloss sie leise hinter sich.

Hermolo
    Hermolo saß auf der Rückenlehne des roten Sofas, das direkt unter dem Fenster stand. In der Nacht trafen sich die
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