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Ella und die falschen Pusteln

Ella und die falschen Pusteln

Titel: Ella und die falschen Pusteln
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Schularzt war.
    »Die Zwerge erkenne ich, aber wer von euch ist Schneewittchen?«, fragte er, als wir vor seinem Schreibtisch standen. Dann musste er lachen.
    Wir verstanden gar nicht, was an dem blöden Witz so komisch sein sollte. Von uns war doch niemand ein Zwerg. Höchstens Pekka ist ein bisschen kleiner als wir anderen, aber das liegt nur an seinen kurzen Beinen.Vielleicht hätte der Arzt mal zum Augenarzt gehen sollen.

    »Wir sind keine Zwerge«, sagte Timo.
    »Sondern verkleidete Schüler«, erklärte es Hanna genauer.
    »Darauf wäre ich im Leben nicht gekommen«, sagte der Arzt.
    »Und ich bin Batman«, sagte Mika.
    »Hab ich’s mir doch gedacht«, sagte der Arzt. »Und was fehlt unserem Batman?«
    »Keiner nimmt mich ernst«, schniefte Mika, der wirklich eine alte Heulsuse ist.
    »Da geht’s dir genau wie mir«, seufzte der Arzt.
    »Wieso? Bist du auch Batman?«, fragte Pekka, der wirklich ein Dödel ist.
    Aber der Arzt hatte seine Frage zum Glück überhört. »Und ihr anderen? Seid ihr Verwandte?«, wollte er wissen.
    »Nein«, sagte Timo und schüttelte dabei so sehr den Kopf, dass ihm sein falscher Bart abfiel.
    »Bartausfall im fortgeschrittenen Stadium«, stellte der Arzt fest.
    » Ich bin ein Verwandter«, sagte Pekka. »Ich bin mit meinem Vater verwandt. Meine Mutter sagt, wir wären wie eineiige Zwillinge.«
    »So, so«, sagte der Arzt. »Na, dann wollen wir mit dir auch anfangen. Verwandte sind meine Lieblingspatienten, müsst ihr wissen. Und als Erstes hören wir den jungen Mann mal ab …«
    Aber er hörte Pekka überhaupt nicht ab. Er stellte ihm keine einzige Frage. Stattdessen drückte er ihm ein rundes silbernes Ding auf die Brust.
    »Nichts Besonderes zu hören«, sagte der Arzt.
    Dabei hatte er Pekka immer noch nichts gefragt.
    »Pekka, erzähl dem Onkel Doktor doch mal, was dir fehlt!«, sagte Hanna.
    »Nichts«, sagte Pekka.
    »Aber natürlich fehlt dir was«, sagte Timo und zwinkerte Pekka zu. Dann zwinkerte ich ihm zu und danach alle anderen, außer dem Rambo, der lieber jedem eins mit der Faust aufs Auge zwinkern wollte, bevor er selbst blöd in die Gegend zwinkerte. Und Mika zwinkerte auch nicht. Stattdessen fing er an zu heulen, weil er angeblich nicht zwinkern konnte .
    »Mir scheint, hier ist eher ein Augenarzt gefragt«, sagte der Arzt und hörte sich dabei irgendwie erleichtert an.
    »Auf keinen Fall«, widersprach ihm Timo.
    »Höchstens ein Fingerarzt«, sagte Hanna. »Pekkas Finger jucken nämlich.«
    »Aha«, seufzte der Arzt. »Dann wollen wir uns die Finger doch mal ansehen.«
    Er nahm Pekkas Hände in seine eigenen und untersuchte sie ganz genau.
    » Wann jucken sie denn?«, fragte er.
    »Immer wenn ich Körner sähe«, sagte Pekka.
    Wir nickten. Endlich kam Schwung in die Sache.
    »Bist du Landwirt?«
    »Nein, aber in meinem Kopf ist so ein Sprudeln.«
    »Ein Sprudeln?«, wunderte sich der Arzt.
    »Ja. Und manchmal zerspringt mir fast das Herz.«
    »Sehr sonderbar. Und kannst du spüren, an welcher Stelle dein Herz fast zerspringt?«
    »Ich weiß nicht. Jedenfalls fühlt es sich an, als ginge was in die falsche Richtung. Aber das ist noch nicht alles.«
    »Nicht?«, wunderte sich der Arzt.
    »Nein. Manchmal schnürt es mir auch den Hals zu, vor allem im Sitzen. Außerdem verletze ich mich leicht, und mein Gehirn ist dann ganz klamm.«
    »Das war’s dann?«, fragte der Arzt, der ein schwarzes Notizbuch aufgeklappt hatte und alles aufschrieb, was Pekka ihm erzählte.
    »Ja«, sagte Pekka, aber wir anderen schüttelten den Kopf.
    »Oder doch noch nicht«, sagte Pekka. »Da sind auch noch so Sirenen in den Ohren, und ich hab mir den Magen verdorben. Und Blasen an den Füßen, die kosten mich noch das Leben.«
    Pekka sah stolz und zufrieden aus, aber der Arzt war ganz blass.
    »Trotzdem bin ich sehr glücklich«, fügte Pekka hinzu.
    Dann machte der Arzt drei Fotos von Pekka, und ich weiß nicht, warum, aber uns wurde dabei ein bisschen mulmig.
    »Für mein persönliches Archiv«, sagte der Arzt und schrieb Pekka eine Überweisung fürs Krankenhaus. Dort sollten sie ihn gründlich untersuchen. Auf Herz und Nieren, sagte der Arzt. Wir machten uns schreckliche Sorgen. Unser Lehrer musste richtig schwer krank sein.

Gute Besserung!
    Es war der Anfang der Mal- und Bastelstunde, und der Lehrer war sehr ernst.
    »Es gibt schlechte Nachrichten«, sagte er. »Pekka ist im Krankenhaus. Man weiß noch nicht, was ihm fehlt, aber die besten Ärzte tun ihr Bestes, um es
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