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Ella und das große Rennen

Ella und das große Rennen

Titel: Ella und das große Rennen
Autoren: Timo Parvela
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Schulamt und werden diese Anstalt schließen.«
    »Das hier ist keine Anstalt, sondern eine Schule, mit anderen Worten: die Wiege der Zivilisation, eine einzigartige Lernschmiede und eine Quelle des geistigen Reichtums«, erklärte die Direktorin ruhig. »Und schließen können Sie gar nichts, weil die Untersuchungen zum Zustand unserer Schule noch nicht abgeschlossen sind.«
    »Was
diese
Anstalt betrifft,
ist
die Untersuchung abgeschlossen und das Ergebnis selten eindeutig«, sagte der Onkel und wedelte auch der Direktorin mit meinem Aufsatz vor der Nase herum.
    Die Direktorin wollte sich das Blatt mit dem Aufsatz schnappen, aber der zweite Polizist war schneller und legte auch ihr Handschellen an.
    »Wollen Sie abstreiten, dass Sie den Jungen hier gezwungen haben, Pilze zu essen?«, fragte die Tante und tätschelte Pekka den Kopf.
    »Natürlich nicht«, sagte die Direktorin
    »Und haben Sie dann auch noch seinen Vater gezwungen, ins Ballet zu gehen?«
    »Ja«, gab die überraschte Direktorin zu.
    »Schrecklich«, sagte der Onkel.
    »Grauenvoll«, sagte der erste Polizist.
    »Ich glaube, das reicht«, sagte der zweite.
    Dann führten die Polizisten die Direktorin und den Lehrer ab. Der Lehrer versuchte sich noch mit den Zähnen am Türrahmen festzubeißen, aber die Polizisten waren stärker.
    Noch von der Treppe hörten wir den Lehrer schreien: »Und was ist mit meinen Rechten? Ihr müsst mir meine Rechte vorlesen. Oder könnt ihr überhaupt nicht lesen? Ich habe das Recht, jemanden anzurufen. Ich möchte Batman anrufen. Bringt mir sofort ein Batphone!«
    Dann wurde es still. Der Onkel und die Tante aus dem Schulamt sahen uns mitleidig an, und wir fragten uns, ob wohl schon Pause war. Es hätte gut sein können, dass wir in dem Durcheinander nur das Klingeln nicht gehört hatten.
    »Macht euch keine Sorgen«, sagte die Tante. »Wir schicken einen Bus, der euch zu eurer neuen Schule bringt. Es ist eine sehr nette Schule, auch wenn es bei so vielen Tausend Schülern natürlich ein bisschen eng zugeht.«
    »Aber wir finden einen Platz für euch, keine Angst«, versprach der Onkel. »Der Dachboden zum Beispiel ist noch frei.«
    »Und die vielen Tausend Schüler sind wirklich alle
sehr
nett, vor denen braucht ihr überhaupt keine Angst zu haben«, säuselte die Tante.
    »Außer vielleicht vor
dem einen
«, sagte der Onkel mit gerunzelter Stirn.
    »Genau«, sagte die Tante und runzelte auch die Stirn.
    Dann gingen die beiden, und wir blieben da. Wir fragten uns nur, wie lange noch.

Nehmt euch in Acht vor
dem einen
!
    Die Busse, die uns in die neue Schule brachten, kamen noch am selben Morgen. Aber die eingepackten Tische und Stühle nahmen sie nicht mit, nur uns. Unsere alte Schule war nicht so groß wie die neue. Es waren nur fünf oder sechs Busse, aus denen wir um die Mittagszeit auf dem proppenvollen neuen Schulhof ausstiegen.
    »Keine Angst«, sagte die Frau des Lehrers. »Es ist nur ein kleines Missverständnis. Sobald es sich aufgeklärt hat, fahren wir zu unserer alten Schule zurück.«
    Die Frau des Lehrers hatten die Polizisten nicht verhaftet, nur den Lehrer und die Direktorin. Weil sie mit uns Verstecken gespielt hatten und wegen der ganzen anderen Sachen. Dass die Frau des Lehrers unschuldig war, hatten die Polizisten gleich gesehen. Zum Beispiel hätte sie mit ihrem Bauch ja nie in ein Versteck gepasst.
    »Wartet hier, ich kümmere mich um alles!«, sagte die Frau des Lehrers und ließ uns erst mal auf dem Schulhof stehen.
    Ich schaute mich neugierig um. Der Schulhof war unglaublich voll. An der neuen Schule gab es wirklich viele Schüler. In unserer alten kannte ich fast alle Kinder mit Namen, aber hier würde ich das nie im Leben hinkriegen. Andererseits fand ich es auch spannend, dass irgendwo in dem Gewusel vielleicht die große Liebe meines Lebens herumlief. Das Gefühl, dafür bereit zu sein, hatte ich nämlich immer noch.
    Wir standen noch keine Minute, da kamen schon ein paar größere Jungs und starrten uns an. Das heißt, sie starrten Pekka an, der sich das Akkordeon des Lehrers umgeschnallt hatte und gerade in die Streichholzschachtel schaute, in der er Martti untergebracht hatte. Das Akkordeon und Martti hatte Pekka mitgenommen, weil er sie auf keinen Fall im Stich lassen wollte.
    »Haha! Dem Typ hängt ein Klavier um den Hals«, sagte einer der größeren Jungs zu Pekka. Dann wollte er ihm das Akkordeon wegnehmen.
    Der Junge war echt groß, und Pekka ist echt klein. Das heißt, eigentlich ist
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