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Ella und das große Rennen

Ella und das große Rennen

Titel: Ella und das große Rennen
Autoren: Timo Parvela
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das spuckende Lama gehört, aber auch Timo, den Lehrer, den Busfahrer, der Mika ausgelacht hat, und sogar das Lama selbst.
    So war das mit unserem langweiligen Ausflug in den Zoo, und darum musste ich ihn in meinem Aufsatz ein bisschen spannender machen. Meine Idee war, dass ich so tat, als wäre ich die Tierpflegerin im Affenhaus, die aufschreibt, wie ein ganz normaler Arbeitstag bei ihr abläuft.
    Als ich damit fertig war, brachte ich den Aufsatz nach vorn. Ich war richtig zufrieden, aber der Lehrer schrieb selbst so eifrig, dass er es nicht mal merkte, als ich ihm das Blatt mit dem Aufsatz direkt unter die Nase schob. Ich wartete noch einen Augenblick, weil ich hoffte, dass er mir auch einen Papageienstempel geben würde, aber das machte er leider nicht.
    Dann klingelte es, und bevor ich auf meinen Platz zurückging, sah ich gerade noch, wie der Lehrer ganz unten auf seinem eigenen Blatt einen Punkt machte. Auch er schien mit dem, was er geschrieben hatte, zufrieden zu sein.
    »Wenn sie das im Schulamt lesen, wird ihnen so einiges klar werden«, sagte der Lehrer und schmunzelte.
    »Was
soll
ihnen denn klar werden?«, wollte Pekka wissen.
    »Worauf es bei der Arbeit des Lehrers ankommt«, sagte der Lehrer.
    »Ist Unterrichten wirklich Arbeit?«, fragte ich überrascht.
    »Ist die Erde wirklich rund?«, fragte der Lehrer überrascht.
    »Macht Lehrern die Arbeit Spaß?«, fragte Hanna.
    »Natürlich«, antwortete der Lehrer. »Besonders im Sommer.«
    »Wenn ich groß bin, werde ich auch Lehrerin«, sagte Tiina träumerisch.
    »Nur zu. Vielleicht verdient ja dein Mann mit seiner Arbeit Geld«, tröstete sie der Lehrer.
    »Kennen Lehrer eigentlich die Uhr?«, fragte Timo, der bemerkt hatte, dass eigentlich schon seit ein paar Minuten Pause war. Timo ist unser Klassengenie und Spezialist für hinterlistige Fragen.
    »Die hat man uns schon im dritten Studienjahr beigebracht«, versicherte ihm der Lehrer.
    »Von mir kriegt jeder eine auf die Zwölf, wenn er mir auch noch die Uhr beibringen will«, knurrte der Rambo.
    »Pause!«, freute sich der Lehrer. Dann holte er einen Umschlag aus der Schublade seines Tischs und schrieb die Adresse des Schulamts drauf.
    »Muss ich auch Lehrer werden, wenn ich groß bin?«, fragte Pekka besorgt. Pekka ist unser Klassendödel.
    »Nein, aber ich glaube, du hättest das Zeug zum Direktor«, sagte der Lehrer, während er das Blatt vor sich auf dem Tisch faltete und in den Umschlag steckte. Dann klebte er den Umschlag sorgfältig zu.
    »Und jetzt raus mit euch! Ihr könnt ein bisschen länger Pause machen, ich bringe das hier gleich zur Post.«
    Im Gehen winkte der Lehrer uns noch mit dem Umschlag, dann war er weg.
    Ich ärgerte mich immer noch ein bisschen, dass ich keinen Papageienstempel bekommen hatte. Aber ich war auch stolz, dass der Lehrer ausgerechnet meinen Aufsatz ans Schulamt schickte. Das Blatt, das er vollgeschrieben hatte, lag nämlich noch auf seinem Tisch, als Hanna und ich die Aufsätze einsammelten und ins Lehrerfach legten. Natürlich haben wir dann schnell gelesen, was draufstand:
    Die Arbeit des Lehrers

ein Bericht
    Ich sehe mich als Erziehungskünstler, und meine Arbeit ist durchaus mit der Arbeit eines Malers oder Bildhauers vergleichbar: Auch sie verlangt eine gute Vorbereitung und Planung, großen persönlichen und materiellen Einsatz sowie ein hohes Maß an Opferbereitschaft und Inspiration. Auch über meine Arbeit möchte jeder urteilen, obwohl Außenstehenden vieles daran unverständlich bleiben muss. Dennoch erfüllt die Lehrerarbeit eine wichtige, um nicht zu sagen, höhere Aufgabe, weshalb ich euch Amateuren im Schulamt dringend rate, die Finger davon zu lassen. Finger weg von meiner Arbeit, meinen Schülern und von dieser Schule!
    Wir fanden, für fünf Papageienstempel war sein Aufsatz ganz schön kurz, aber wir legten ihn trotzdem mit den anderen ins Fach.
    Mein Bericht über den Alltag einer Tierpflegerin war viel länger. Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum der Lehrer lieber ihn ans Schulamt schickte. Er ging so:
    Mein Arbeitstag
    Mein Arbeitstag beginnt früh am Morgen, wenn sie alle brüllen, fauchen und an den Gittern ihrer Käfige rütteln. Natürlich wäre es besser, wenn sie nachts im Freien bleiben könnten, aber das wäre zu gefährlich. Darum halten wir sie nachts in den Käfigen. Wir haben hier eine Direktorin, die hat es so angeordnet.
    Am Morgen lasse ich sie dann heraus und zähle nach, ob noch alle da sind. Im letzten Winter ist
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