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Ella und das große Rennen

Ella und das große Rennen

Titel: Ella und das große Rennen
Autoren: Timo Parvela
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natürlich ganz genau, dass die Direktorin und der Lehrer nur Witze machten. Unser Klassenzimmer konnte schließlich nicht draußen und schon gar nicht in einem Käfig sein, in dem es noch nicht mal Tische und Stühle gab.
    Der Hausmeister hatte inzwischen den Lkw vom Hof gelotst und kam zu uns zurück.
    »Soll ich die Tische und Stühle gleich reinräumen?«, fragte er.
    »Unbedingt«, sagte der Lehrer.
    Dann gingen die Erwachsenen. Wir starrten stumm den Käfig an. Wir waren uns einig, dass der nächste Schultag spannend werden würde. Und das wurde er auch.

Müssen wir jetzt da rein?
    Die Direktorin und der Lehrer hatten keine Witze gemacht. Am Morgen standen wirklich unsere Tische und Stühle im Käfig. Ich erkannte meinen Tisch an der abgesplitterten Kante. Tiinas Tisch war noch leichter zu erkennen, weil er überall rosa angemalt war. Den Tisch des Rambos erkannte man daran, dass er kaputt war, aber auch alle anderen fanden ihre Tische, nur Pekka nicht, aber das passiert ihm manchmal auch im Klassenzimmer.
    »Müssen wir jetzt da rein?«, fragte Hanna ein bisschen besorgt.
    Der Käfig war schon ziemlich voll. Außer unseren Tischen und Stühlen standen nämlich noch eine Menge andere Möbel darin. Wir zögerten immer noch, als es klingelte. Da beschlossen wir, uns wohl oder übel in den Käfig reinzuquetschen. Schließlich wollten wir uns nicht gleich in der ersten Stunde im neuen Klassenzimmer verspäten. Ich zwängte mich unter meinen Tisch, und Hanna kletterte auf ihren drauf. Timo quetschte sich zwischen zwei Tische, und Tiina drückte sich gegen die Käfigwand. Der Rambo kämpfte sich bis in die Käfigmitte vor, und Mika weinte, weil sein Tisch mit den Füßen nach oben stand. Nur Pekka blieb draußen. Er kletterte aufs Dach des Käfigs, weil drinnen kein Platz mehr war.
    »Von hier oben sieht und hört man sowieso besser«, behauptete er.
    Wahrscheinlich hatte er sogar recht. Ich selbst sah jedenfalls nicht viel mehr als die Unterseite meines Tisches. Unser neues Klassenzimmer war schön hell und luftig, aber ein bisschen geräumiger hätte es schon sein können.
    Wir warteten brav, dass irgendwann der Unterricht anfing, aber bald schliefen uns die Arme und Beine ein, weil man sich ja nicht richtig bewegen konnte.
    »Hoffentlich haben wir hier drinnen nicht auch Sport«, sagte Hanna, die den Kopf schief halten musste, weil sie sonst gegen die Käfigdecke stieß. »Oder wenigstens sollten wir keine Ballspiele spielen.«
    »Hoffentlich haben wir hier drinnen nicht auch Werken«, sagte Tiina, die kaum ihre Hände bewegen konnte.
    »Hoffentlich hört der Regen bald auf«, sagte Timo.
    Gerade hatte nämlich ein fieser Schneeregen eingesetzt. Im November ist das leider nichts Ungewöhnliches, und am schlimmsten war es natürlich für Pekka, der oben auf dem Käfig saß.
    »Hoffentlich gehen die restlichen Schuljahre schnell vorüber«, sagte er mit klappernden Zähnen.
    Dann fuhr ein silberfarbenes Auto auf den Schulhof, und zwei Leute stiegen aus. Das eine war eine Tante und das andere wahrscheinlich ein Onkel. Beide hatten ziemlich lange Haare und trugen dunkle Kleider. Der wahrscheinliche Onkel hatte einen Ring im Ohr und einen Schnurrbart. Logisch, der musste ein Onkel sein, sonst wäre er ja eine bärtige Tante gewesen.
    Die Tante und der Onkel blieben vor unserem Käfig stehen. Erst starrten sie uns an, dann warfen sie sich erschrockene Blicke zu.
    »Es ist also wahr«, sagte die Tante.
    »Ich wollte es nicht glauben. Ich hielt es für einen schlechten Scherz«, sagte der Schnurrbärtige, der auch seiner tiefen Stimme nach ein Onkel war.
    »Arme Kinder!«, sagte die Tante.
    »Mit Monstern als Lehrer!«, sagte der Onkel.
    »Wie lange müsst ihr da drin bleiben?«, fragte die Tante.
    »Noch acht Jahre«, sagte Pekka. »Aber nur, wenn wir nicht noch mal sitzen bleiben. Wir sind nämlich schon mal mit der ganzen Klasse sitzen geblieben.« 2
    »Hat sich euer Lehrer wieder versteckt?«, fragte der Onkel und senkte dabei die Stimme, dass man ihn kaum noch verstehen konnte.
    Wir wunderten uns ein bisschen, woher er wusste, dass wir manchmal mit dem Lehrer Versteck spielten. Aber vielleicht hatte er recht. Vielleicht war der Lehrer darum noch nicht da. Vielleicht wollte er das Spiel von gestern noch weiterspielen.
    »Kann sein«, sagte ich. »Doch, wahrscheinlich.«
    »Unser Lehrer findet immer die besten Verstecke«, setzte Hanna hinzu.
    »Gestern zum Beispiel hat er sich im Lehrerzimmer versteckt und eine
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