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Ella und das große Rennen

Ella und das große Rennen

Titel: Ella und das große Rennen
Autoren: Timo Parvela
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kam mit dem Finger auf den Lippen angerannt und flüsterte:
    »Pst, ihr dürft sie nicht wecken! Ich hab sie gerade erst eingeschläfert, und mit ein bisschen Glück schlafen sie bis zum Ende der Stunde.«
    Wir versprachen ihr, still zu sein, und ärgerten uns nur ein bisschen, dass sie auch nicht wusste, wo unser neues Klassenzimmer war.
    »Ich bin jedes Mal froh, wenn ich meinen Musikraum finde«, seufzte sie, als sie die Tür zuzog.
    Die Kinder waren aber nicht nur in den Klassenzimmern. Es gab auch welche in abgelegenen Fluren, in Abstellkammern, in Lagerhallen, auf und unter Treppen und im Heizungsraum. Sogar in der Schulküche lernte eine Klasse. Man erzählte uns, das sei kein Problem, oder nur an Tagen, an denen es zum Nachtisch rote Grütze mit Schlagsahne gab. Da sei die Stimme des Lehrers kaum noch zu hören, weil die Schneebesen so laut klapperten. Dafür dürften die Kinder hinterher die Schüsseln sauber lecken, das mache das Klappern wieder wett.
    Am Ende des Schultags kamen wieder die Busse und holten uns ab. Die auf dem Schulhof hatten sich ein bisschen gelangweilt, aber wir hatten es in der neuen Schule spannend gefunden. Wir verabschiedeten uns von Anna, und sie wünschte uns viel Glück. Dann gab sie uns ein silbernes Horn, in das wir blasen sollten, falls wir mal in Not gerieten. Oder doch noch
dem einen
begegneten. Ich versuchte, mehr aus Anna herauszukriegen, aber sie kniff den Mund zusammen und sagte nichts.
    Zum Abschied sangen wir Anna das Pechvogellied, und sie fand es interessant und künstlerisch wertvoll, besonders Pekkas Akkordeonspiel. Ich muss zugeben, dass mir das Lied, so wie es der Lehrer spielte, besser gefiel. Es klang bei ihm einfach nicht so sehr nach einem Buckelwal mit Husten.
    Das Schöne war dann, dass Pekkas Spiel der Frau des Lehrers den Weg zurück zu den Bussen wies. Sie konnte gerade noch aufs Trittbrett springen, bevor der Fahrer unseres Busses die Türen schloss.
    »Gott sei Dank seid ihr alle noch da«, seufzte sie, als sie sich auf ihren Sitz fallen ließ. »Was für ein schrecklicher Ort! Ich hab euch den ganzen Tag gesucht.«
    »Wir Sie auch«, sagten wir.
    »Ich hab mich glatt ein bisschen verlaufen«, gestand die Frau des Lehrers.
    »Wir uns auch«, sagten wir.
    »Wir müssen alles tun, damit wir an unsere alte Schule zurückkönnen«, sagte die Frau des Lehrers, als der Bus vom Schulhof fuhr.
    »Ich möchte unseren Lehrer zurückhaben«, sagte ich, als die Monsterschule auch aus dem Rückfenster nicht mehr zu sehen war.
    »Ich auch«, sagte die Frau des Lehrers.
    »Wir auch«, sagten die anderen.

Wer kann alles bestimmen?
    Wir saßen auf dem großen Felsen auf dem Hof des Lehrers. Ich sagte ja schon, dass es unser Lieblingsplatz ist. Genauso wie der Lehrer unser Lieblingslehrer ist und seine Frau unsere Lieblingslehrerfrau. Außerdem ist sein Kind unser Lieblingslehrerkind, und seine Hunde Koj und Ote sind unsere Lieblingshunde. Das heißt, eigentlich sind es Halbkojoten, also müsste es Lieblingshalbkojoten heißen. Jedenfalls wäre alles gut gewesen, wenn wir selbst auch in unserer Lieblingsstimmung gewesen wären, aber das waren wir leider nicht. Im Gegenteil: Wir waren traurig, dass unsere Lieblingsschule geschlossen worden war und unser Lieblingslehrer im Gefängnis saß.
    Nur ich hatte so ein Kribbeln im Bauch, weil ich mich vielleicht bald verlieben würde, aber das war eine andere Geschichte.
    »Wir müssen die Schule retten«, beschloss Hanna, die manchmal sehr entschlossen sein kann.
    »Wir müssen den Lehrer und die Direktorin retten«, beschloss ich, obwohl ich nicht halb so entschlossen bin wie Hanna.
    »Wir müssen uns selbst retten«, beschloss Timo, der hundertprozentig ein Genie ist.
    »Und wir müssen auch alle anderen Schüler retten«, beschloss Tiina, die immer so fürsorglich ist.
    »Batman wird kommen und uns alle retten«, beschloss Mika. Dann zögerte er kurz und sagte: »Das heißt, wenn meine Mutter es erlaubt.«
    »Ich knall jedem eine, dass er Feuerwehrsirenen hört, wenn ich wen retten muss«, knurrte der Rambo.
    »Ich hab gestern fast meinen Vater gerettet«, sagte Pekka.
    »Echt jetzt?«, fragte ich überrascht.
    »Er sollte wieder mit meiner Mutter ins Ballett, aber sie hat ihn nicht gefunden, und wie sie mich gefragt hat, konnte ich mich nicht mehr erinnern, wo er war«, erzählte Pekka.
    »Dann ist dein armer Vater gar nicht ins Ballett gegangen?«, fragte Tiina, die eine alte Ballettratte ist.
    »Doch«, sagte Pekka. »Als
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