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Ella und das große Rennen

Ella und das große Rennen

Titel: Ella und das große Rennen
Autoren: Timo Parvela
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eine Präsidentenbart ein bisschen weit unten«, bemerkte der Polizist.
    »Das ist jetzt kein Bart mehr«, sagte Pekka. »Das ist meine Brustbehaarung.«
    Das fanden wir eine klasse Ausrede, und der Polizist schien sie sogar zu glauben. Jedenfalls nickte er.
    »Perfekte Verkleidung, das muss man den Damen und Herren lassen«, sagte er. »Wie beruhigend zu wissen, dass die Führung unseres Landes in so guten Händen ist! – Dürfte ich trotzdem fragen, in welcher Angelegenheit gleich fünf bärtige Präsidentinnen und Präsidenten, dazu einer mit Brustbehaarung und ein leibhaftiger Batman auf unsere bescheidene Polizeiwache kommen?«
    »Das dürfen Sie«, sagte Timo echt präsidentenmäßig.
    »Erstens müssen unser Lehrer und unsere Direktorin begnadigt werden«, forderte ich.
    »Diese Forderung ist vollkommen begründet«, sagte der Polizist mit einem komischen kurzen Lachen.
    »Sie sind sofort auf freien Fuß zu setzen!«, sagte Hanna streng.
    »Sonst werden wir böse«, sagte Tiina. »Oder jedenfalls ein bisschen«, setzte sie schüchtern hinzu.
    »Von mir gibt’s was zwischen die Gitterstäbe, wenn der Lehrer nicht sofort auf freien Fuß gesetzt wird«, drohte der Rambo.
    Jetzt sah der Polizist fast ein bisschen erschrocken aus. Jedenfalls stand er auf. Er war ganz schön groß und breit. Zum Glück waren wir Präsidenten, sonst wären wir bestimmt auch erschrocken. Oder hätten gedacht, dass er uns vielleicht verhaften will.
    »Wir haben hier gerade einen Autohändler, drei lustige Räuber, einen Bauarbeiter und einen adeligen Offizier in Gewahrsam, aber keinen einzigen Lehrer«, sagte der Polizist. »Tut mir leid. Wenn die Damen und Herren möchten, begleite ich sie gerne hinaus.«
    Das überraschte uns jetzt. Wir hatten doch gesehen, wie die Polizisten den Lehrer und die Direktorin in Handschellen abgeführt hatten. Wohin hatte man die beiden denn gebracht, wenn nicht auf die Polizeiwache?
    »Ich kann die Damen und Herren auch gern nach Hause mitnehmen. Meine Schicht ist sowieso gerade zu Ende«, sagte der Polizist und nickte einem anderen Polizisten zu, der gerade aus einem Nebenzimmer kam.
    »Ich muss mich um die Sicherheit unseres Landes kümmern. Ich begleite die Damen und Herren Präsidenten nach Hause«, sagte der erste Polizist.
    »Gibt es inzwischen mehrere davon?«, fragte der zweite Polizist überrascht.
    »Sieben«, sagte der erste.
    »Wie praktisch! Dann gehen sie uns nicht so leicht aus«, freute sich der zweite.
    Der erste Polizist war dann wirklich so freundlich und fuhr uns mit seinem Polizeibus bis vor die Tür des Lehrers. Die Adresse hatten wir ihm nämlich gegeben, weil wir der Frau des Lehrers wenigstens erzählen wollten, dass ihr Mann gar nicht auf der Polizeiwache war. Darum war es auch so eine Überraschung, als er selbst die Tür aufmachte.
    »Gehören die Präsidenten hier Ihnen?«, fragte der Polizist, der freundlicherweise auch geklingelt hatte.
    Der Lehrer konnte erst gar nichts sagen. Er starrte nur auf Pekkas Brustbehaarung.
    »Präsidenten?«, fragte er, aber da stürzten wir uns schon auf ihn, um ihn zu umarmen.
    »Man fühlt sich bestimmt sicher, wenn man so viele Präsidenten um sich hat«, sagte der Polizist ein bisschen wehmütig.
    »Das muss ich zugeben«, sagte der Lehrer.
    Dann salutierte der Polizist und ging, und der Lehrer schmierte uns Brote und führte uns das neue Kinderzimmer vor. Wenn er noch die Decke gelb strich, wurde es richtig toll.
    Danach saßen wir im Wohnzimmer auf dem Sofa. Es wurde nur ein bisschen eng, als Koj und Ote und das erste Kind des Lehrers auch aufs Sofa wollten.
    »Sie sind so gesellig«, sagte der Lehrer und meinte anscheinend die Hunde
und
das Kind.
    »Es war alles nur ein Missverständnis«, berichtete der Lehrer über die Geschehnisse vom Morgen. »Sie konnten ja nicht wissen, dass die Direktorin Pekkas Mutter ist und ihm natürlich jederzeit Arbeiten im Haushalt übertragen kann.«
    Wir nickten alle, außer Pekka, der aussah, als wäre er mit dem Gesetz, das so was erlaubte, nicht wirklich einverstanden.
    »Und der Hausmeister konnte beweisen, dass der Käfig für die alten Schulmöbel und nicht für euch war«, erklärte der Lehrer weiter.
    Wir atmeten erleichtert auf. Dann war das also geklärt, und morgen wäre wieder alles wie immer. Ich überlegte mir nur noch, ob ich fragen sollte, ob sie mir im Schulamt vielleicht nachträglich noch einen Papageienstempel für meinen Aufsatz geben würden. Aber dann kam ich nicht mehr
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