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Ella in der Schule

Ella in der Schule

Titel: Ella in der Schule
Autoren: Carl Hanser Verlag
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fehlt«, sagte jemand.
    »Weiß jemand, wo er bleibt?«, fragte Hanna in die Runde.
    »Er hat gesagt, er hätte eine Überraschung für uns und dass er sich ein bisschen verspätet«, berichtete Timo.
    »Haben alle ihre Taschenlampen dabei?«, fragte Hanna.
    Überall um uns herum leuchteten helle Lichter auf.
    »Und du?«, fragte Hanna einen etwas größeren Jungen, der seine Lampe nicht hatte aufleuchten lassen.
    »Hast du eine Lampe oder nicht?«, zischte Hanna.
    Der Junge machte keinen Mucks.
    »Mach was und steh nicht rum wie ein Denkmal!«, ärgerte sich Hanna.
    »Das ist ein Denkmal«, flüsterte Timo und klopfte mit seiner Taschenlampe dagegen.
    »Wir verteilen uns gleichmäßig um den Platz!«, sagte Hanna, als wäre nichts gewesen.
    Es war ein bisschen schaurig, so mucksmäuschenstill im Dunkeln zu sitzen, obwohl ja jeder wusste, dass die anderen aus der Klasse auch alle da waren. Der Wind rüttelte an den Ästen oben in den Bäumen. Der Himmel war pechschwarz, und man konnte keine Sterne sehen. Die Minuten kamen einem vor wie Stunden.
    Dann hörten wir vom Bahnhof her Schritte. Knirsch, knarsch, kamen sie immer näher. Und plötzlich dachte ich: Was, wenn der Erpresser der Sportlehrer ist? Der Sportlehrer ist riesig groß und stark. Was könnten wir gegen den schon ausrichten?
    Eine dunkle Gestalt tauchte am Rand des Platzes auf, machte noch ein paar Schritte und blieb mit einem Seufzer stehen. Wir erkannten dieses Seufzen sofort.
    Unser Lehrer stellte seinen schweren Koffer ab, setzte sich darauf und wartete auf den Erpresser.
    Die Zeit verging. Unser Lehrer schaute abwechselnd auf sein Handgelenk und die Bahnhofsuhr. Wir hielten den Atem an.
    Die nächsten Schritte klangen anders. Und sie kamen aus der anderen Richtung, von der Stadt her, tip, tap. Der Erpresser hatte auch einen Koffer, aber einen kleineren. Was, wenn der Erpresser das Geld schon im Park in seinen Koffer umpacken wollte? Dann wäre unser ganzer schöner Plan im Eimer! Und wer weiß, was dann passierte!
    Der Erpresser näherte sich jetzt unserem Lehrer. Der Lehrer stand auf. Ich tastete nervös nach dem Druckknopf meiner Taschenlampe. Nur noch wenige Schritte. Der Erpresser blieb stehen. Er stellte seinen Koffer ab und hob die Hände.
    »Jetzt!«, schrie Hanna.
    Dann leuchteten unsere Taschenlampen auf, und alle waren auf unseren Lehrer und den Erpresser gerichtet. Die Lichtstrahlen waren wie die Fäden eines Spinnennetzes, in dessen Mitte die Spinne auf ihr Opfer lauerte. Unser Lehrer und der Erpresser erstarrten und hielten sich die Augen zu. Gerade wollten wir uns auf den Erpresser stürzen, als am Rand des Platzes noch zwei Lichter aufleuchteten. Sie waren riesig. Wer hatte wohl so tolle Taschenlampen?
    »Da sind sie«, hörten wir Pekkas Stimme von hinter den Lichtern.
    »Stehen bleiben, hier spricht die Polizei!«, sagte eine andere Stimme.
    Dann trat Pekka ins Lichternetz und hinter ihm zwei Polizisten. Jetzt trauten wir uns auch aus unseren Verstecken.
    Pekka erreichte unseren Lehrer und den Erpresser als Erster.
    »Da staunt ihr, wen ich mitgebracht habe!«, rief er und zeigte stolz auf die Polizisten. Dann verstummte er. Er hatte nämlich den Erpresser erkannt.
    »Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte unser Lehrer, nachdem er sich vom ersten Schreck erholt hatte.
    »Das würde ich auch gern wissen«, sagte die Lehrerin der B.
    Wir hatten uns im Kreis um die beiden versammelt und strahlten sie immer noch mit unseren Taschenlampen an.
    »Macht die Lampen aus!«, befahl unser Lehrer, und wir gehorchten ihm natürlich. Sogar die Polizisten gehorchten ihm. Auf einmal war alles wieder dunkel und still.
    »Könnten wir wenigstens eine Lampe anknipsen?«, fragte einer der Polizisten schüchtern.
    »Aber bitte«, sagte unser Lehrer.
    »Schön. – Und wer ist hier nun der Erpresser?«, fragte der Polizist, der seine Lampe angeknipst hatte.
    »Die da«, sagten wir im Chor und zeigten auf die Lehrerin der B.

    »Jetzt reicht’s aber bald«, sagte unser Lehrer. »Wer soll hier denn wen erpressen? Ritva und ich gehen auf Hochzeitsreise, und wenn ihr uns noch lange aufhaltet, verpassen wir unseren Zug.«
    »Hochzeitsreise?«, sagten wir im Chor.
    »Wie romantisch!«, seufzte Hanna.
    »Aber der Lehrer ist doch gar nicht verheiratet?«, wunderte sich Timo.
    »Seit heute ist er’s. Wir haben nämlich gerade geheiratet«, sagte die Lehrerin der B und zeigte ihren Ring. Er glitzerte im Schein der Polizistenlampe.
    »Süüüß!«, kreischten
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