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Ella in der Schule

Ella in der Schule

Titel: Ella in der Schule
Autoren: Carl Hanser Verlag
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zu kommen. Darüber würde er sich bestimmt freuen.
    Auf einmal tauchte Mika wieder am Fenster auf. Er hatte einen dicken Pinsel in der Hand und schrieb mit großen roten Buchstaben auf die Scheibe:
    »Bestimmt hat ihm das der Lehrer als Strafarbeit aufgegeben«, sagte Timo, der fast alles weiß.
    »Und was schreibt er da?«, wunderte ich mich.
    »Eflih«, las Pekka vor.
    »Und was soll das bedeuten?«
    »Wir fragen ihn einfach«, schlug Timo vor, und da machten wir ihm Zeichen, dass er das Fenster aufmachen soll.
    »Was hast du denn da geschrieben?«, fragte ich, als er es aufgemacht hatte.
    »Könnt ihr nicht lesen?«, wunderte sich Mika.
    »Das können wir schon, aber wir verstehen trotzdem nicht, was Eflih heißen soll«, erklärte Hanna.
    »Was was heißen soll?«, fragte Mika.
    »Eflih!«, riefen wir alle gleichzeitig.
    Ehrlich gesagt, fanden wir es komisch, dass er schon vergessen hatte, was er gerade erst geschrieben hatte. Und noch komischer war, dass er nicht mal wusste, was es bedeutete.
    »Vielleicht ist es Englisch«, schlug Mika schließlich vor. Dann überlegte er kurz und sagte: »Hört zu, ihr müsst mir helfen, ich komm hier nämlich nicht raus.«
    Da mussten wir natürlich lachen, denn das war ja der Sinn des Nachsitzens, dass man nicht herauskam. Als wir das Mika erklärten, fing er an zu weinen und behauptete steif und fest, er sitze gar nicht nach, sondern man habe ihn eingeschlossen.
    Jetzt erinnerten wir uns erst an das Versteckspiel in der Pause vor dem Austeilen der Zeugnisse. Keiner hatte mehr daran gedacht, nach Mika zu suchen, weil mitten im Spiel der Lehrer ins Klassenzimmer gekommen war.
    »Und wie ich aus dem Versteck gekommen bin, war keiner mehr da«, erklärte Mika schluchzend. »Alle Türen waren abgeschlossen, und jetzt komm ich nicht mehr raus.«
    Mika ist wirklich eine alte Heulsuse.
    »Keine Sorge, dein Zeugnis hab ich«, tröstete ihn Timo, der sich auf einmal wieder daran erinnerte, dass er Mikas Zeugnis mitgenommen hatte.
    Wir anderen fanden das sehr lustig, dass Pekka jetzt unten war und sein Zeugnis oben und Mika oben und sein Zeugnis unten. Nur Pekka und Mika konnten darüber nicht lachen.
    »Könntest du bitte mein Zeugnis runterschütteln, wo du schon oben bist?«, fragte Pekka.
    Das könne er schon, meinte Mika, aber erst müssten wir ihm versprechen, dass wir ihn nicht oben ließen, wenn Pekka sein Zeugnis wiederhatte.
    Als wir es ihm versprachen, lehnte sich Mika vorsichtig aus dem Fenster und kriegte den Ast sogar zu fassen. Aber als er ihn schüttelte, bewegte sich das Zeugnis kein bisschen. Es steckte einfach viel zu fest.
    »Du musst fester schütteln!«, rief Timo, und Mika lehnte sich noch ein bisschen weiter aus dem Fenster, bis er den Ast mit beiden Händen packen konnte. Jetzt bewegte sich das Zeugnis, aber es steckte immer noch fest. Und dann passierte etwas, womit keiner gerechnet hatte: Mika rutschte aus dem Fenster, bis er mit den Zehen drinnen am Fensterrahmen und mit den Händen draußen am Ast hing.
    »Warum macht er das denn?«, fragte Hanna verdutzt.
    »Schütteln! Du musst schütteln!«, rief Pekka.
    »Hilfe!«, schrie Mika.
    »Ich weiß jetzt, was auf der Scheibe steht«, sagte Timo, aber er hatte leider keine Zeit, es uns zu verraten, weil Mikas Zehen sich plötzlich vom Fensterrahmen lösten. Mit einem sagenhaften Schrei schwang Mika sich an dem Ast zur anderen Seite des Baumes und landete mit dem Hintern auf einem anderen Ast, der nur ein bisschen niedriger war als der, an dem er sich festgehalten hatte. Wir klatschten natürlich alle Beifall. Wir hatten nicht einmal geahnt, dass Mika so einen tollen Tarzanschrei konnte.

    »Mach das noch mal!«, rief Pekka, aber Mika schüttelte nur den Kopf und klammerte sich mit den Händen an den neuen Ast. Mika kann ganz schön stur sein. Trotzdem fanden wir es toll, wie er mit seinem Schwung Pekkas Zeugnis losgekriegt hatte. Es segelte nämlich gerade vom Baum, und man sah, dass es ein richtig guter Flieger war.
    »Danke!«, sagte Pekka, als er das Zeugnis in den Händen hielt.
    »Und was ist mit mir?«, rief Mika von dem Baum herunter.
    Wir fanden eigentlich, er hätte langsam Ruhe geben können. Ein Sommer auf dem Baum sei doch schon mal spaßiger als ein Sommer in der Schule, erklärten wir ihm, aber da fing er gleich wieder an zu weinen und sagte, er wolle den Sommer weder in der Schule noch auf dem Baum verbringen. Mika ist aber auch nie zufrieden.
    »Ihr guckt ja immer noch Löcher in die Luft«,
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