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Elkes Sommer im Sonnenhof

Elkes Sommer im Sonnenhof

Titel: Elkes Sommer im Sonnenhof
Autoren: Emma Gündel
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der Lerche nach, die soeben, einen
Meter vor Alis Nase, plötzlich schräg aufwärts in die Luft geschossen war und
sich nun singend und flügelschlagend in engen Kreislinien immer höher in die
blaue Luft emporschraubte.
    Auch Ali stand da und war ganz verblüfft. Erst
hatte er versucht, dem davonschießenden Vogel mit ein paar hohen Sprüngen nachzukommen,
nun stand er da und machte ein dummes Gesicht. Dazu lachten Elke und Katje ihn
nun auch noch aus!
    Er zog den Schwanz ein und trottete eine ganze
Weile brav hinter den Mädchen her.
    Leider hielt diese Bravheit aber nicht solange
an, bis sie alle drei glücklich im Sonnenhof angelangt waren. Die ersten Häuser
des Dorfes Eichhagen waren in Sicht, als Ali plötzlich auf und davon raste. Er
hatte eine Schar Hühner entdeckt und schien ein neues Abenteuer zu wittern. Die
Mädchen beobachteten von weitem, wie das Hühnervolk laut gackernd
auseinanderstob und von Ali verfolgt wurde.
    Elke lief, so schnell sie konnte, hinüber zu dem
einzeln stehenden kleinen Haus, zu dem die Hühner zu gehören schienen. Aber da
war das Unglück bereits geschehen: Ali hatte ein großes weißes Huhn
totgebissen!
    Schwanzwedelnd stand er neben dem verendeten
Tier und sah Elke triumphierend an, als wenn er sagen wollte: Der kleine Vogel
vorhin ist mir entwischt, aber diesen großen hier hab’ ich gekriegt! Was sagst
du nun?
    Oh, Elke sagte viel, aber nicht das, was Ali
erwarten mochte.
    „Pfui, schäm dich! Du böser Hund! Abscheulicher
Kerl! Du Mörder!“ prasselte es auf Ali nieder, und Elke nahm sogar die Leine
und gab ihm damit was aufs Fell.
    „Pfui! Pfui!“ wiederholte sie dabei. „Du hast
ein Huhn totgebissen! Pfui!“
    Inzwischen war auch Katje herangekommen, und sie
dachte sofort an die Folgen, die Alis Untat haben würde.
    „Dein Vater muß das Huhn sicher bezahlen!“ sagte
sie.
    Elke nickte. „Meinst du, daß ich in das Haus
hineingehen soll und fragen, wieviel das Huhn kostet?“
    Katje überlegte und schüttelte dann den Kopf. „Wir
wollen lieber warten, bis jemand ‘rauskommt.“
    „Und wenn niemand kommt?“
    „Dann gehen wir so weg. Die Leute denken dann
vielleicht, daß das Huhn von allein gestorben ist.“
    Elke tat ein paar Schritte auf das ärmliche
kleine Haus zu. Sie hielt Ali fest an der Leine. „Es sind noch viele Hühner da“,
sagte sie. „Ich glaube, es macht nicht viel aus, daß eins tot ist.“
    Dann standen sie noch eine Zeit abwartend da.
Als sich nach wie vor im Haus nichts rührte und auch ringsum keine
Menschenseele zu erblicken war, setzten sie ihren Weg fort.
    Kläglich genug zogen sie jetzt einher. Hunger
und Ermüdung machten sich immer mehr bemerkbar, und die Füße taten ihnen weh.
Katje war in Versuchung gewesen, ihre Schuhe wieder anzuziehen, aber sie hatte
es dann doch nicht getan. Zu allem kam nun noch Alis Schandtat hinzu. Die war
zwar von niemandem bemerkt worden, aber es war doch bedrückend, daß sie ein
Huhn auf dem Gewissen hatten. Es war ein schönes, großes Huhn gewesen, und
vielleicht hatte es immer viele Eier gelegt!
    Und dann noch eins: Wie sahen sie aus! Die
Dirndlkleider hatten vom Wälzen im Gras große grüne Flecken bekommen, und durch
das Herumspringen im Moor waren sie übersät worden mit grauen Spritzern. Ihre
Beine waren zerschrammt, die Füße schmutzig. Und Elke hatte nicht einmal mehr
Schuhe! Auch Ali sah mehr graubraun als weiß aus.
    Wenn sie beim Nachhausekommen nur nicht gerade
Achim in die Arme liefen! Der ordentliche Musterknabe würde ja in Ohnmacht
fallen, wenn er sie sah! —
     
    Natürlich liefen sie ihm in die Arme, sobald sie
den Garten des Sonnenhofes betraten.
    „Wie seht ihr bloß aus! Und wo seid ihr so lange
gewesen?“ sagte Achim entsetzt. „Wir haben schon längst Mittag gegessen.“
    „Ist es schon so spät?“ fragte Elke bestürzt.
    „Gleich zwei Uhr. Meine Mutter kann es nicht
leiden, wenn jemand nicht pünktlich zum Essen da ist.“
    Elke und Katje sahen sich betreten an.
    „Wir müssen uns entschuldigen“, sagte Elke.
    „Es ist sehr schade, daß ihr so lange weggeblieben
seid. Ich habe euch unsern Pferdestall zeigen wollen“, sagte Achim jetzt.
    Elke und Katje sahen einander überrascht an. Sie
hatten nicht erwartet, daß Achim Lust haben würde, ihnen etwas zu zeigen.
    „Du könntest vielleicht mit uns zu den Pferden gehen,
wenn wir uns umgezogen und etwas gegessen haben“, meinte Elke dann.
    Achim nickte. „Herr Kleebahn, unser Gärtner, hat
auch junge Ferkel. Wenn
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