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Elkes Sommer im Sonnenhof

Elkes Sommer im Sonnenhof

Titel: Elkes Sommer im Sonnenhof
Autoren: Emma Gündel
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ihr die vielleicht sehen mögt? Und Kaninchen und Ziegen
kann ich euch auch zeigen.“
    Nun waren die Kinder in der Nähe des Hauses
angelangt. Achims Mutter sah sie kommen und ging ihnen entgegen. „Gott sei
Dank, daß ihr heil und gesund wieder da seid!“ sagte sie erfreut. „Ich habe mir
gerade überlegt, ob wir euch nicht suchen gehen müßten.“
    Elke erklärte ihr Ausbleiben und ihr Aussehen
und entschuldigte sich.
    „Laßt’s euch nur eine Lehre sein!“ sagte Frau
Wendel und mahnte die Mädchen, ein andermal vorsichtiger und vernünftiger zu
sein.
    Die Freundinnen nickten. Sie fanden selbst, daß
der erste Vormittag reichlich stürmisch verlaufen war. Von Alis Mordtat
erzählten sie nichts. Sie hatten beschlossen, den Vorfall zu verheimlichen,
weil Ali sonst vielleicht nach Hause geschickt wurde. Denn Hunde, die Hühner
totbissen, konnte man auf dem Lande ja nicht brauchen.
    Achim sagte jetzt: „Elke und Katje wollen, daß
ich ihnen nachher den Pferdestall zeige.“
    „Das ist schön!“ Frau Wendel strich über Elkes
blonden Kopf. Sie schien sagen zu wollen: Nehmt euch meines Achim nur ein
bißchen an, er kann es brauchen.
    Dann säuberten Elke und Katje sich erst einmal
notdürftig und aßen zu Mittag. Sie waren ausgehungert und entwickelten einen
Appetit, als wenn sie seit Tagen nichts zu essen bekommen hätten. Auch der
kleine Ali fraß eine Schüssel leer, die gut und gern für einen erwachsenen Schäferhund
ausgereicht hätte. - -
    Eine Stunde später sah man den Freundinnen von
ihrer vormittäglichen Abenteuerfahrt nichts mehr an. Sie waren von Kopf bis Fuß
frisch angezogen. Auch ihre Füße taten ihnen nicht mehr weh. Sie hatten sie in
warmem Seifenwasser baden müssen, damit eine mögliche Verunreinigung der
kleinen Kratzer, die sie davongetragen hatten, keinen Schaden anrichten konnte.
    Dann lagen sie bis zur Kaffeestunde in den
Liegestühlen, die Achim auch heute für sie auf der sonnigen Terrasse
bereitgestellt hatte.
    Nanu? Sie lagen nun doch in den Liegestühlen,
die sie gestern verschmäht hatten?
    Und wie faul und wohlig sie dalagen!
     
     
     

DIE
RITTERBURG
     
     
    Nun waren Elke und Katje schon über acht Tage im
Sonnenhof. Sie wußten, wo die schönsten Gänseblümchen blühten — die mit einer
rosenroten Rückseite! — , sie kannten den Knick am Fiaferfeld, wo es blau von
Veilchen war, und sie kannten auch die schönsten Stiefmütterchenplätze rings um
den Sonnenhof. In ihrem Zimmer standen immer kleine Vasen mit Wiesenblumen.
    Natürlich kannten sie auch die Tiere der ganzen
Nachbarschaft. Die sechs Pferde, die in Wendels Stall standen, waren einfach
herrlich. Spiegelblank war ihr Fell, und sie hatten lange Schweife. Schon vom
dritten Tage an drehten sie in ihren Ständen den Kopf nach Elke um, weil sie
wußten, daß sie ihnen ein Stück Zucker brachte. Katje wagte sich nicht so nahe
hin, sie hatte Angst. Die Pferde waren ja geradezu riesig, wenn man so dicht
neben ihnen stand! Wie leicht könnten sie zubeißen, wenn sie ihre Köpfe
umwandten, und wie leicht mit ihren starken Beinen schlagen!
    Elke war ganz anders. Sie las als erstes die
Namen ab, die auf kleinen Holztafeln über den Plätzen der Pferde standen, und
redete dann jedes mit seinem Namen an. Sie klopfte ihnen Hals und Rücken und
reichte ihnen auf der flachen Hand Kuchen- und Schwarzbrotstücke.
    Sie war nicht bange. Auch als die Stute „Swatti“
ihr beim Verlassen des Standes übermütig den Weg versperrte, indem sie einmal
rechts und das andere Mal links ihre Hinterbeine an die Holzwand drückte, je
nachdem, wo Elke vorbei wollte, lachte sie nur. Freilich, Achim stand dabei und
beobachtete sie. Vor ihm hätte sie sich nie im Leben eine Blöße gegeben, auch
wenn sie noch so ängstlich gewesen wäre! Der Kutscher Friedrich kam dann herein
und tat einen Pfiff, und da ließ Swatti Elke artig vorbei. —
     
    Das Verhältnis zu Achim war übrigens schon
besser geworden. Er war im Grund seines Wesens ein netterer Junge, als es
zuerst den Anschein gehabt hatte. Er war etwas schüchtern veranlagt und als
einziges Kind wohlhabender Eltern gewohnt, selbst Mittelpunkt zu sein, und er
wußte einfach nicht, wie er sich den gleichaltrigen Mädchen gegenüber benehmen
sollte. Er hatte es erst einmal mit Großartigkeit versucht, hatte dann aber
bald gemerkt, daß sein gespreiztes Dicketun auf die beiden durchaus keinen
Eindruck machte. Da war er schnell wesentlich bescheidener geworden. Und
Gesichter schnitt er auch
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