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Elkes Sommer im Sonnenhof

Elkes Sommer im Sonnenhof

Titel: Elkes Sommer im Sonnenhof
Autoren: Emma Gündel
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allen von
dem Anruf.
    Elke vollführte einen wahren Indianertanz, als
sie von Achims Erfolg hörte.
    Es wäre aber auch wirklich traurig gewesen, wenn
Achim nach all dem Schönen, das die Kinder in diesem Sommer gemeinsam erlebt
hatten, enttäuscht und niedergeschlagen von der Prüfung hätte nach Hause
zurückkehren müssen.
    Elke konnte kaum den Augenblick erwarten, wo sie
ihre wunderbare Glückslocke zurückbekommen würde.
    „Du, Achim“, sagte sie, als der Junge nach
seiner Heimkehr aus Lübeck ganz genau beschrieben hatte, wie es bei der Prüfung
zugegangen war, „nun gib mir auch meine Glückslocke wieder!“
    „Ja“, sagte Achim und begann, alle seine Taschen
auszuleeren.
    „Du hattest sie doch in deine Federtasche
gelegt!“ erinnerte Elke ihn.
    „Ja — aber da war sie zuletzt nicht mehr drin.
Ich muß sie in ein Heft oder in ein Buch gelegt haben“, meinte Achim.
    Er begann seine Bücher durchzublättern. Elke und
Katje blätterten mit.
    Die ganze Familie, Herr Berge eingeschlossen,
blätterte und suchte schließlich. Die Locke blieb verschwunden.
    „Ich muß sie verloren haben“, sagte Achim
kleinlaut.
    Elke antwortete nicht. Um ihren Mund zuckte es.
Sie war dem Weinen nahe. Achim hatte ihre Glückslocke verloren? Sie konnte es
einfach nicht fassen!
    Onkel Hannes entging ihre Enttäuschung nicht.
    „Na, die Locke hat ja nun ihre Dienste getan!“
Er strich Elke tröstend über den Kopf. „Sie hat euch den ganzen Sommer über
gutes Wetter beschert, und sie hat Emilies Vater und Achim Glück gebracht — mehr
kann man von so einer kleinen Locke eigentlich nicht erwarten!“
    Um Elkes Mund zuckte es stärker, aber sie blieb
tapfer. Sie weinte nicht.
    „Entschuldige, bitte!“ sagte Achim kläglich.
    „Du kannst wohl nichts dafür“, sagte Elke
entgegenkommend, obwohl sie betrübt war.
    Tante Irmgard freute sich sehr, daß Elke das
sagte.
    „Nicht wahr, du bist Achim nicht böse?“ Sie nahm
das enttäuschte kleine Mädchen in die Arme. „Achim ist bei der Prüfung so
aufgeregt gewesen, und da hat er vergessen, auf die Locke so achtzugeben, wie
er es eigentlich hätte tun müssen. Du verstehst das, nicht wahr?“
    Elke nickte. - -
     
    Dennoch drohte der Verlust der Glückslocke einen
kleinen Schatten über die letzten beiden Wochen von Elkes und Katjes Aufenthalt
im Sonnenhof zu werfen. Und da war es gut, daß Onkel Bernhard auch auf seiner
Rückreise von Schweden bei Wendels einkehrte.
    Natürlich erzählte ihm Elke als allererstes, was
mit ihrer wunderbaren Locke geschehen war.
    Der Onkel nahm ihre Eröffnung aber ganz und gar
nicht tragisch.
    „Ach, du mein kleiner dummer Peter!“ sagte er. „Das
mit der Locke war doch nur Spaß. Als du mir damals aus Hamburg so traurig
geschrieben hast, daß das Wetter immer so schlecht wäre, habe ich euch nur ein
bißchen Mut machen wollen.“
    Elke sah ihren Onkel ungläubig an.
    „Ja, wirklich!“ lachte er. „Ich habe es mir nur
ausgedacht, daß die Haare von Alis erstem Fell Glück bringen würden.“
    Elke schüttelte den Kopf.
    „Das glaube ich nicht!“ sagte sie. „Denn sie
haben doch Glück gebracht. Emilies Vater bestimmt!“
    Der Maler sah lächelnd vor sich hin. Sollte er
Elke erzählen, daß er sich darum bemüht hatte, dem Vater von der Freundin
seiner lieben Elke die Stellung zu verschaffen? — Ach nein! Warum?
    Laut sagte er:
    „Ich will dir mal was sagen, mein Mädel. Wenn du
durchaus der Meinung bist, daß Alis Haare von seinem ersten Fell doch Glück
bringen, so brauchst du nur an eines zu denken: Um die Schnauze herum sind Alis
Haare nie abgeschnitten worden. Da hat er also noch eine ganze Menge Haare von
seinem ersten Fell sitzen. Wir können ihm Glückslocken abschneiden, soviel wir
wollen, wenn wir welche brauchen.“
    „Ach ja, das ist wahr!“ sagte Elke erfreut.
    „Trotzdem finde ich, daß wir Alis schönen dicken
Schnauzbart so lassen, wie er ist“, schlug der Onkel vor. „Der ganze Ali gehört
dir ja und mit ihm sämtliche Glückslocken, die er auf sich sitzen hat!“
    „Ja, das ist auch wahr“, gab Elke zu.
    „Außerdem wollen wir eines nicht vergessen,
meine Elke“, fuhr der Onkel fort. „Das mit der Glückslocke war ein Scherz von
mir und zu eurer Aufmunterung gedacht. Es wäre auch ohne die Glückslocke alles
gut gegangen. Die Hauptsache ist ja doch, daß wir uns bei allem immer selber
viel Mühe geben und im übrigen auf die Hilfe des lieben Gottes vertrauen. Dann
kommen wir auch ohne das Glück aus,
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