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Elke versteht das

Titel: Elke versteht das
Autoren: Wolfgang Brenner
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nicht mehr voneinander
     lassen können. Elke, das ist Liebe. Mit denen, die sich heute verlieben und morgen feststellen, dass nicht mal ihre Bettwäsche
     zueinanderpasst, haben wir nichts zu tun. Wir sind gereift in den Stahlgewittern unserer Beziehung. Kannst du dich noch erinnern,
     wie ich damals mitten in der Nacht und bei strömendem Regen zu deiner Mutter geeilt bin, um dich zurückzuholen, nachdem du
     mich verlassen hattest, weil ich   …«
    »Was soll das? Nachts bei strömendem Regen? Du warst doch nicht zu Fuß unterwegs, oder? Und dein Golf hatte Scheinwerfer.«
    »Ja, schon. Aber   …«
    Elke sprang auf. Sie war nun richtig wütend. »Für mich ist der Valentinstag so etwas wie für andere ihr Hochzeitstag.«
    »Aber wir sind doch gar nicht verheiratet, Elke.« Schmalenbach versuchte, seiner Stimme einen verständnisvollen und gleichzeitig
     abgeklärten Ton zu verleihen. Elke sollte wissen, dass sie in ihm einen Partner hatte, der sie auffing, der ihre Schrullen
     verstand, der aber auch rechtzeitig die Notbremse zog – wie jetzt, wo sie sich in diesen Quatsch mit dem Valentinstag hineinsteigerte.
    Irgendwie schien ihm dieser schwierige Kraftakt auch zu gelingen. Bis   …
    »Gerade weil wir nicht verheiratet sind, nehme ich diesen Valentinstag so wichtig, du Blödmann!«, fuhr Elke ihn an.
    Ach so.
    »Wir sind nicht verheiratet. Wir haben keine Kinder. Was bleibt denn da noch?«, fragte sie. »Dass wir sonntags gemeinsam frühstücken
     und du mir ein weich gekochtes Ei servierst? Das hat Dieter Bohlen für Verona Feldbusch auch getan.«
    Irgendwie hatte Elke ja recht, und irgendwie war er ein unsensibler Trottel. Aber musste sie deshalb gleich so schreien? »Aber
     unser Leben ist doch in Ordnung. Haben wir nicht regelmäßig Sex? Und dann auch noch miteinander. Das ist nicht so selbstverständlich,
     wie du glaubst, Elke. Haben wir nicht beide wunderbare Jobs? Ich in der Werbeagentur   …«
    »Sich Tag für Tag hirnlose Slogans für Tütensuppen ausdenken – ist das das, was du dir erträumt hast? Damals hattest du zwar
     nur ein nutzloses Magisterzeugnis, aber den Kopf voller Flausen. Und was ist daraus geworden? Einer, der stolz darauf ist,
     dass seine unreinen Reime auf Plakatwänden zu lesen sind.«
    Mann, war Elke diesmal stur.
    »Es geht ja weniger um mich als um dich. Du hast doch eine Arbeit, in der du ganz aufgehst. Wenn ich nur daran denke, welche
     Mühe du dir mit den Grünpflanzen in eurem Großraumbüro gegeben hast   …«
    »Und was war der Lohn dafür? Neid und Missgunst von meinen unterbelichteten Kolleginnen   …«
    Es gab ja noch anderes im Leben als die Arbeitswelt.
    »Wer kann schon von sich sagen, dass er einen solchinteressanten Freundeskreis hat wie wir? Pfeifenberger, ein Cartoonist, ein kreativer Berserker, aber auch ein hochsensibler
     Mensch, mit dem man über alles reden kann   …«
    »Aber nur so lange er das große Wort führen und von seinen angeblichen Heldentaten im Bett berichten darf.«
    Gut, Schmalenbachs bester Freund Pfeifenberger war vielleicht nicht das allerbeste Beispiel. Aber was war mit Germersheimer,
     der unentwegt dicke Wälzer aus dem Dreißigjährigen Krieg verfasste?
    Elke winkte ab. »Ein blutarmer Bücherwurm, der seit Jahrzehnten Bücher schreibt, die kein Verlag verlegen will.« Schmalenbach
     hätte es wissen müssen: Elke stand auf den Erfolg.
    »Dann nimm Manderscheid! Der Mann ist in allen Talkshows, und seine Intrigen auf den internationalen Festivals sind Kult.
     Früher seid ihr beide oft Arm in Arm über die Zeil gelaufen. Ihr habt so viele gemeinsame Interessen: Medien, Glamour, Literatur   …«
    »Und Männer«, sagte Elke kühl.
    Irgendwie war ihr gerade nicht zu helfen.
    Schmalenbach seufzte. »Ich verstehe ja, dass dich meine Reserve gegenüber dem Valentinstag kränkt   …«
    »Reserve nennst du das?! Du hast ihn einfach vergessen. Den wichtigsten Tag des Jahres. Zumindest für Liebende.« Wenn er das
     gewusst hätte, hätte er bei »Amazon« einen Strauß Feldblumen bestellt, und Elke wäre sicher vor lauter Rührung dahingeschmolzen.
     Aber Schmalenbach war eben nicht der Typ, der den bequemen Weg ging.
    »Weißt du überhaupt, dass Pfeifenberger sich an einem Valentinstag von seiner Carola getrennt hat?«, fragte er – und lauerte.
    »Ja, das muss 1978 gewesen sein. Es hat ihn vierzehn Tage Gomera mit Vollpension gekostet, bis Carola bereit war, ihm zu verzeihen.
     Ich habe ihr damals dringend
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