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Elke im Seewind

Elke im Seewind

Titel: Elke im Seewind
Autoren: Emma Gündel
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beiden Schwestern sowieso an die See, an die Ostsee. Wie der Ort heißt, hat sie vergessen, aber sie werden in einer Pension wohnen, die „Schloß am Meer“ heißt. Käte macht im Gedanken daran schon ein ganz vornehmes Gesicht.
    Auch die fünfte im Bunde, Hilde Martens, ist nicht weiter geknickt darüber, daß ihr die Seereise entgangen ist. Sie hat Onkel und Tante auf dem Lande, und die haben einen feinen Laden. So einen richtigen Dorfladen, in dem es alles gibt. Sie bekommt immer viel geschenkt von Onkel und Tante, wenn sie da ist.
    Und nun wollen wir acht Tage überspringen und schnell einmal Fräulein Brunkhorst, die an ihrem Schreibtisch sitzt und einen Brief schreibt, über die Schulter schauen. Die Lehrerin schreibt an ihre Schwester, Frau Petermann in Nebel auf Amrum, und in ihrem Brief heißt es:
    „Es bleibt also alles so wie bei meiner ersten Nachricht. Die Kinder Ruth Behne, Lotti Krause und Elke Tadsen haben von ihren Eltern die Erlaubnis erhalten, die Reise nach Amrum zu machen. Als viertes Mädel wird Katje Reimers, auch eine frühere Schülerin von mir, mitkommen. Ich hatte es mir schon halb gedacht, daß Elke Tadsens Eltern, die in recht guten Verhältnissen leben, den Freiplatz ihrer Tochter in irgendeiner Form einem anderen Kinde zugutekommen lassen würden. Als Tag der Abreise aus Hamburg soll der 16. Juli bleiben. Hin fahren die Mädels mit dem Schiff und zurück mit der Eisenbahn. Alle vier freuen sich sehr auf die Reise.“
    Ein paar Zeilen weiter heißt es im Brief: „Mutters Vorschlag, selber auch mit nach Amrum zu kommen und meine Reise ins Weserbergland dafür aufzugeben, will ich mir durch den Kopf gehen lassen. Vielleicht mache ich es so, daß ich meine Ferien teile und sie halb fürs Gebirge, halb für die See verwende. Es könnte wahrscheinlich nichts schaden, wenn ich Mutter die Aufsicht über die Kinder ein bißchen mit abnähme. Wenn ich auch sagen muß, daß es da wahrscheinlich nicht viel aufzupassen geben wird. Die Kinder gehen mit Euren anderen Badegästen an den Strand, buddeln dort im Sand, bauen Burgen, baden unter der Aufsicht des Bademeisters und trudeln zu den Mahlzeiten mit Euren anderen Gästen wieder in der .Halligblume’ ein. Und außerdem sind zwölfjährige Mädels heutzutage ja keine kleinen Kinder mehr. Man kann von ihnen durchaus schon erwarten, daß sie sich in einer gewissen Selbständigkeit bewähren werden.“
    Soweit Fräulein Brunkhorsts Brief.
    Der Frühling vergeht für die erwartungsfrohen Kinder schnell, und im Nu ist der große Tag da, wo in allen Hamburger Schulen ein lang anhaltendes Klingelzeichen ertönt. Das verkündet das Allerschönste vom ganzen Schuljahr: Die großen Ferien sind dal
    In Elkes Schule ist es üblich, daß in der Andacht, die die Sommerferien einleitet, jedesmal der Choral .Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser schönen Sommerzeit in deines Gottes Garten“ gesungen wird. Es ist jedesmal ein mit brausender Begeisterung gesungenes Lied, und einige Kinder schreien geradezu in ihrer übergroßen Vorfreude auf all das Schöne und auf die goldene Freiheit, die ihnen aus fünf langen Ferienwochen entgegenwinkt — zum Entsetzen des Gesanglehrers natürlich. Auch Elke gehört dieses Jahr zu den Schreihälsen. Sie weiß es, kann sich aber nicht bezähmen. Es ist zu — zu — zu schön, daß sie vier, bloß vier Mädels allein nach Amrum reisen dürfen. Was sie alles unternehmen wollen! Sie weiß schon etwas ganz Großartiges. Aber das hat sie noch nicht einmal Katje verraten.

Zweites Kapitel

SONNENSCHEIN UND WEISSE MÖWEN

    Der große, weiße Nordseebäderdampfer, die „Königin Luise“, dampft ruhig stromabwärts. Vor etwa einer Stunde hat er die St.-Pauli-Landungsbrücken in Hamburg verlassen. Vorbei ist es gegangen bei den Docks und Werften des linken Elbufers und bei den hohen Kühl- und Lagerhäusern gegenüber. Auf der rechten Elbseite ist dann das schöne grüne Steilufer sichtbar geworden mit den weißschimmernden Reihen der Lotsenhäuser und mit seinen vornehmen, großen Landsitzen. Jetzt sieht man aber schon seit einer ganzen Weile rechts und links flaches, grünes Land, in das rotschimmernde Ortschaften mit kleinen Kirchtürmen und hohen Leuchttürmen eingebettet liegen. Wer hinten am Heck des Schiffes steht, kann in der graublau schimmernden Ferne des Hintergrundes gerade eben noch die ragenden dunklen Linien der Dockwände und Kräne und Helgen erkennen.
    Aber Elke und ihre drei Reisegefährtinnen stehen
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