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Elke im Seewind

Elke im Seewind

Titel: Elke im Seewind
Autoren: Emma Gündel
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ist an dieser Stelle leicht mit Wasser bedeckt, und Katje bemerkt die Flasche nicht. Um einer Qualle auszuweichen, macht sie einen kleinen Sprung und springt gerade in die scharfe Kante der zerbrochenen Flasche hinein. Das Fleisch unter der Ferse blutet stark und schmerzt auch ziemlich heftig. Wie soll Katje nun den weiten Weg nach Hause zurücklegen? Die Kinder beschließen, Katje auf „goldenem Stuhl“ zu tragen, wie sie es nennen, nämlich auf den verschlungenen Händen von je zweien von ihnen — immer abwechselnd. Und so wird es. Katje braucht auf dem ganzen langen Weg ihren zerschnittenen Fuß nicht auf den Boden zu setzen.
    Draußen an dem blinkenden Rand zwischen dem Watt und dem zurückgetretenen Meer hocken dicht gedrängt die Scharen von Seevögeln. Es würde lohnend sein, sich ganz behutsam näher an sie heranzupirschen, aber unsere Gesellschaft ist ja anders beschäftigt. Nun, sie übt sich im Samariterdienst, und das ist ja auch ganz gewiß erfreuliches Tun.
    Die arme Katje bekommt in der „Halligblume“ vom Arzt einen Verband angelegt. Das Ganze ist keine ernste Angelegenheit, aber Katje muß sich für den Rest des Tages in einen Liegestuhl packen lassen. Sie weiß sich darüber zu trösten. Im Garten zu liegen und zu lesen, hat sie sich eigentlich schon lange gewünscht — ganz schön, daß vor der Abreise doch noch was draus wird.
    Elke kann Katje heute nachmittag nicht Gesellschaft leisten. Sie hat damit zu tun, ihren und Katjes Koffer zu packen und die Kartons zurechtzumachen, die sie außerdem mit nach Hause nehmen wollen, voll Muscheln, See-sternen und Heidekraut. Katje hat auch nicht vergessen, für ihre Mutter einen Kranz aus kleinen gelben Strohblumen zu flechten. Elke will auch noch zum Leuchtturmwärter. Der hat es vielleicht übel genommen, daß sie niemals gekommen sind, um den Leuchtturm zu besteigen und sich oben die schöne Aussicht erklären zu lassen, aber das lag am Wetter und auch an der Robinsonaufführung. Elke möchte den netten Leuten gern auf Wiedersehen sagen. Wie schon erwähnt, hat sie die Hoffnung, daß Herr Franz ihr bei der Gelegenheit vielleicht einen von seinen vielen Kanarienvögeln schenkt. Aber aus Elkes Besuch bei den Leuchtturmwärtersleuten wird nichts. Sie erfährt von Frau Petermann, daß sie in diesen Tagen zu einer goldenen Hochzeit weggereist sind. Der Leuchtturm wird für die Zeit ihrer Abwesenheit von einem alten pensionierten Leuchtturmwärter betreut. Elke erzählt, daß sie recht gehofft hätte, einen von den vielen Kanarienvögeln geschenkt zu bekommen, aber da lacht Frau Petermann und sagt, den hätte sie sowieso nicht bekommen. Herr Franz vertraut seine Tiere niemand Fremdem an, und Kindern — wer es auch sei — schon gar nicht.
    Als die Koffer fertig gepackt dastehen, beschließt Elke, anstatt zum Leuchtturm dann noch eben mal zur Robinsonburg hinzulaufen und nachzusehen, ob Boxer sich sein Futter abgeholt hat.
    Wer kommt mit? Es ist ein ziemlich weiter Weg hin und zurück zur Pantoffelburg, und Ruth hat wenig Neigung mitzugehen. Lotti indessen erklärt sich bereit. Sie wird dann auch wohl endlich Gelegenheit finden, Elke zu erzählen, wie das alles mit der Uhr gewesen ist. Fräulein Brunkhorst hat schon nachgefragt. Lotti weiß auch, daß die Lehrerin nach der Rückkehr nach Hamburg ihre Eltern aufsuchen wird. Ja, ja, Lotti hat sich allerlei eingebrockt und dabei hat sie ja noch ausgesprochenes Glück gehabt, weil Elke sich als eine so versöhnliche Kameradin bewährte. Elke hat ihr Versprechen wirklich eingehalten, sie hat bisher niemand erzählt, daß sie ihre Uhr wieder hat — Katje allerdings ausgenommen. Aber auch Katje weiß nur, daß die Uhr wieder „abgegeben“ ist und daß niemand wissen soll, wie alles gewesen ist.
    Lottis Bericht auf dem Wege hin zu der Düne, wo die Robinsonburg ist, übertrifft Elkes Vorstellungen bei weitem. Nein, so wasl Was daraus alles geworden ist, daß Lotti die Uhr weggenommen hat. Die arme Lotti — was muß sie bloß für Angst ausgestanden habenl
    Die arme Lotti! Ja, das ist Elkes hauptsächlicher Eindruck, und wir müssen danach wohl annehmen, daß Lotti es sich angelegen sein ließ, ihre eigenen Nöte und Bedrängnisse in den Vordergrund zu rücken.
    Das Futter in Boxers „Gehege“ liegt unberührt. Schade, denkt Elke, sagt dann aber im nächsten Augenblick auch schon: „Ich glaube, Boxer kommt doch noch mal wieder hierher. Dann ist das Gras Heu geworden. Aber Heu mag Boxer auch gern.“
    Nach
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